Frühstücken

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Jetzt

Joey

„Joey" ,die fröhliche Stimme meiner Tante weckte mich auf. Sie klopfte gegen meine Tür und rief noch einmal: „Joey wenn du wach bist in zehn Minuten gibt es Frühstück."

Seufzend vergrub ich meinen Kopf tiefer im Kissen, liebend gerne hätte ich einfach weiter geschlafen und die Worte meiner Tante ignoriert. Doch das wäre nicht besonders höflich, fast konnte ich schon die Stimme von meiner Mutter im Ohr hören: „So haben wir dich aber sicher nicht erzogen."

Also gab ich auf und rollte mich aus meinem Bett. Im Gang war es leise und nur mit Boxershorts bekleidet lief ich ins Bad. Zu meinem Glück war es gerade frei und ich konnte schnell unter die Dusche springen. Auch heute war ein warmer Tag und mit meinen Basketballhosen und einem weißen T-Shirt bekleidet, beeilte ich mich nach unten zu kommen. Schon an der Treppe konnte ich gebratenen Speck und Eier riechen. Wenigstens ein kleiner Lohn für mein frühes Aufstehen. Naja...als ich auf die Uhr im Flur sah musste ich leider zugeben dass es schon 10 Uhr war. Ich hatte keine Pflichten zu erledigen. Bei Onkel Chris würde ich erst morgen anfangen. Also konnte ich den heutigen Tag noch verplempern.

Unten in der Küche saßen Tante Rachel, Onkel Chris und Jessica. Ich ließ mich auf einen der Stühle fallen und begrüßte alle mit einem mehr oder minder fröhlichen: „Guten Morgen".

Tante Rachel lachte als sie in meine verschlafenen Augen blickten und auch Jess lächelte teuflisch. Die Kleine heckte doch irgendwas aus. Meinen Misstrauischen Blick ignorierte sie komplett. Onkel Chris hatte so etwas wie Mitgefühl im Blick.

Brummend schnappte ich mir einen Beagel und bestrich ihn mit Frischkäse. Wenn ich wieder in Deutschland war musste ich unbedingt eine Bäckerei oder so finden die ebenfalls Beagel im Angebot hatte.

„Und wie war die Party?" unterbrach Tante Rachel die morgendliche Stille, „Ethan ist immer noch nicht aufgestanden."

Mein Lächeln hätte eigentlich gar nicht halbherzig enden sollen, schließlich hatte ich eine kurze Zeit lang wirklich sehr viel Spaß gehabt. Doch dann musste ich daran denken wie Caty mich einfach hatte stehen lassen. Mit diesem verschlossenen Augen die einfach nichts über sie preisgeben wollten.

„Lustig, nein wirklich es war gut."

Tante Rachels Miene hellte sich wieder auf: „Das freut mich. Ist irgendwas spannendes passiert?"

„Ja" , mischte sich jetzt auch Jess ein, „gab es eine Prügelei?" Ihr Grinsen verstärkte sich, was wusste die Kleine?

Mit erhobener Augenbraue beobachtete ich meine jüngere Cousine: „Willst du auf irgendetwas Bestimmtes raus?"

„Vielleicht."

Ich war mir bewusst das meine Tante und mein Onkel uns amüsiert zusahen. Trotzdem beugte ich mich zu Jess hinunter und mustere sie genau: „Spucks schon aus Kleine."

„Naja" ,begann sie, „es ist an unserer Schule kein Geheimnis das unser lieber Ethan ein kleines Problem mit seiner aktuellen Freundin und seiner Ex hat. Allgemein wetten viele ob es zu einem Fight zwischen den zwei kommt."

Ich konnte mir ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen: „Da muss ich dich wohl enttäuschen ich habe keine prügelnde Mädchen gesehen."

Kurz muss ich an die Szene mit Caty und Chloe denken und mir kommt erst jetzt der Gedanke...

„Warte mal, wer genau ist Ethans Verflossene?"

Rachel und Chris haben sich inzwischen aus unserem Gespräch ausgeklingt und überlegen was sie heute machen könnten. Jessica beugt sich verschwörerisch zu mir hinüber: „Caty Wilson."

Schwer ließ ich mich in meinem Stuhl zurück sinken und betrachtete das Essen auf meinem Teller. So viele Zufälle kann es ja wohl fast nicht geben: „Caty ist klein, blond, ziemlich hübsch und.."

„...Kalt wie ein Eisklotz?" Jessica nickte belehrend, „Jap, das ist Caty. Hast du sie getroffen?"

Etwas verwirrt strich ich mir durch die Haare, das hatte die ganze Sache noch ein Stück komplizierter gemacht. Caty die Exfreundin von Ethan, kein Wunder das sie nicht gut mit Chloe konnte.

Erst da fiel mir auf das Jess immer noch auf einen Antwort von mir wartete und ich nickte ihr bestätigend zu: „Ja, ich habe sie getroffen." Nur schon früher. In New York. Wo sie mir so ganz anders erschien, als hier in ihrem gewohnte Umfeld.

Nachdenklich stochterte Jess in ihrem Essen herum und ich machte ihr nach und verschlang erst mein Ei und dann den Beagel.

Ich war so vertieft in mein Essen, dass mir erst auffiel das Jess und ich allein am Tisch saßen als sie mir ihren Ellbogen in die Seite rammte.

Verärgert schaute ich zu ihr hinunter. Die Kleine erlaubte sich inzwischen wirklich zu viele Sachen. Hätte sie vor ihrem älteren Cousin nicht etwas mehr Respekt haben können?

„Was ist den?" motzte ich sie genervt an. Natürlich störte sie das nicht im geringsten, sie kam mir nur näher und flüsterte dann leise: „Weißt du Joey, Caty war nicht immer so...naja sie war nicht immer so ein Miststück."

Meine Neugierde war geweckt und ich hörte aufmerksam zu.

„Bevor und während ihrer Beziehung mit Ethan war sie eigentlich eine richtig Süße. Total lieb und nett, offen und freundlich. Ich hatte sie ziemlich gern."

Jess klang  traurig, sie hatte wohl auch etwas verloren als Ethan mit Caty Schluss gemacht hatte. Vielleicht sogar eine Freundin.

„Aber?"

Denn war da nicht immer ein Aber?

Doch Jess schüttelte den Kopf: „Kein Aber. Sie war richtig toll und alle mochten sie. Doch irgendwas ist da wohl gewaltig schlief gelaufen, ihre Familie ist auseinander gebrochen. Sie hat zwei ältere Brüder doch die leben weit weg bei ihrer Mutter. Sie ist allein mit ihrem Vater und der hat sich auch irgendwie verändert. Dann ach keine Ahnung, Ethan und sie haben Schluss gemacht und ein Monat später war sie diese andere Caty."

Jetzt war Jess die Traurigkeit darüber deutlich anzusehen.

Sie zuckte mit den Schultern und starrte auf ihren Teller. Toll, jetzt hatte ich mit meiner Fragerei meiner Cousine den Tag versaut. Das musste ich sofort wieder ändern. Ich sprang von meinem Stuhl auf, packte Jess an der Hand und zog sie mit mir in den Flur. Dort griff ich nach meinen Schuhen und dem Basketball: „Lust auf ein bisschen Training?"

Die Begeisterung war Zeichen genug.

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Ist Joey ein guter Cousin?
Was denkt ihr?


The nice guyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt