Fremd und doch vertraut

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Caty

Fast schon schwerelos schwebte ich die Treppe in mein Zimmer hoch. Heute war einfach...das war einfach...gut gewesen. So gut wie schon lange nichts mehr. Ich hatte es geschafft meine Sorgen und meine Ängste zu verdrängen und Spaß zu haben.
Und dann dieser Kuss. Gott, das hatte sich so gut angefühlt, so richtig. Okay, über den Spitznamen ließ sich streiten. Ich meine: Sparkle? Sein Ernst? Ich bin doch kein Einhorn. Anderseits...Joey hatte sich dabei etwas gedacht, er hatte an mich gedacht. Überlegt was zu mir passte und ihm war nicht sofort Schlampe, Zicke, Dumme Kuh in den Sinn gekommen sondern Sparkle. Funkeln. Fast wie ein Diamant.
Mit einem sehr...mädchenhaften Seufzer lließ ich mich auf mein Bett fallen und schloss meinen Augen. Ich konnte noch spüren wie seine Lippen auf meinen lagen, seine Hände mein Gesicht umschlossen, so als wäre ich wertvoll. Nich wert weg geschmissen zu werden.

Einige Stunden früher (eine kleine Erinnerung)

„Sollen wir langsam nach Hause fahren Sparkle?"
Ich kuschelte mich enger an ihn, ich wollte hier nicht weg, wer wusste schon was daheim wieder alles schief gehen konnte. Er lachte leise in meine Haare und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel: „Ich will auch nicht gehen, doch es wird wirklich Zeit."
„Na gut" murrte ich wie ein eingeschnapptes Kind. Sprang dann aber schnell auf und streckte ihm meine Hand entgegen. Bevor ich auch nur auf die Idee kommen konnte mir komsich vorzukommen, hatte Joey sie genommen und war neben mich getreten. Mit gesenktem Kopf schaute er unsere ineinander verschlugenen Finger an, blickte dann auf und lächelte einen Hauch zu zufrieden.

„Was?" ,fragte ich ihn misstrauisch, Joey ignorierte das vollkommen.
„Gehen wir jetzt?"
„Sicher" ,brummte er, legte dann einen Arm um meine Schultern und zog mich mit sich.

Mit einem warmen Gefühl in meinem Bauch rollte ich mich auf die Seite und eng zusammen. Er fehlte mir jetzt schon, seine positive Aura, seine tiefe Stimme, seine Arme um mich. Erschöpft schloss ich die Augen und glitt in einen tiefen traumvollen Schlaf.


Joey

Müde starrte ich an die Decke ohne einschlafen zu können. Das heute war...perfekt gewesen. Perfekt auf eine Art die ich niemals wirklich niemals erwartet hatte. Es war komplett anders gewesen als ich gedacht hatte. Anders als mit Marie und anders als in meinen Vorstellungen. Caty und ich...wir hatten einfach gut gepasst. Auf einzigartige Weise hatte ich jemand gefunden. Ich schätzte dieses Mädchen nicht nur, ich wollte unbedingt Zeit mit ihr verbringen. Sehen wie sie tickte, herausfinden was sie ausmachte. Ich wollte alles wissen und vorallem wollte ich das Recht haben sie Sparkle zu nennen. Ich wollte das Recht haben mit ihr auf Dates zu gehen, eine schöne Zeit zu haben. Ich wollte das Recht sie von der Schule abzuholen, sie zu küssen und zu umarmen, sie mein Mädchen nennen zu können.
Und eigentlich trennten mich nur zwei Dinge davon. Zwei riesige Sachen die ich selbst nicht beeinflussen konnte. Scheiße, das konnte alles noch ziemlich kompliziert werden. Wie Anna schon gesagt hatte, musste ich unbedingt mit Ethan reden. Wenn er kein Problem damit haben würde, dann...
Nun gut ich sollte mich wohl nicht selbst anlügen, er würde was dagegen haben, doch das würde mich nicht aufhalten. Es ging um wesentlich mehr als um ihn und auch wenn es hart klang so war meine Frage reine Höflichkeit, die weder gefordert, noch nötig war. Doch natürlich würde ich versuchen müssen, ihn davon zu überzeugen, ich wollte mich mit Ethan nicht streiten oder so. Das wäre kindisch und unnötig und nicht hilfreich. Wer wusste schon ob Caty nicht immer noch etwas für ihn empfand. Hinter ihrem Getue lag so viel mehr Schmerz als ich erwartet hatte zu sehen. Ethan sah es vielleicht nicht, doch er hatte ihr wehgetan, sehr sehr weh getan und ich musste rausfinden was genau damals geschehen war.
Aber alles zu seiner Zeit, als ich auf meinen Wecker schielte musste ich feststellen, dass es schon halb zwei war und dass obwohl ich morgen arbeiten musste. Seufzend drehte ich mich auf den Bauch und umschlag mein Kissen mit den Armen. Während ich meine Augen schloss, versuchte ich den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen.

The nice guyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt