Ein ganz normaler Nachmittag...

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Caty

Nur zögernd lösten wir uns von den jeweils anderen. Ich öffnete meine Augen und genoß es Joey einfach anzusehen. Ich legte eine meiner Hände in seinen Nacken und spielte mit seinen feinen Häärchen: „Dann sind wir jetzt also offiziel zusammen?"
Natürlich war mir nicht entgangen was er da vorhin gesagt hatte, ich war ein Mädchen.
Joey legte einen Daumen an meine Wange und strich sanft darüber, seine Augen waren auf meine gerichtet und lange musterten wir uns gegenseitig: „Wenn du nichts dagegen hast." meinte er schließlich.
Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken: „Dann heißt das wohl du gehörst jetzt ganz offiziel mir." Die Zufriedenheit war mir deutlich anzuhören und entlockten meinem Freund ein amüsiertes Schnauben: „Und was machen wir jetzt? Da ich ja jetzt dir gehöre?"
Beschämenderweise musste ich nicht lange darüber nachdenken: „Pizza und Filmabend?"
Joeys Lächlen vertiefte sich, seine Zähne blitzen kurz auf als er mir einen kurzen, selbstsicheren Kuss auf den Mund drückte: „Das soll mir recht sein."
Ich erwiederte sein Grinsen und keine halbe Stunde später saßen wir auf meinem Bett, den Laptop vor uns, den ersten Herr der Ringe drinnen und die Pizza war bestellt.
Joey lehnte sich an die Wand und als ich mich neben ihn setzten wollte, protestierte er entschieden. Lachend gab ich nach und ließ mich von ihm zwischen seine Beine ziehen. So lehnte ich mit meinem Rücken an seinem Bauch und er hatte beide Arme um mich geschlungen, das Kinn auf meinen Kopf geschtüzt, massierte er in kreisenden Bewegungen meinen Handrücken. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Das mochte ich, diese Zweisamkeit. Das hatte ich vermisst, nach meiner Trennung von Ethan, nach meiner Veränderung zu einer...anderen. Den Luxus einen Menschen einmal nur für sich zu haben. Und das war ein Luxus.

Joey

Wir hatten es uns gemütlich gemacht und schauten den Film während wir auf unsere Pizza warteten. Caty hatte es sich bequem gemacht, ich konnte spüren wie sie ein und aus atmete, gefangen von dem Geschehen auf dem Bildschirm. Ich hatte diesen Film schon oft gesehen, für mich war es wesentlich interessanter sie zu beobachten. So ungern ich es auch zugab, da waren immer noch viele Komponenten in Catys Leben die mir fremd waren. Und ich wollte auch nicht Ethan danach fragen, sie sollte es mir erzählen. Zum Beispiel ihre Eltern, wo waren die? Hatte sie Geschwister? Ich glaubte zu wissen das sie einen Bruder hatte. Und was war damals passiert mit Ethan und dieser Abby.
Das Klingeln an der Tür riss mich aus meinen Grübeleien.
„Das ist bestimmt der Pizzabote. Ich geh schon."
Vorsichtig schob ich meine Freundin von mir hinunter und lief die Treppenstufen hinab, ich hatte inzwischen echt Hunger. Mit einer Hand fischte ich nach dem Geldbeutel in meiner Jacke, dann griff ich nach dem Türgriff und öffnete sie. Im nächsten Moment ließ ich beides fallen um den Mann vor der Haustür aufzufangen. Er kam mir entgegen getaumelt und ich erwischte ihn gerade noch an seinen Schultern.
Er war zwar groß, doch nicht besonders schwer, mühelos konnte ich ihn an die Wand im Haus lehnen, gerade wollte ich nach Caty rufen als ich schon ihre Schritte auf der Treppe hörte: „Joey" rief sie leise.
„Ja, ich bin hier. Ähm gut das du kommst..."
Etwas hilflos stand ich bei der immer noch geöffneten Haustür, Caty kam um die Ecke, ihre Haare flogen ihr um das Gesicht und ihr verwirrtes Gesicht verwandelte sich in einen Maske des Entsetzens.
Sie murmelte etwas vor sich hin, marschierte dann auf den Mann zu und hielt ihm eine Hand vor dem Mund. Er atmete noch. Immer noch etwas unbeholfen stand ich da rum, das musste wohl ihr Vater sein, oder?
„Caty kann ich dir..."
„Schon gut" ,ihre Stimme war hart und kalt, „Ich habe alles unter Kontrolle. Geh einfach."
„Was?"
Sie wirbelte in ihrer gebückten Haltung zu mir herum: „Ich sagte du kannst gehen" fauchte sie mich zornig an. Ihre blauen Augen blitzten gefährlich auf: „Geh schon zisch ab!"
Ich weiß, wäre ich schlauer gewesen, hätte ich mich nicht so schnell verjagen lassen sollen. Ich hätte ihr helfen müssen, ihr klar machen müssen das ich für sie da war. Das sie sich auf mich verlassen konnte.
Aber in genau diesem Moment wusste ich wirklich nicht was das Richtige und das Beste war. Ich konnte weder helfen noch für meine neue Freundin da sein. Langsam griff ich nach meiner Jacke und dem Geldbeutel, Caty achtete gar nicht auf mich, sie schüttelte den Mann auf dem Boden grob. Dieser jedoch zuckte nicht mal mit der Wimper, noch immer zögerte ich verwirrt: „Ich kann dir helfen..."
„Verdammt Joey ich kann das jetzt echt nicht gebrauchen okay? Also tu uns beiden einen Gefallen und verschwinde endlich."
Sie sah mich nicht mal mehr an, und ja ich kam mir wie das größte Weichei der Welt vor, doch ich ging tatsächlich. Ziemlich erbärmlich.

The nice guyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt