Die Schlampe der Schule

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Jetzt

Caty

Müde schlug ich auf den Wecker auf meinem Nachttisch. Als ich mich mühsam aufrappelte war es draußen noch Dunkel. Doch wer schön sein will muss leiden. Und genau dass tat ich hiermit. Es gab wirklich nichts schlimmeres als so früh aufzustehen.

Ich huschte über den grünen Wuschelteppich auf meinem Holzboden der mich immer an frisches Gras erinnerte, hinaus aus meiner Tür und zu meinem eigenen Bad. Das war mal was praktisches. Seit Papa und ich die einzigen in diesem Haus waren hatten wir viel Platz. Eine Tatsache um die mich viele beneideten. Toll oder?

Zuerst schlüpfte ich unter die Dusche und schäumte meine Haare in duftenden Pfirsich, danach lief ich leise zurück in mein Zimmer. Mein Vater war Krankenpfeger und hatte diese Woche Nachtschicht. Nicht das mich dass aufgehalten hatte, doch immer so früh aufzustehen reichte schon, da brauchte ich nicht auch noch meinen alten Herren an der Backe. Während ich mir die Haare flocht damit sie nachher schöne Wellen hatten, steckte ich mir einen meiner Kopfhörer ins Ohr und schaltete mein Handy ein. Sofort klickte ich meine Lieblingsband an: Twenty One Pilots.

Bei Car Radio wäre ich fast durch das gesamte Zimmer gehüpft, konnte mich gerade noch beherschen und lief in meinen Jogginganzug nach unten um ein kurzes Frühstück einzunehmen. Anders wie viele in meiner Schule behaupteten, hungerte ich nicht den ganzen Tag um diese Figur zu haben, ich machte einfach Sport und aß gesunde Sachen. Heute früh war es ein Joghurt mit Äpfeln. Gedankenverloren schaute ich aus dem Fenster und überlegte was ich heute anziehen sollte um alle zu schocken. Wenigstens den Gefallen wollte ich ihnen tun. Wenn sie schon eine Schulschlampe brauchten dann aber eine Richtige.

Die Schüssel stellte ich in die Spüle lief wieder nach oben und zog eine Netzstrumpfhose, einen kurzen Rock und ein weit ausgeschnittenes Shirt an. Nach einer Begutachtung im Spiegel,  beschloss ich dass dieses Outfit für einen Montag genau richtig war. Gerne hätte ich mir meinen neuen schwarzen Seidenschal umgehängt, ich hatte ihn bei meinem Kurztrip nach New York gekauft. Schließlich musste ich einsehen das selbst der zu gut für meine Mitschüler war. Noch kurz geschminkt, den Zopf machte ich auf und schüttelte dann meine Haare, bis sie mir seidig über die Wangen strichen und in sanften Wellen über meinen Rücken fielen. So konnte ich mich sehen lassen. Die Tasche hatte ich gestern schon auf den neusten Stand gebracht und ich schnappte sie mir einfach und lief nach unten.

Das wir vielleicht einige überraschen, doch mein Dad und ich hatten nicht besonders viel Geld, deshalb besaß ich auch kein eigenes Auto. Oft konnte ich den schwarzen Wagen von meinem Dad nehmen. Doch er hatte gestern extra angerufen und mir erzählt er bräuchte ihn fürs Einkaufen. Also musste ich Natalie fragen ob sie mich abholen konnte.

Natalies Eltern hatten Kohle wie Heu und sie demnach ein eigenes Auto, einen ganz und gar nicht Mädchenhaften Jeep. Oh, hatte ich nicht mädchenhaft gesagt?

Nein, falsche info, dieser Jeep war das hässlichste Gefährt auf der Straße, weit und breit. Er war rosa. Hellrosa und die Felgen der Reifen pink. Wie schon gesagt Natalies Eltern hatten Geld und nur eine Tochter die sie bis vorne bis hinten verwöhnten.

Gerade als ich auf vor die Tür trat, kurvte dieses hässliche Hässlichkeit um die Ecke und Natalie winkte mir zu. Sie hielt an, ich stieg ein und musste mich mühsam zwingen nicht loszuhusten. Mal wieder hatte sie es mit ihrem Parfüm etwas übertrieben, genau wie mit dem Glätteisen, ihre Haare würden diese Behandlung sicher nicht mehr lange mitmachen.

"Na wie gehts dir Süße?" ,fragte ich zuckersüß.

"Es ist Montag Caty."

Ookay..."Aber du siehst einfach toll aus." Schließlich waren wir so was wie Freundinnen. Wenn man das überhaupt so bezeichnen konnte. Vielleicht wäre der Schlampenclub treffender gewesen. Aber hey, ich war mir sicher in der Schule wurden wir schon so genannt also warum diese Bezeichnung nicht einfach nutzen und seinen Spaß haben?

Natalie wandte sich kurz zu mir und ihre Mundwinkel hoben sich leicht an, ja manche Menschen waren leicht zufrieden zu stellen. Natürlich hatte sie genau dass hören wollen.

"Danke Schatz, du aber auch."

Ich lachte künstlich auf und winkte mit meiner Hand ab, wobei ich mir fast einen meiner Nägel abgerissen hätte: "Das ist so lieb von dir!"

Ich hasste, nein ich verabscheute es zutiefst Schatz genannt zu werden. Egal wer es sagte, egal warum.

Und dann ging es auch schon los, Natalie erzählte von einem Basketballspieler an unsere Schule ( ja richtig gehört wir waren eine Schule in der Baskteball im Vordergrund stand. Football hatte hier nichts zu suchen). Sie hatte am Wochende was  mit ihm angefangen und ihn dann eiskalt abserviert. Erst scharf machen und dann fallen lassen, genau so lief das bei uns.

Entspannt lehnte ich mich zurück und lauschte ihrer Erzählung, ein zwei Lacher konnte ich mir nicht verkneifen. Menschen waren so leicht zu manipulieren. Und je eher man diese Tasache akzeptierte konnte man sich nicht nur besser schützen sondern es auch gleich noch zu seinem Vorteil verwenden. Inzwischen waren wir an unsere Highschool angekommen. Sie war nicht schön und voll von pupertierenden Teenagern. Eigentlich ein Ort von dem sich jeder vernüftige Mensch fern halten konnte.

Lässig parkte Natalie an und wir stiegen aus. Wie immer drehten sich einige Kerle sofort um und musterten uns von unten nach oben. Als diese langsamen Affen entschlossen das wir ihnen gefielen fingen sie auch schon an zu Pfeifen. Ich warf meiner besten Schlampe einen Blick zu und wir wechselten ein amüsiertes Lächeln.

Im Gegensatz zu anderen mussten wir nicht schauen wohin wir liefen, wir waren diejenigen für die Platz gemacht wurde und nicht andersherum. Ich konnte die unzähligen Augen auf meiner Haut spüren, manche voller Bewunderung, andere voller Abscheu und wieder andere voller Angst.

Einer Gruppe Mädchen die sich zufällig in unserem Weg befanden verdorben wir den Tag mit unseren abschätzigen Blicken und angewiederten Gesichtern. Alle wurden sie rot und traten unbehaglich auf der Stelle. Wie schon gesagt, es brauchte nicht viel um einen Menschen zu verletzen.

Endlich hatten wir den Haupteingang erreicht und während wir durch die Türen marschierten die uns hastig aufgehalten wurden wurde mir die Ironie dieser Situation bewusst.

Ich meine jedes Mädchen hatte eine Phase in der sie Liebesromane las und dabei gab es immer dieses einen hübsche, bescheidene Mädchen die durch ihre Unschuld den Badboy der Schule anlockte und ihn von Grund auf änderte. Doch die Unwahrscheinlichkeit dieses Wechsels ist nicht dass worauf ich hinaus wollte. Sondern in diesen Geschichten gab es immer diese eine Mädchengruppe. Kurz die Schlampen. Sie waren diejenigen die allen den Tag versauten und zu dumm waren um gerade aus zu gehen. Sie waren böse bis zum letzen Blutstropfen und machten alle nieder.

Früher hatte ich immer gedacht, ich wäre dieses schüchterne besondere Mädchen doch die Wahrheit sah nunmal komplett aus. Ich war nicht die Gute, ich war die Böse, das Miststück. Ohne Ehre, ohne Würde.

Verrückte Welt nicht wahr?


The nice guyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt