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Ich hatte keine Ahnung ob ich das Richtige tat.
Ich ging durch die Straßen, rechts und links von mir Menschen.
Ich war auf dem Weg zum Radio und hatte einen Kapuzenpullover an.
Wenn ich rauskommen würde, dann würde ich meine Kapuze aufhaben, damit sie mich nicht erkennen würden.

Es regnete, ich hatte keinen Schirm und es war mir egal.
Mein Kopf war leer.
Und ich hatte das ungute Gefühl, dass ich rauskommen würde und mir selbst nicht verziehen hätte.
Ob ich mir überhaupt einmal verzeihen würde?
Aber ein Schritt in diese war vielleicht, dass die anderen mir verzeihen.
Ich blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken.
Vor mir war das Radio.
Groß und mit spiegelnden Außenpalisaden.
Ich ging rein, durch eine Drehtür, aus Glas.
Ich ging an der Empfangsdame vorbei, an einen Übersichtsplan des Gebäudes.
Vierter Stock: live übertragung.
Ich nahm einen Aufzug.

Vor dem Aufnahmezimmer befand sich ebenfalls ein Tresen.
„Wie kann ich ihnen behilflich sein?", eine krächzende Stimme einer alten Frau ertönte.
„Hallo, ähm mein Name ist Bella Stark. Und ich würde gerne den Menschen da draußen etwas sagen, was mich belastet", belastet war untertrieben.
„Ihnen ist schon klar, dass das etwas kostet?", ich nickte knapp, kramte in meiner Tasche und zog fünf 100Dollar Scheine raus.
„Reicht das?", ich schaute ihr eindringlich in die Augen.
„Äh... Ihnen scheint es wohl sehr wichtig zu sein?" ich erwiederte nichts.
„Gut, dann folgen sie mir", die Frau stand auf und stöckelte mit ihren Schuhen an mir vorbei und in den gegenüberliegenden Raum.
Ich folgte ihr.
Verdutzt schauten die Moderatoren mich an, aber als die Frau ihnen etwas zuflüsterte nickten sie und reichten mir Kopfhörer, die mit einem Mikrophon verbunden waren.
„Gut, eben ist ein junges Mädchen zu uns gekommen, die ihnen etwas erzählen möchte.", er nickte mir zu.
Ich holte tief Luft, schloss einmal die Augen und fing an: „Hallo, ich...ich weiß ehrlichgesagt überhaupt nicht wie ich anfangen soll.
Es ist seltsam, weil ich zum ersten Mal Leuten meine Geschichte erzähle, die ich nicht kenne.
Und wahrscheinlich werde ich, wenn ich hier fertig bin, verhaftet und hingerichtet werden.
Alles begann 2014 als ich nach Angriffen auf S.h.i.e.l.d, vielleicht erinnern sie sich daran.
Hydra hat mich damals gefangen genommen.
Warum? Wegen meinem Vater.
Falls du das hörst Tony, du weißt das ich dir längst verziehen habe, weil ich nicht jemandem böse sein will, der nichts getan hat.
Und ich bin nicht böse über das Sein, sondern über das Tun.
Bei Hydra haben sie mir immer das Gefühl gegeben ich sei nichts wert.
Dass es immer nur um meinen Vater geht.
Das hat mich wütend gemacht.
Ich kann es nicht beschreiben, aber Worte können oft größere Gefühle auslösen, als Taten.
Und dann ist es einfach einmal passiert.
Ich habe den Abzug gedrückt, habe meinen ganzen Hass auf mich selbst hineingelegt und es hat funktioniert.

Ich, Bella Stark, Tochter von Tony Stark, gestehe eine Mörderin zu sein.

Mein erstes Opfer war meine beste Freundin.
Und in ihrem Namen und vor Gottes Gericht möchte ich um Verzeihung bitten.
Es erscheint jetzt wahrscheinlich unglaublich surreal.
Das Leben ist nicht zu Verzeihen.
Und ich habe mir das Recht genommen, jemanden das Leben zu nehmen.
Aber mir gehört dieses Recht nicht.
Es liegt einzig alleine bei Gott.
Niemand...Niemand außer Gott, darf einem Menschen das Leben nehmen!
Keiner darf dieses Recht besitzen.
Wir haben Macht Leben zu nehmen, aber kein Recht dazu.
Und ich habe diese Macht missbraucht.
Und darum bitte ich um Verzeihung.
Vielleicht sollte ich es gar nicht erwarten, dass ihr mir verzeiht, wenn ich mir selbst nicht verziehen habe.
Ich bin dieser Mensch, der im letzten Jahr so oft in den Nachrichten war.
Und nein, es war kein Massenmörder der das kleine Mädchen umgebracht hat.
Das war ich.
Sowohl die Schuld, als auch die Reue, die ich spüre sind nicht in Worte zu fassen.

Ich kann diese fehlenden Leben nicht ersetzen, aber wenn ich sterbe gilt das für all den Tod.
Und bis dahin versuche ich irgendwie mit der Schuld klarzukommen, auch wenn ich weiß , dass ich das nie können werde.
Bisher habe ich gehasst.
Jetzt, weiß ich, werde ich gehasst.
Wenn ihr mir nicht verzeiht, dann hat das böse ein Gesicht
Und wenn ihr mir verzeiht, dann die Schuld.
Ich weiß, dass ich nicht mehr glücklich sein kann.
Aber das will ich auch gar nicht.
Das einzige, was ich will ist, jeden Tag aufzuwachen mit der Gewissheit, dass ich vielleicht nicht böse bin.
Danke."

Stark: The Legacy ×closed×Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt