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In dieser Nacht schlief ich wenig.
Ich hatte viel Stoff zum Nachdenken.
Es war ganz anders gelaufen, als ich gedacht hatte.
Ich hatte den egozentrischen Playboy erwartet aber etwas ganz anderes bekommen.
Vielleicht war diese Seite an ihm, dass was Pepper so an ihm liebte.
Und da war dann noch das mit Ward.
Warum hatte ich ihr nicht erzählt, dass er die einzige Person war, der ich bei meiner Zeit bei Hydra zu der ich eine Verbindung gehabt hatte?
Ich wusste, dass sie einmal zusammen gewesen waren.
Vielleicht war das ja der Grund.
Aber ich wollte nicht an Ward denken.
Wo er jetzt wohl war?
Ich glaubte nicht, dass er voll und ganz ein Nazi war.
Ich hatte etwas in ihm gesehen, dass was ich gehoffr hätte auch in mir vorzufinden.
Hoffnung.
Tja jetzt ist es jedenfalls zu Spät.
Und eigentlich wollte ich eh nicht mehr über ihn nachdenken.

Am nächsten Morgen machte ich mich auf den weg zu Jemma, um sie zu Fragen ob ich irgendwo helfen konnte.
Ich würde mich dann doch irgendwie nutzlos fühlen, wäre ich einfach in meinem Zimmer sitzengeblieben und hätte die Wand angestarrt.
„Hey Jemma," sagte ich, als ich zur Labortüre hereinkam.
„Hey Bella", meinte sie, ohne aufzusehen, noch ganz in ihrer Arbeit vertieft.
„Ähm ich wollte fragen ob ich dir vielleicht behilflich sein könnte."
„Und warum?", fragend, mit einer Augenbraue hochgezogen,
drehte sie sich zu mir.
„Naja, ziemlich blöd wenn man nichts zu tun hat und den ganzen Tag nur auf seinem Bett sitzt und die unterschiedlichen grautöne der Wand definiert.
Dabei vielleicht ein Buch ließt was man allerdings schon gelesen hat und bei dem man jetzt in jedem Satz, zehn verschiedene literarische Stilmittel gefunden hat."

„Okay, das Argument hat mich überzeugt.
Aber erlichgesagt weiß ich nicht was du machen könntest.
Außer mir ein neues Blatt zu geben, oder du hilfst mir das Endoplasmische Redikulum zu untersuchen?"

Auch wenn ich Bio in der Schule gehasst hatte, half ich ihr gerne.
So war ich wenigstens mit irgendwas beschäftigt.
„Wie ist das eigentlich so, ich meine mit dem Metall und so?", unterbrach sie urplötzlich das Schweigen.
Ich machte eine kurze Pause.
„Willst dus sehen?", mit ernster Miene ließ ich von meiner Arbeit ab und schaute ihr direkt in die Augen.
„Wenn es für dich kein Problem ist."
Ich schüttelte den Kopf und machte das Metall sichtbar.
Ich hatte das seit Ewigkeiten schon nicht mehr gemacht.
„Das ist echt krass", staunend starrte sie auf mich.
Ich schaute auf meine Hand und zog die Finger an.
Und machte es wieder unsichtbar.
Wir arbeiteten weiter.
Nach einer Weile unterbrach sie wiedereinmal das Schweigen:
„Was ziehst du eigentlich morgen an?" „Morgen?"
„Morgen, 31. Dezember.? Silvester? Avengershomeparty?"
Erstaunt schaut ich sie an.
Morgen schon.
Nach meiner inneren Uhr war höchstens der 21. Wenn überhaupt.
„Keine Ahnung ich hab nur diese Ninja S.h.i.e.l.d outfit, ein
Minikleid haben sie mir leider nicht gegeben."

„Gut, also eigentlich schlecht. Wir müssen dringend shoppen gehen." entgeistert starrte ich sie an.
„Shoppen, dein Ernst. Ich war seit Monate nicht mehr unter normalen Leuten, geschwiegedenn in einer Stadt."

„Dann wirds doch Zeit.", mit einem breiten Lächeln nahm sie mich am Arm und zog mich mit ihr.

Als wir rauskamen, wäre ich am liebsten gleich wieder reingerannt. Die ganzen Menschen um mich rum. Alles so laut und voll.

"Jetzt mach bloß keinen Rückzug. Es ist schlimmer als es aussieht.", meinte Jemma, während sie raus ging und sich zu mir umdrehte.

"Kann schon sein. Ich bin nur viele Menschen nicht mehr gewohnt. In dem kleinem Kaff in dem ich gewohnt habe, leben so viele Leute wie hier auf der Straße sind."

aber dann reitzte es mich doch, mich mal wieder normal fühlen zu können, ohne die ganze Zeit von irgendwelchen Männern in schwarzen Anzug von der Seite angstarrt zu werden.

Drei Stunden später waren wir zurück im Avengers Tower.

Ich hatte mich für ein knielanges, schulterfreies schwarzes Kleid entschieden.

Schlicht, einfach und doch elegant.
Die Party würde ab acht bis nach Mitternacht steigen und ich wusste nicht so recht, ob ich mich darauf freuen sollte oder nicht.
Eigentlich war es ja eine schöne Sache mal feiern zu gehen, aber es fühlte sich einfach falsch an, so zu tun als sei nichts gewesen.

Um halb sieben machte ich mich zusammen mit Jemma, Daisy und Nat fertig.

Es war so ein komisches Gefühl.
Als wäre es zu früh, um ein neues Leben anzufangen.
Als wäre da noch etwas, dass ich davor noch tun sollte, um danach glücklich zu sein.

Aber ich redete es mir doch eh nur wieder ein, oder?
Diesmal war ich mir nicht so sicher.

Die Party war ein voller Erfolg.
Die Leute waren gut drauf.
Ich tanzte sogar abwechselnt mit Steve und Clint.
Aber glücklich war ich trotzdem nicht.
„Tut mir leid, Steve ich muss unsren Tanz leider unterbrechen, aber ich muss kurz an die frische Luft." „Ist dir nicht gut?", erschrocken schaute er mich an.
„Nein, nein schon gut", erwiederte ich und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf. „Ich muss nur kurz an die frische Luft, mir ist etwas heiß."
Ich ließ ihn gar nicht antworten, sondern rannte raus, auf die Plattform wo normerweise kleine Flugzeuge, oder Hubschrauber landeten.
Ich lief bis nach ganz vorne, bis an den Rand.
Schaute runter in die Stadt.
Ein paar Leute schossen sogar jetzt um 10 schon Böller.

„Hey, alles in Ordnung?"
Dad
„Ich hab dich vorhin rausgehen gesehen."
„Ja ist es, oder doch nicht, ach keine Ahnung.",
Ich drehte mich zu Tony um, der im weinrotem Hemd dastand und mich anschaute.
„Es ist einfach, ich kann das nicht.
So tun, als wäre nichts.
Ich kann es nicht einfach so vergessen.
Ich kann nicht mit den anderen shoppen gehen und die ganzen Menschen sehen, die vielleicht in Gefahr gewesen wären."
Er schwieg.
Ging auf mich zu und umarmte mich.
Und in dem Augenblick, als seine starken Arme mich umfassten, war das mehr, als tausend Worte.
„Und was soll ich jetzt tun?", nuschelte ich leise in sein Hemd.
„Vielleicht solltest du versuchen, all die aufzusuchen, denen du Leid angetan hast und sie um Verzeihung bitten oder sowas in der Art, ich weiß auch nicht."
„Vielleicht, aber ich kann nicht zu über tausend Leute auf der ganzen Welt reisen und mich bei ihnen entschuldigen."
„Dann mach es offiziell", sanft schob er mich von sich weg, „Wie, offiziell?"
„Mach eine Aufnahme von dir, wo du zum Beispiel die Namen vorliest und veröffentlichst es dann."
„Ja dann, toll werde ich für den Rest meines Lebens im Knast sitzen, oder ich werde einfach gleich hingerichtet."
„Wie haben einen größeren Einfluss auf die Regierung, als du denkst, sie werden dich wohl oder übel bei uns lassen müssen."
Ich schwieg kurz
„Wenn wir das veröffentlichen, sieht Hydra das auch?", entsetz starrte ich ihn an.
„Davon können wir ausgehen.
Aber keine Angst, wir werden dich beschützen.
Ich werde dich beschützen.
Denn ich werde nicht zulassen, dass dir was geschieht. Ich will dich nicht verlieren.",
„Warum? Warum sagst du das jetzt. Vor einer Woche wolltest du noch nichts von mir wissen.", misstrauisch schaute ich ihm in die braunschwarzen Augen.
„Ich habe nicht geahnt, wie wervoll du für mich sein würdest.
Es besteht eine Verbindung zwischen uns, ob du willst oder nicht."
Wir hörten, aus dem Hintergrund, dass die anderen auch auf das Dach kamen, vermutlich um das Feuerwerk anzusehen.
Es war wahrscheinlich gleich zwölf.
Die Raketen flogen.
Die Funken knallten.
Blau und grün und rot.
Happy new year
Oder doch besser,
Auf ein neues?
Ich weiß es nicht.
Aber eins weiß ich.
Ich werde nicht ruhen, ehe mir nicht jene vergeben haben die ich verletzt habe.

Stark: The Legacy ×closed×Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt