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Ich war raus gerannt.
Als ich seine Stimme gehört hatte.
Es hatte sich so angefühlt als hätte er mit seiner Stimme einen großen Felßbrocken auf meinen Schutzwall aus Erde und Glas geworfen.
Yey.
Laufen hilft immer.
Früher, als ich zum Beispiel stress in der Schule hatte, bin ich immer gelaufen.
Manchmal stundenlang.
Es hatte mir geholfen den Kopf freizu bekommen.
Aber jetzt fühlte es sich eher so an, als würde ich vor dem immernäher kommendem Felsbrocken weglaufen.
Aber er fliegt schneller, als ich laufen kann.
Und trifft mich, meinen Wall und reißt ihn nieder.
Plötzlich sehe ich alles wieder.
All den Schmerz.
All den Hass.
Keuchend halte ich an, stütze mich mit den Händen auf meinen Knien ab.
Panik erfüllte meinen Körper, dran durch jede Faser.
Okay Bella, dachte ich mir, du hast jetzt genau zwei Möglichkeiten. Entweder du bleibst stehen und lässt den Felsbrocken in dir liegen, oder du gehst wieder zurück und schiebst ihn aus dich raus.
Irgendwie war mir dann doch alles egal.
Ich wollte ihn doch kennenlernen.
Warum, hatte ich dann trotzdem so Angst vor ihm. Es war seltsam, aber als ich ihn sah, rutschte ich in einen Abgrund, aus dem ich eigentlich gerade mühevoll herausgeklettert war.
Klettern, um zu fallen.
Mutig sein, um Angst zu haben.
Lieben, um Hassen zu können.
Und ich rannte wieder.
Meine Füße trugen mich durch die Gänge, meine Augen suchten das Ziel, in meinem Kopf herrschte ein Drang zum weiterlaufen, immer weiter, immer weiter, und weiter, und weiter, weiter, weiter, weiter.
Meine Füße wurden schneller, liefen über den grauen Boden, vorbei an der durchsichtigen Glastür, vorbei an Männern in schwarzen Anzügen, vorbei, vorbei, vorbei.
Hatte gar nicht bemerkt wie weit ich vorhin gelaufen bin.
Der Felsbrocken wurde zu Kiesel, der Kiesel zu Staub. Und ich stand oben am Gipfel und wusste, dass ich es geschafft hatte.
Seltsam wie viel laufen bewirken kann.
Ich stand auf dem Dach des Avengers-Tower.
Ich sah New York.
Und in dem Moment hätte ich einfach nur schreien können.
Früher hatte ich oft das Gefühl gehabt, es wäre vorbei.
Aber tief in meiner Seele hatte ich die Furcht immer noch gespürt.
Jetzt aber nicht mehr.
Es war weg.
Einfach verschwunden nicht mehr da.
Geblieben war nur die Erinnerung.
Tief eingebrannt.
Allerdings schwarz-weiß und nicht mehr blutrot wie früher.
Aber ich weiß das sie noch da war.
Aber der Hass war verschwunden.
Und ich hoffte es würde so bleiben.
Und der erste Schritt zur Besserung nach der Wut ist die Trauer.
Im Grunde ein Teufelskreis.
Liebe, dann Trauer und Angst, dann Hass.
Bei mir war es nur andersherum.
Klar, mein Wall war umgefallen, aber manchmal muss man die alte Welt erst zerstören, damit die Neue besser sein kann.
Und gerade habe ich die Grundmauern eines Palasts errichtet.
Und mit jedem Schritt den ich weiter gehe,wächst er.
Als ich zurück in den Konferenzsaal kam, war nur noch Steve Rogers anwesend, der wahrscheinlich noch auf mich gewartet hatte, in der Hoffnung ich würde zurückkomnen.
„Äh, wo sind die anderen?", fragte ich vorsichtig.
Cap hob den Kopf.
„Coulson ist mit Skye im Labor oben bei Banner.
Und Tony... Oh ähm Tony ist wahrscheinlich oben in seinem Appartment, genau weiß ichs allerdings nicht," antwortete er vorsichtig.
„Danke, Steve", rief ich ihm noch zu während ich aus der Tür lief.
Meine Füße sprinteten die Treppen hoch bis zum zehnten Stock.
Ich machte vorsichtig die Tür auf.
Er stand an Fenster, den Rücken zu mir gewant.
Ich sah, dass sich seine Schultern anspannten, als er mich hörte.
Er war alleine, vermutlich war Pepper für Stark Industries unterwegs.
Ich trat vorsichtig ein paar Schritte an ihn heran, hielt aber immer noch einen gewissen Abstand.
„Es, es tut mir leid, dass ich vorhin einfach so rausgerannt. Ich wollte, ich konnte einfach
nicht...", er hob ruckartig die Hand, „Hör auf damit. Ich, es war dumm von mir zu glauben du hättest mir verziehen!", seine Stimme klang brüchig.
„Es geht hier nicht um verzeihen, das weißt du.
Es geht darum, dass ich hingenommen habe was ich bin, Tony. Ja ich habe dich gehasst.
Du willst gar nicht wissen wie sehr ich dich gehasst habe.
Aber ich bin ein Stark.
Und Starks lassen sich nicht so leicht unterkriegen, ich hab doch Recht oder?" , irgendwie klangen diese Worte traurig aus meinem Mund. „Vielleicht, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich eine Tochter habe und ihre Augen sehen will.",mit diesen Worten drehte er sich zu mir um und starrte mich mit seinen glasigen graudunkelbraunen Augen an.
So standen wir also da und wenn das ein Film wäre, würde jetzt irgendeine dramatische Klaviermusik erklingen.
Ach, und hab ich schon mal erwähnt das dass hier kein billiger Hollywood Streifen ist?
Nach langem Schweigen brach er dann die Stille:„Setz dich doch.", meinte er und deutete auf ein schwarze Ledersofa, dass rechts neben uns stand. Ich nahm das Angebot an, da mir die Beine vom laufen eh noch weh taten.
Vom Sofa aus konnte man sogar das Empire State Building sehen.
Er setzte sich neben mich.
Jeden Muskel angespannt.
„Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich du wärst deine Mutter.
Du siehst ihr so unglaublich ähnlich.", ich schaute ihn lange an: „Wie war sie den so, also meinrme Mum?", „eine wunderschöne Frau.
Zielstrebig, intelligent, ehrgeizig. Sie war eine der wenigen Frauen die ich wirklich geliebt hatte", „war", unterbrach ich ihn „wo ist sie jetzt?", ich ahnte es allerdings schon.
„Weißt du, ich wollte jeden Tag neben einer Frau aufwachen, die ihre Seele nicht verkauft hat. Killian hat sie erschossen."
Ich schluckte.
Auch wenn ich nie einen Bezug zu ihr gehabt hatte, war es trotzdem so ein kleiner Stoß.
Die Mauern hielten stand.
„Coulson wartet unten auf dich, er hat dir ein Bett reserviert.",
„Okay, Tschau,
Dad", ich musste kurz lächeln.
Es fühlte sich so schön an, es so einfach ohne Nachgeschmack zu sagen.
Unten warteten Coulson und Skye auf mich.
Das Zimmer das sie mir ausgesucht hatten, war groß und geräumig mit eigenem Schrank und Waschbecken.
Ein paar Stunden später, als ich mich etwas regeneriert hatte, klopfte es an meiner Tür und Skye kam alleine rein: „Hey Bella, könnte ich mit dir noch vielleicht über etwas reden?", erstaunt nickte ich: „ja klar komm rein, was gibts", „Also du warst ja bei Hydra und naja es gibt,bzw es gab jemanden, ich habe ihn geliebt, weißt du, aber er hat uns verraten.
Er hieß Grant Ward.
Ich wollte dich fragen ob du ihn vielleicht einmal gesehen hättest, oder wenigstens von ihm
gehört."

Mein Herz zog sich zusammen.
Irgendwie, konnte ich es ihr nicht sagen
„Nein, ich glaube nicht, tut mir leid."
Und ein einsamer Stein fiel die Mauer hinab.

Stark: The Legacy ×closed×Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt