Wie ein Häufchen elend saß ich auf der Couch und blickte leer an die gegenüberliegende Wand. Der Fernseher lief leise vor sich hin und zeigte eine alte Sitcom. Ohne zuzuhören schaltete ich um.
Ein Klicken an der Tür ließ mich innehalten. Ich wandte den Kopf und sah, wie meine Mutter mit vollen Einkaufstüten eintrat. Schnell versteckte ich de Taschentücher und rieb mir mit den Händen über das Gesicht. Dann holte ich tief Luft, versuchte zu lächeln und stand auf.
"Hey, Mom", sagte ich betont fröhlich. Ich nahm ihr zwei Tüten ab, die bis zum Rand vollgestopft waren mit Lebensmitteln, und brachte sie in die Küche."Hallo, Schätzchen", erwiderte meine Mutter atemlos und gab der Tür einen Tritt. Sobald die Tür geschlossen war, ließ sie die Tüten auf den Boden sinken und schälte sich aus ihren Schuhen. Dann folgte sie mir in die Küche, wo ich schon damit beschäftigt war, die ganzen Sachen einzuräumen. "Im Laden war es so voll. Ich dachte schon, ich würde da nie rauskommen." Sie seufzte und begann mir zu helfen.
Eine Weile räumten wir schweigend die Sachen ein, hingen beide unseren Gedanken nach. Ich dachte immer noch über Jacks Geständnis nach. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass er mit April geschlafen hatte. War es womöglich meine Schuld? Wir hatten ja noch gar nicht miteinander geschlafen, vielleicht musste er ja Druck ablassen. Wenn es tatsächlich meine Schuld gewesen war, dann durfte ich doch nicht sauer auf ihn sein, oder? Tränen drohten wieder über meine Wangen zu laufen. Vielleicht war es ja ein Fehler gewesen, mit dem Sex zu warten. Ich war ja so naiv! Jack war ein erwachsener Mann, er hatte doch seine Bedürfnisse...
"Wieso bist du eigentlich so früh zuhause?", riss die Stimme von meiner Mom mich aus meinen Gedanken und bewahrte mich davor, erneut in Selbstmitleid zu versinken.
"Mir ging es einfach nicht so gut", sagte ich schnell und räumte die letzten Sachen ein.
"Lissa, schau mich bitte an", forderte meine Mutter mich mit sanfter, aber bestimmender Stimme. Ich drehte mich um und sie fixierte mich eindringlich. Da war dieser ganz besondere Blick. Immer wenn ich meine Mutter anlog schaute sie mich mit nur einem Blick an und es schien so, als würde sie ganz tief in meine Seele blicken und alles erkennen können, was mich bedrückte. "Was ist los?"
Innerlich fing ich an zu hyperventilieren. Meine Mutter würde es rauskriegen. Sie würde erfahren, dass ich mit meinem Lehrer zusammen war. Wenn ich keine schnelle Ausrede parat hatte, würde sie es erfahren. Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden und meine Handflächen anfingen zu schwitzen. Bevor ich nachdenken konnte, sagte ich: "Es ist noch wegen Ben!" Ich sah, wie ihr Blick wieder sanft wurde. Sie kam auf mich zu, die Arme ausgebereitet, um mich zu umarmen. Erleichtert darüber, dass sie mir doch zu glauben schien, versteckte ich mich vor der Welt in ihren Armen. Ich mag zwar 18 sein, aber wenn die eigene Mutter dich vor allem Unheil der Welt beschützen kann, dann ergreift man immer diese Chance.
Meine Mom strich mir beruhigend über den Rücken und flüsterte mir immer wieder ins Ohr, dass alles wieder gut werden würde. Ein Teil von mir glaubte ihr, ein anderer Teil jedoch, wollte und konnte ihr nicht glauben. Dass ich immer wieder von irgendwelchen Typen verarscht wurde, ließ mich eher daran glauben, dass ich niemals wieder glücklich werden konnte. War ich so jemand, den man leicht hintergehen konnte? Und immer und immer wieder? Diese Gedanken ließen die Tränen in meine Augen treiben. Bevor ich sie zurückhalten konnte liefen sie mir schon die Wangen hinunter. Die Tränen tropften auf die Arme meiner Mutter. Sie schien sie zu spüren, denn sie packte mich an den Schultern und drückte mich von sich weg, so dass sie mir in die Augen schauen konnte. Sanft strich sie mir die Tränen von den Wangen und drückte mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. "Schatz, es werden noch viele Jungs kommen, in die du dich verlieben wirst. Und Ben hat dich nicht verdient. Er hat so ein tolles Mädchen wie dich betrogen, das sagt doch so einiges über sein Urteilsvermögen aus."
Unter Tränen lächelte ich leicht und wusch mir die Tränen weg. Meine Mutter tippte mir mit einem Finger unters Kinn und sagte: "Leg dich hin. Ich mach dir eine heiße Schokolade und bringe dir deine Lieblingskekse."
Lachend ging ich die Treppen hinauf und verzog mich in mein Zimmer. Ich schnappte mir ein Buch und legte mich ins Bett. Als ich schon nach ein paar wenigen Seiten in einer anderen Welt versunken war, klopfte es an der Tür und meine Mutter trat mit einem Tablett ein. Den Rest des Tages verbrachten wir in meinem Zimmer, schauten uns alte schwarz-weiß Filme an und lagen im Bett. Ale mein Dad schließlich nach Hause kam, ging meine Mutter runter um ihn zu begrüßen und um das Abendessen vorzubereiten.
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Forbidden Love
Teen FictionDamit hat Melisa an ihrem Abschlussjahr nicht gerechnet. Frisch von ihrem (Ex-)Freund getrennt, bekommt die 18-jährige einen neuen Lehrer. Und was für einen! Die ansonsten schüchterne Schülerin verliebt sich Hals über Kopf in ihren Lehrer. Und diese...