Tränen und Blut

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"Ben...", brachte ich heraus und die Angst breitete sich in mir aus.
Ben schüttelte langsam den Kopf. Er trat auf Jack zu und ignorierte mich vollkommen. Er sagte nichts, schaute ihn nur an. Und urplötzlich holte er aus und schlug Jack mit der Faust mitten ins Gesicht. Ich schrie auf und hielt drängte Ben von Jack zurück.
"Hör auf!", schrie ich ihn an. Ein Blick über die Schulter verriet mir, dass Jack auf dem Boden lag und sich die blutende Nase hielt.
Ben zitterte und bebte unter meinen Händen. Er beachtete mich nicht. "Das ist doch krank!", schrie er ihn an. Ich zuckte zusammen und schaute erschrocken zu ihm hoch. "SIE sind krank! Was ist los mit Ihnen?! Wieso vergreifen Sie sich an Ihrer Schülerin?!"
Jack sagte nichts. Er hielt sich immer noch die Nase und ließ die Schultern sinken. Während Ben ihn voller Hass und Abscheu anfunkelte, mied Jack jeglichen Blickkontakt. Verzweifelt versuchte ich seinen Blick zu fangen, um ihm zu versichern, dass alles wieder gut werden würde. Ich wünschte es mir so sehr. Er mied auch den Blickkontakt mit mir.
"Ben, lass es... Bitte, hör auf damit", bettelte ich und versuchte angestrengt ihn wegzuschubsen. Er war wie ein Fels, standhaft und stark.
Jetzt erst schien er mich zu bemerken. In seinen Augen konnte ich sehen, dass er versuchte die Wut zu zügeln. Er schien mir anscheinend keinen Vorwurf zu machen. "Lissa, wieso hast du nicht mit mir geredet? Ich hätte dir doch geholfen! Nötigt dieser Mistkerl dich?", brachte er heraus. Seine Hände zitterten immer noch unkontrollierbar. Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich zu verteidigen. Es ist alles ganz anders wie du denkst. Das ist Liebe, wahre Liebe!, versuchte ich ihm zu erklären. Meine Lippen gehorchten mir nicht. Keinen Ton brachten sie heraus.
Plötzlich umschlossen sich Bens Hände um meine Handgelenke. "Komm schon. Wir gehen zu Mrs Sandy. Sie wird schon was dagegen unternehmen", sagte Ben gereizt und zog mich von Jack weg.
"Nein!",rief ich. Endlich gehorchten mir meine Lippen. Ich wehrte mich mit Händen und Füßen. Ich wollte bei Jack bleiben. Ich wollte bei ihm sein. Ich wollte mich in seine starken Arme flüchten. Aber Ben zog mich immer weiter weg. "Ben!", brachte ich mit gebrochener Stimme heraus. Tränen rollten mir die Wangen herunter. Ben drehte sich zu mir um und schaute mich an. Als er die Aufmerksamkeit verlor, riss ich mich los und sprintete zu Jack. Ich ließ mich auf die Knie fallen und schaute Jack unter Tränen an. Er schaute mich an und seine Augen waren stumpf. Die Liebe, die vor einigen Minuten noch in ihnen geleuchtet hatte, war erloschen. Jetzt sah ich nur noch unendliche Traurigkeit und Verzweiflung. Ich wickelte mir meinen Halstuch ab und gab sie ihm. "Hier", schluchzte ich. "Halt sie dir an die Nase."
Während er meiner Aufforderung nachkam, rollten immer mehr Tränen aus meinen Augen. Sie tropften auf den Sand und vermischten sich mit den Blutstropfen.
Die Arme von Ben umschlangen mich von hinten und hoben mich hoch. "Lass mich los!", schluchzte ich. Als mein Blick auf Jack fiel sah ich in seinen Augen, dass er wollte, dass ging. Er nickte knapp und ich hörte auf mich zu wehren. Als Ben dies merkte, nahm er meine Hand und zog mich weg.

Als wir auf die Terrasse des Hotels kamen, schlüpfte ich in meine Schuhe. Ich würdigte ihn keines Blickes und stolperte zu der Tür. "Pass auf", sagte er sanft und hielt mich fest, damit ich nicht auf den Boden fiel. Wir blieben schweigend stehen. Nach einer Weile sagte er: "Hat er dich unter Druck gesetzt?"
Ich schaute wütend auf. "Du verstehst das nicht. Du verstehst gar nichts! Ben, das hat nichts mit Druck zutun. Ich liebe ihn und er liebt mich!"
Er zuckte zurück, als ob ich ihm ins Gesicht geschlagen hätte. Ich sah, dass er verletzt war. Und im Moment war es mir egal.
"Wir haben uns kennengelernt, bevor er unser Lehrer war."
"Also geht das mit euch beiden schon länger?"
Ich nickte. "Ben", fing ich wieder an. Dieses mal sanfter. "Wenn du noch das kleinste bisschen an Gefühlen für mich hegst, dann bitte, bitte, bitte, verrat uns nicht. Willst du denn nicht, dass ich glücklich werde?"
Ben antwortete nicht. Es vergingen endlos lange Sekunden. Bis er sich schließlich umdrehte und im Hotel verschwand.

Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt