Erwischt

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Nach dem Abendessen ging ich mit Violet ins Zimmer. Während ich in meinem Kleiderschrank rumwühlte, saß Vi auf dem Bett und aß die Schokoladenpfannkuchen, die sie mit nach oben geschmuggelt hatte. "Wieso hast du die nicht unten gegessen?", fragte ich sie über die Schulter hinweg.

"Ich wollte nicht die Letzte sein, die noch isst", gab sie nuschelnd zu und stopfte sich noch einen Pfannkuchen in den Mund. "Wofür machst du dich jetzt eigentlich fertig?"

Ich zog ein schwarzes Minikleid mit Neckholderträgern heraus und schaute es prüfend an. "Ich treffe mich mit Jack. Was wir dann machen weiß ich allerdings nicht." Dann drehte ich mich um und hielt mir das Kleid vor. "Was hältst du davon?"

Violet nickte und sagte dann: "Vergiss aber nicht eine Jacke mitzunehmen. Ist jetzt etwas kühler draußen." Sie schluckte den letzten Bissen herunter, hob dann die Augenbrauen und grinste mich an. "Oder vergiss lieber die Jacke. Dann gibt er dir seine Jacke und die Stimmung wird dann romantisch!"
Ich lachte nur. Aber innerlich träumte ich auch schon von dieser Szene. Errötend nahm ich ein Kissen und bewarf sie damit. Kichernd ließ Vi sich zurückfallen und schaute an die Decke.

Erzitternd trat ich auf die geräumige Terasse des Hotels und ging auf das Geländer zu. Treppen führten hinab und endeten in dem weißen, privaten Sandstrand des Hotels. Ich lehnge mich an das Geländer, schloss die Augen und atmete tief die kühle, salzige Luft ein.
Plötzlich spürte ich zwei Hände an meinen Hüften, die mich umdrehten. Ich schaute in blaue Augen, die mir wieder die Luft nahmen. Die wunderschönen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. "Hallo, hübschd Frau", sagten sie und legten sich auf meine.
Als Jack und ich uns voneinander lösten, erwiderte ich atemlos: "Hey..."
Daraufhin lagen unsere Hände ineinander verschränkt, während wir die Treppen hinabstiegen. Als wir den Strand erreichten, hielt ich inne und zog meine Ballerinas aus. Jack schaute mir grinsend zu und zog dann auch seine Schuhe aus. Unsere Füße gruben sich in den kühlen Sand und wir gingen zum Wasser.
"Was hast du heute so gemacht?", fragte Jack, als wir Hand in Hand entlangschlenderten.
Ich schaute auf und sah den Mond voll und silbern auf uns herabscheinen. "Vi und ich waren am Strand. Haben ein wenig entspannt und die Sonne genossen. Was ist mit dir?", fragte ich ihn und wandte mich ihm zu.
Er antwortete nicht, sondern sah mich nur an. Seine Augen suchten meine, ein Lächeln umspielte seine Lippen und es erschien so, als ob seine Augen nicht nur mich sahen. Sie sahen meine Seele, mein Charakter und meine ganze Liebe ihm gegenüber. Das sah ich auch in seinen Augen. Sie funkelten aufgeregt, wie bei einem Kind, das am Weihnachtsmorgen jede Menge Geschenke fand.
Jack hob seine Hand und strich mir sanft über die Wange. Die Luft war geschwängert von Leidenschaft. Unzähmbare, wahre Liebe umhüllte uns und ließ uns in dem Glauben, wir wären ganz alleine auf der Welt. Sie ließ uns glauben, nichts und niemand könne uns trennen. Die Stille erschien uns nicht peinlich oder unangenehm. Sie erschien uns intim, als etwas ganz besonderes, während wir dastanden und uns anschauten. Leise brachen sich die kleinen Wellen an unseren Beinen und hinterließen eine kühle Nässe.
"Weisst du eigentlich wie schön du bist?", unterbrach Jack die Stille leise. "Du stehst nur da, schaust mich an und bist wunderschön. Ich kann es kaum fassen. Dass ich dich habe, dass du mir dieselben Gefühle entgegenbringst... Es scheint so, als ob die Engel dich zu mir gebracht hätten." Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und grinsend schaute ich hinunter auf unsere Füße. "Ich liebe dich, Melissa. Das tue ich mit meinem ganzen Herzen, meiner Seele, meinem Körper. Mit allem, was mich ausmacht."
Ich schaute wieder auf und merkte, wie sich meine Augen mit Tränen fühlten. Seine Worte waren so schön gewesen. Unbeschreiblich. Ich konnte nichts darauf erwidern, bis auf ein: "Ich dich auch." Und schon lag ich in seinen Armen und er küsste mich sanft und voller Liebe.
Ich genoss diesen Augenblick, wie er mir über den Rücken strich. Wie er mich liebkoste und wie er mich küsste. Es wäre alles so schön gewesen. Der Abend hätte so schön geendet. Wäre da nicht diese eine Stimme gewesen. Eine Stimme, mit dessen Besitzer ich Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte. Mit dessen Besitzer ich gelacht hatte. Mit dessen Besitzer ich viele Erinnerungen teilte.
"Melissa?!", erklang die Stimme ungläubig hinter mir. Jack und ich lösten uns voneinander und drehten uns um. Ben stand nur ein paar Meter von uns entfernt, schaute verwirrt zwischen Jack und mir hin und her und langsam begann der Schimmer in seinen Augen zu glimmen, der gang klar zeigte, dass er verstand.
"Ben...", brachte ich heraus und die Angst breitete sich in mir aus.

Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt