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Müde ließ ich mein Koffer auf den Boden fallen, schleppte mich die Treppen hoch und fiel ins Bett. Es war eine anstrengende Reise gewesen. Am Flughafen hatte ich mich mit schweren Herzens mit Mühe davon abhalten können, Jack um den Hals zu fallen. Ich hatte es tatsächlich geschafft, mich einfach umzudrehen und aus der Flughafenhalle zu spazieren.
Seufzend schloss ich die Augen und führte mir Jacks wunderbare Augen ins Gedächtnis. Egal wie oft ich sie sah, sie mir vorstellte, sie mir wieder ins Gedächtnis rief, jedes Mal musste ich darüber staunen, wie blau sie waren und wie sehr sie als Kontrast zu den schwarzen Haaren standen.

Ich schreckte hoch. Ein nervtötendes Geräusch hatte mich aus meinen Träumen gerissen. Als ich mich umschaute bemerkte ich, dass mein Handy, welches auf dem Boden lag, klingelte. Halb auf dem Bett liegend, halb über dem Boden hängend schnappte ich mir mein Handy und ging ran. "Hallo?", sagte ich gähnend und rieb mir die Augen.
"Hey, Schätzchen. Bist du wieder zuhause?", drang die Stimme meines Vaters an mein Ohr.
"Ja, Dad, seit ein paar Stunden schon. Wo bist du?", fragte ich und stand auf. Mich streckend ging ich die Treppe runter.
"Ich stecke im Stau. Hoffentlich hast du Hunger. Ich hab uns Chinesisch geholt."
"Jetzt wo du es sagst", sagte ich lachend. "Ich warte."
"Okay, Lissa. Bin in 20 Minuten da", erwiderte Dad noch und legte auf.
Da ich eigentlich vorhatte, was zu essen, tapste ich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Eine Weile schaute ich einen Sitcom. Als ich die Schlüssel im Schloss hörte, legte ich die Fernbedienung weg und ging zu meinem Vater.
Fünf Minuten später saßen wir gemeinsam am Esstisch und ic schlang mein Essen nur so herunter. Zwischendurch erzählte ich ihm von meiner Reise, jedoch ließ ich die Sache mit Ben raus. Mein Dad mochte Ben. Aber ich wusste, wie er reagieren würde, wenn er es erfahren würde. Er würde versuchen, mir es einzureden wieder mit ihm zusammen zu kommen.
"Klingt ja toll. Du siehst auch viel entspannter aus", erwiderte mein Vater schmatzend.
Ich runzelte die Stirn. Ich sah viel entspannter aus? Wohl eher gestresster, genervter und ganz und gar nicht entspannt. Langsam, aber sicher spürte ich, wie sich die kleine Sorgenfalte zwischen meinen Augenbrauen weiter ausbaute. Alles wuchs mir so langsam über den Kopf. Meine Gedanken kreisten nur noch um Jack. Und um Ben.
Ich sah immer wieder vor mir, wie er auf der Bank im Museum saß, das Gesicht in den Händen vergraben und mit gesenkten Schultern.
"Und was war mit Ben?", unterbrach er meine Gedanken. Ich zuckte zusammen. Konnte er inzwischen Gedanken lesen?
Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. Ich hoffte, dass es als Antwort genügen würde.
Mein Vater hörte auf auf dem Boden seiner Packung rumzukratzen und schaute mich an. "Es ist was vorgefallen, stimmt's?"
Ich schob mein Teller weg und lehnte mich im Stuhl zurück. "Er möchte eine zweite Chance", sagte ich ohne Umschweife und bereitete mich innerlich darauf vor, ihm zu widersprechen und zu sagen, warum es nicht mehr mit Ben funktionieren würde. Er hatte mein Vertrauen missbraucht und meiner Meinung nach braucht eine gesunde Beziehung eine sehr gute Vertrauensbasis um zu funktionieren.
Aber es kam nichts dergleichen. "Und was hast du gesagt?" Als er meinen Blick bemerkte, sagte er: "Ach so, na dann. Naja, du musst ja wissen, was du da tust. Du bist schließlich 18 Jahre alt und ob du wieder mit diesem Jungen zusammen sein willst oder nicht,hängt von dir ab."
Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. Dennoch sagte ich nichts und nickte nur. Mein Vater hatte schließlich recht. Ich war 18. Ich war volljährig und ich war selber für mein Leben zuständig. Ich musste selbstständig Entscheidungen treffen. "Du hast recht", sagte ich, stand auf und holte meine Jacke.
"Wohin gehst du?", rief Dad aus der Küche.
"Ich muss was erledigen", erwiderte ich und trat aus der Tür.

Nervös trommelte ich mit den Fingern auf dem Lenkrad rum und schaute hoch zu den Fenstern des Hauses, vor dem ich stand. Ich atmete tief ein und aus und öffnete die Tür. Ich schwang die Beine aus dem Auto und schlug die Tür hinter mir zu. Mit zitternden Beinen ging ich zu der Tür und drückte auf die Türklingel. Ich wartete ein paar Sekunden lang und dann summte die Tür. Ich stieß sie auf und stieg die Treppen hoch.
Als ich vor der Wohnungstür stand fummelte ich aufgeregt an meiner Tasche herum. Die Tür öffnete sich und ich starrte in eisblaue Augen.

Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt