Trennungen tun weh

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Mit pochenden Kopfschmerzen und brennenden Augen ging ich mit Violet zum Frühstück. Die letzte Nacht über hatte ich kaun geschlafen. Ich konnte die Augen nicht mal schliessen. Denn jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich Jacks schmerzverzerrtes Gesicht und Bens vor Wut verengten Augen. Und selbst die kleinsten Tropfen Blut, die ihm aus der Nase tropften. Violet hatte versucht wach zu bleiben und mir Gesellschaft zu leisten, jedoch war sie daran kläglich gescheitert. Die Reise und der Tag am Strand hatten ihren Tribut gefordert.
Jetzt stand sie an der Schlange hinter mir und schaute sich aufmerksam um, ob Ben oder Jack zu sehen waren. Müde und aufgewühlt rieb ich mir die Augen und gähnte ausgiebig.
"Da ist Ben", sagte Violet und zeigte auf die Tür. Ich drehte mich um und sah Ben zur Tür reinkommen. Anscheinend hatte er auch kaum geschlafen, denn seine Haare waren zerzaust, seine Augen waren blutunterlaufen und schauten müde drein. Als er zum Buffet kam fing er meinen Blick auf. Jedoch schaute er schnell weg, trotzdem konnte ich die noch nicht verloschene Wut und Entsetzen darin erkennen. Er kam mit schlurfenden Schritten zum Büffet und stellte sich hinten an.
Ich wandte den Blick ab und schnappte mir einen Teller. Ich legte ein paar Erdbeeren und Bananenstückchen auf mein Teller und ging zu den Getränken, wo ich mir ein Glas Orangensaft einschenkte. Dan eilte ich zu einem Tisch an einer Ecke und ließ mich auf eins der Stühle nieder. Violet kam einige Zeit später nach und setzte sich ,mit einem kritischen Blick auf mein Teller, mir gegenüber. Ich senkte den Blick und spießte eine besonders rote Erdbeere auf. Plötzlich landete ein belegtes Brötchen auf meinem Teller. Stirnrunzelnd schaute ich auf und sah Vi an. "Was soll das?"
Violet sah mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Verwunderung an. "Du willst doch nicht im Ernst dich nur von ein paar mickrigen Obststücken ernähren!?"
Mit einem leichten Lächeln schob ich mir die Erdbeere in den Mund. Als ich wieder aufschaute sah ich Jack an der Tür stehen. Seine Nase war verbunden und er hatte tiefe, dunkle Augenringe. Noch eine Person, die nicht geschlafen hatte. Jacks Haare standen in alle Richtungen ab und er fuhr immer und immer wieder durch seine Haare. Er schien rastlos zu sein. Und traurig. Unendlich traurig. Ein Stich fuhr durch mein Herz und es schmerzte in der Seele ihn so zu sehen. Jack schien mich bemerkt zu haben, mied jedoch den Blickkontakt mit mir. In diesem Augenblick fasste ich einen Entschluss: ich würde heute noch mit ihm reden. Ich würde mich heute noch mit ihm treffen und alles klären, egal wie riskant es war. Ich konnte ihn nicht verlieren. Ich konnte es nicht riskieren, auch noch ihn nach meiner Mutter zu verlieren.
Schwer schluckte ich und merkte, dass Vi angefangen hatte mir etwas zu erzählen. Wie konnte ich es nicht bemerkt haben, dass sie angefangen hatte zu reden? Anscheinend ging es um den Italiener, den sie gestern kennengelernt hatte. Obwohl ich mich bemühte, konnte ich ihr nicht richtig zuhören. Halbherzig machte ich an einigen Stellen "hm" und "aha" und erweckte so den Eindruck, als ob ich zuhören würde. Mit den Gedanken war ich ganz woanders.

Melissa: Wir müssen reden.
Jack: Lieber nicht. Es tut mir leid...
Melissa: Was soll das denn heissen?
Jack: Wir sollten uns nicht mehr sehen. Es ist zu riskant. Wir können von Glück sagen, dass Ben gestern nicht zu Mrs Sandy gegangen ist. Sie hätte sofort den Schulleiter informiert. Tut mir leid, Lissa.
Melissa: Das kannst du uns doch nicht antun!

Darauf hin wartete ich eine Ewigkeit auf eine Antwort. Leider vergeblich. Er hatte mir nicht mehr geantwortet und weinend und schluchzend stand ich schliesslich unter der Dusche. Ich wusch mich sehr gründlich, musste mich ablenken. Leider überkam mich recht schnell wieder die Trauer und ich stieg aus der Dusche und machte mich für den Ausflug ins Museum fertig.

Forbidden LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt