Kapitel 18.

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Kapitel 18

Langsam würde ich schläfrig. Es fing an zu regnen und der frische Frühlingswind wehte leicht durch das sterile Zimmer. Mein Körper fühlte sich immer schwerer, meine Augenlieder wollten sich nicht mehr öffnen und ich glitt in einen Halbschlaf. Ich nahm nur noch Luke's Herzschlag war.

Bubum. Bubum. Bubum. Stille...

Michael's POV:

Es war kein regnerischer Tag, aber es war auch nicht sonderlich Sonnig. Es war nicht kalt, aber auch nicht warm. Es war nicht laut, aber auch nicht leise und ich war nicht traurig, aber auch nicht fröhlich.

Ich fühlte mich neutral.

Luke war gerade gestorben und während alle anderen heftig geweint haben, habe ich seine Hand gehalten und war bei ihm. Ich habe gespürt, wie die Wärme langsam aus dem kleinen Körper verschwand und ich spüre sie trotzdem noch.

Ich musste nur meine Augen schließen und schon fühlte ich mich nicht verlassen. Ich wollte nicht weinen, ich konnte nicht weinen. Ich wusste nicht warum ich mich so verhielt, allerdings hatte ich die ganze Situation noch nicht wirklich verarbeitet.

"Mr. Clifford?", fragte eine Schwester als ich stumm in meinem Zimmer saß. Fragend sah ich zu ihr, hob eine Augenbraue. Sie lächelte.

"Der Herr Doktor möchte sie gerne sprechen. Nickend stand ich auf und folgte ihr zu einem Zimmer. Dort saß bereits einer der Ärzte, welche meinen Krebs behandelten. Falsch lächelte ich ihn an, was er aber nur erwiderte, mit dem Unterschied, dass er sich wirklich zu freuen schien.

"Michael...", begann er und ich nickte brummend. Er deutete auf einen Platz, auf welchen ich mich setzte und meinen Gegenüber fragend ansah.

"Ihr Krebs.", nannte er mir den Grund für mein erscheinen, schob mir einige Ultraschallaufnahmen zu. Verwundert betrachtete ich die völlig hellen Stellen, die einige Monate zuvor noch deutlich dunkler waren.

"Ihr Krebs konnte erfolgreich behandelt und beseitigt werden!", verkündete er und meine Mutter kreischte vor Freude, fiel mir um den Hals und schluchzte. Ich blieb still.

Warum?

Warum? Warum? Warum!

Warum konnte mein Krebs besiegt werden und Luke's nicht?

Warum musste die wohl wundervollste und unschuldigste Person die ich kannte sterben an einer Krankheit, die ich einfach so überlebte?

"Schatz, hast du das gehört?! Du hast den Kampf gewonnen!", schluchzte meine Mutter fröhlich. Ich schüttelte den Kopf.

"Nein, habe ich nicht. Ich habe ihn verloren...", nuschelte ich und stand mit hängenden Schultern auf. Verwirrt sah meine Mutter zu mir hoch, doch ich schüttelte wiederholt den Kopf.

"Wenn ich ihn überstanden habe, dann heißt das, dass ich gehen darf..?", fragte ich halb interessiert. Nickend meinte mein Arzt, dass ich meine Sachen packen könnte während er mit meiner Mama alles abklären würde.

Ich packte also meine Sachen ein. Luke's Sachen lagen noch immer verstreut im Raum herum und ich betrachtete das Chaos kurz. Ich schoss ein Foto mit meinem Handy um das niemals vergessen zu können.

Seufzend legte ich mich in Luke's altes Bett und schloss meine Augen. Alles roch noch nach dem Sechzehnjährigen. Schluchzend hielt ich meine Brust, versuchte stark zu bleiben.

Du darfst weinen, Michael!

Luke hatte recht! Ich durfte weinen! Ich durfte schwach sein und auch mal Hilfe anfordern, denn das war Menschlich. Ich durfte alles, alles außer die Hoffnung aufzugeben.

Entschlossen setzte ich mich auf, nahm meine letzte leere Tasche und stopfte sie voll mit Luke's T-Shirts, Zeichnungen und seinem Kissen. Ich bräuchte einfach was, was mich an ihn erinnerte, obwohl ich genau wusste, dass ich ihn niemals vergessen könnte.

Er war und ist die Liebe meines Lebens!

Hospital || MukeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt