Kapitel 16

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>>Du musst mir einfach nur sagen, bei was wir euch helfen sollten!<< rief ich und fuchtelte mit meinen Händen in der Luft herum. Jack verdrehte nur die Augen und lief weiter. Wir waren auf dem Weg zur Schule, leider.

>>Luke, das hat dich oder eher gesagt euch nicht zu interessieren! Vergiss das einfach ganz schnell wieder und halte dich vom Korridor fern!<< seine Schritte wurden größer, schneller und energischer, er war wohl wütend, und ich hatte Mühe mit ihm mitzuhalten.

>>Das sagst du jedes Mal!<< schmollte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, blieb stehen. Jack drehte sich zu mir um, verdrehte die Augen und sagte: >>Ja! Und das werde ich auch immer! Und du sollst - <<

>>Und das werde ich nicht!<<

>>Doch!<<

>>Nein, das werde ich dir auch noch immer und immer wieder sagen, vergiss es! Das ist meine Sache, was ich in meinen Träumen mache und das hat dich verdammt nochmal nicht zu interessieren weil dich sonst die Sachen, die ich mache, auch verdammt nochmal nicht interessieren! Weil ich dich sonst auch nie interessiert habe und es einfach nur unfair und gemein ist, dass du jetzt denkst, dass du über mich zu bestimmen hast!<< die Worte sprudelten nur so aus meinen Mund heraus und ich dachte noch nicht einmal nach. Das waren einfach nur Sachen, die meiner Meinung nach mal gesagt werden mussten.

Jack sah mich einfach nur emotionslos an und das tat weh. Ich wusste nicht warum, aber das tat weh. Er sagte nichts, er sah mich einfach nur an und ich wusste noch nicht einmal, was er dachte. Ich hatte keine Idee und das war doof. Und unfair. Und gemein.

>>Luke...<< fing er dann doch an, doch ich ging einfach an ihm vorbei. Ich wollte auch meine Gefühlte nicht zeigen, kalt an ihm vorübergehen, aber ich konnte die wenigen Tränen in meinen Augen einfach nicht unterdrücken.

Bevor ich ganz an ihm vorbei war, zog er mich aber noch schnell in seine Arme, drückte mich an sich. Er sagte nichts, hielt mich einfach und ich lehnte mich an ihn. Das letzte Mal, dass er das getan hat, war schon lange her. Vielleicht war das an der Beerdigung meines Grandpas, und die war auch schon lange her.

Jack fand mich irgendwann uncool (was ich definitiv auch war) und hatte mich in der Öffentlichkeit und auch privat gemieden. Nur Ben hatte ab und an mit mir geredet, aber er war auch immer unterwegs. Nach und nach hatte Jack wieder angefangen, mit mir zu reden und das war auch ganz okay. Wenn ich jemanden umarmen wollte, dann bin ich halt zu Mum gegangen. Aber jetzt, wo mich mein großer Bruder in der Öffentlichkeit (!!!) umarmte, war es viel besser, als eine Umarmung von meiner Mum. Denn es zeigte mir irgendwie, dass ich ihm vielleicht doch irgendwo wichtig war. Und das war schön, schließlich mochte ich ihn, er war mein großer Bruder und jeder kleine Bruder oder jede kleine Schwester liebte seinen großen Bruder oder seine große Schwester.

Als er langsam die Umarmung löste und mir eine Hand auf die Schulter legte, sah er mich mit einem leichten Lächeln an und sagte leise: >>Lass uns jetzt gehen, wir sind schon ziemlich spät dran.<<



Heute hatten Calum und ich keine gemeinsamen Kurse, nur Michael und ich. Leider.

Ich starrte an die Tafel und versuchte irgendwas zu behalten oder mir zu merken oder zu verstehen (falls man in Geographie irgendwas verstehen konnte).

Michael, wenige Plätze weiter (zu wenige) spielte mit seinem Stift und sah ab und an aus dem Fenster. Er baute seinen dünnen und alten Füller auseinander und dann baute er ihn wieder zusammen um das Ganze immer und immer zu wiederholen. Irgendwann brach er aber die Hälfte des Stiftes durch und warf ihn genervt auf den Tisch. Blöderweise hatte so ein Füller auch Patronen und mit dieser fing er nun an, leicht auf dem Tisch zu trommeln und es nervte. Es nervte verdammt nochmal und es half mir nicht dabei, mich noch weiter zu konzentrieren.

Ich wollte mich gerade beschweren, hatte mich schon umgedreht, doch genau in diesem Moment landete ein komisches etwas auf meinem Tisch und spritzte sämtliche Sachen mit blauer Tinte voll.

Und das war's dann mit meiner Geduld.

Genervt sah ich ihn an und zischte dann: >>Sag mal, geht's noch?!<<

>>Chill, Hemmings. Oder soll ich hemmo1996 sagen?<< er grinste provozierend. Meine Augen verengten sich und ehe ich nachdenken konnte, nahm ich die halbe Füllerpatrone (er hatte sie aufgeschnitten) und warf sie Michael ins Gesicht. Die Tinte verlief von unter seinem rechten Auge über seine rechte Wange.

>>Das hast du nicht getan.<< murmelte er nur, sah mich finster an. Dann zerschnitt er schnell eine weitere Patrone und warf mich damit an. Er traf mein Shirt (es war schwarz) aber das machte mir nichts aus, denn ich nahm mir ebenfalls eine Patrone, zerschnitt sie und warf ihn ab. Sie landete in seinen Haaren. Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf meine Lippen, doch das hielt nicht lange, da er mich mit dem weiteren Wurf an der Stirn traf. Und jetzt führten wir endgültig Krieg.

Wir nahmen immer wieder Patronen, zerschnitten sie und bewarfen uns damit. Als wir selbst keine mehr hatten, nahmen wir einfach die von unseren Mitschülern. Ohne es zu wollen, bekamen aber auch die Schüler zwischen uns Tinte ab, aber in diesem Moment war uns das sowas von egal. Unserem Lehrer aber nicht.

>>HEMMINGS! CLIFFORD!<< donnerte seine Stimme und ließ uns zusammen zucken, Michael ließ sogar die Patrone fallen.

>>ZUM DIREKTOR, ABER SOFORT!<<

Ich sah zu Boden, stand auf, während Michael die Augen verdrehte und zur Tür schlurfte. Ich ging ihm hinterher, schloss die Tür und folgte ihm, stets darauf bedacht, ihm nicht zu Nahe zu kommen.

>>Das ist alles nur wegen dir!<< zischte er dann nur und versuchte, etwas Tinte von seiner Wange zu wischen, was das Ganze nur noch schlimmer machte.

Ich verdrehte nur die Augen und sah ihn dann genervt an. >>Du hast angefangen.<<

>>Nein! Das war nur aus versehen!<< verteidigte er sich, rubbelte weiter an seiner Wange.

>>Aus versehen, pfff, dass ich nicht lache.<< ich lachte einmal lustlos, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ mich auf einen der Stühle vor dem Büro des Direktors fallen. Michael auch. Direkt neben mir. Heilige Scheiße.

>>Wirklich.<< er sah mich mit großen Augen flehend an, doch ich drehte mich einfach weg. Ich mochte ihn einfach nicht, das war alles. Er mochte mich schließlich auch nicht, also war das ja auch nichts schlimmes.

>>Du hast einfach zurückgeworfen.<< fügte er dann noch hinzu.

>>Ja! Weil du mich einfach genervt hast! Du nervst mich immer! Sobald ich dich sehe, bin ich schon genervt von dir!<< ich raufte mir meine Haare (einige Strähnen waren blau von der Tinte) und sah ihn finster an. Er sah zu Boden, wenn nicht sogar ein wenig schuldbewusst, vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, und murmelte leise:>>Aber warum?<<

>>Warum?! Fragst du mich das wirklich?!<<

Er nickte leicht und biss sich auf seine Unterlippe.

>>Weil du meinen Eltern von der Youtube-Sache erzählt hast! Sie waren total sauer und haben mir mein Hand weggenommen! Ich hab doch schon niemanden, warum mussten sie mir dann auch noch mein Handy wegnehmen?!<< ich funkelte ihn an.

>>Ich wollte doch nur nett sein und ein Gespräch aufbauen.<< murmelte er und sah zu Boden. Sofort entspannten sich alle vor Wut angespannten Muskeln und ich ließ meine Schultern hängen, nuschelte nur ein leises: >>Oh...<<

Und vielleicht hatte ich nur etwas überreagiert...


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