Kapitel 41

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Am nächsten Morgen wartete Jack sogar auf mich. Er redete zwar nicht, ich auch nicht, aber ich fühlte mich nicht mehr so alleine. Vielleicht brauchten sie wirklich Zeit, um das alles zu verarbeiten. Und vielleicht würde bald alles so wie früher werden. Aber das würde dauern, denn jetzt hatte ich noch nicht genügend Mut, um mit Calum zu reden.

Deswegen versteckte ich mich auch wie die Tage zuvor wie ein Feigling in der Bibliothek und sah ab und an aus dem Fenster heraus, um Michael und Calum zu sehen, die auf dem Sportplatz herumliefen.

Zuhause schloss ich mich immer öfters in meinem Zimmer ein, oder hörte mit meinen Kopfhörern ganz laut Musik. Ich zeigte Außenstehenden deutlich, dass sie mich in Ruhe lassen sollten.

Schließlich kam Mum aber eines Nachmittags rein und sah mich mitleidig an. >>Lukey, was ist denn los?<<

>>Nichts?<< Ich sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an und verspannte mich.

>>Und warum triffst du dich nicht mehr mit Michael oder Calum?<< hakte sie nach, setzte sich neben mich aufs Bett und schob meinen Laptop vom Schoß, mit dem ich mir gerade Interviews von Good Charlotte angeguckt hatte.

Ich zuckte mit den Schulter. >>Keine Lust.<

Sie seufzte. >>Aber du kannst doch nicht einfach so deine Freunde vernachlässigen!<<

>>Wer hat gesagt, dass das meine Freunde sind?!<< fuhr ich sie an.

>>Lucas, nicht in diesem Ton!<< wies sie mich zurecht. >>Außerdem hast du das selbst einmal indirekt gesagt.<<

>>Vielleicht reimst du dir das alles nur zusammen und redest es dir schön! Nur weil du willst, dass ich endlich Freunde hab, bedeutet das nicht, dass du jeden, der nur ein Wort mit mir gewechselt hat, als meinen Freund bezeichnen musst!<<

>>Du hast aber mehr als nur ein Wort mit den beiden gewechselt. Ashton hat mir erzählt, dass ihr vier zusammen ein Cover aufgenommen habt.<

Ashton. Ihm bedeutete die Band so viel, beziehungsweise er hatte sich große Hoffnungen gemacht, das hat man ja an seiner Tür gesehen. Und jetzt hatte ich ihn enttäuscht. Zerbrachen die Glasblumen an seiner Tür wirklich so schnell, wie Jack es mir gezeigt hatte? Oder hatte er nachgeholfen? Und wenn ja, waren dann schon viele von ihnen zerbrochen?

>>Ja, das war aber... aber...<< Ich suchte verzweifelt nach einer Ausreden, raufte mir das blonde Haar.

>>So, und wie wäre es jetzt, wenn du mir erzählst, was zwischen euch vorgefallen ist?<< Sie sah mich an, strich mir einmal über den Arm.

Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und seufzte. >>Du wirst mich hassen.<<

>>Das werde ich ganz bestimmt nicht, ich bin deine Mutter.<< sagte sie.

>>Okay, wenn du meinst. Cal hat mich irgendwie geküsst.<< Kurz und knapp. Direkt ins Gesicht. Ich sah, wie sie mich wie versteinert ansah und dann schluckte.

>>Hab ich es dir nicht gesagt? Du findest mich jetzt ekelig. Kannst du jetzt gehen?<< Ich sah sie genervt an.

>>N-nein, Luke, so ist das doch gar nicht!<< Sie zog mich schnell in eine Umarmung. >>Das ist doch voll okay, ich finde dich nicht ekelig, das könnte ich niemals!<< redete sie weiter, strich mir dabei durchs Haar. >>Ist das der Grund, warum du nicht mehr mit Calum und Michael redest? Bist du sauer auf Calum?<<

>>Nein... << murmelte ich, lehnte mich an sie. Mum gab definitiv die beste Umarmung. >>Ich weiß nur nicht, was ich ihm sagen soll. Ich bin weggerannt.<<

>>Man Lukey...<< seufzte sie, zog mich nochmal näher zu sich. >>Da rennt man doch nicht einfach so weg.<<

>>Ich weiß, aber das war eine Kurzschlussreaktion!<< verteidigte ich mich.

>>Dann red doch nochmal mit ihm. Klärt das.<< redete sie auf mich ein.

>>Aber ich hab gerade so etwas wie Freunde gefunden und ich will nicht schon wieder alles kaputt machen!<< seufzte ich.

>>Aber es wird doch auch nicht besser, wenn du gar nicht mit ihnen redest.<< meinte sie nur und sie hatte ja auch recht.

>>Also... soll ich einfach... zu ihm gehen?<< fragte ich vorsichtig. Mum nickte.


°°°

Wie hypnotisiert sah ich auf die ganzen silber glitzernden Äste und Eingravierungen, manche waren auch türkis. Die ganzen Verse, die in verschnörkelter Schrift geschrieben war und das tiefdunkle Schwarz, was das alles umgab. Wie lang ich schon auf Calum's Traumtür starrte, wusste ich nicht. Ich wusste auch nicht, wie lange ich vorher in meinem Traum die Vor- und Nachteile immer und immer wieder aufgeschrieben hatte, nur um zu dem Entschluss zu kommen, dass ich nie herausfinden würde, wie Calum über unseren Kuss dachte, wenn ich ihn nicht nachfragen würde.

Mein Herz schlug bis zum Hals und meine Atmung wurde auch immer schneller. Ich hörte mein Blut schon fast rauschen und ich nahm nichts anderes wahr außer Calum's Tür. Dementsprechend war ich auch überrascht, als ich eine Stimme neben mir hörte.

>>Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man.<<

Ich zuckte zusammen und schnellte herum. >>Ben!<<

>>Nein, Kafka.<<

>>Kafka?<<

>>Ja, der hat das mal gesagt. Oder eher geschrieben.<<

>>Oh, es geht wieder um deine Gedichte.<< murmelte ich und sah auf meine Vans. Mittlerweile imaginierte ich sie mir schon ganz automatisch an meine Füße.

>>Luke, es sind viel mehr als nur Gedichte. Gerade dir muss ich doch nicht mehr sagen, dass sie voller Weisheiten sind und Probleme widerspiegeln, die schon fast alltäglich geworden sind.<< Er sah mich ernst an, zog dabei die Augenbrauen zusammen.

Ich seufzte. >>Tschuldigung...<< Dann sah ich wieder auf. >>Also, was ist so besonders an diesem Kafka, dass du das Zitat auswendig weißt?<<

Ben grinste ein wenig, räusperte sich einmal, um das alles ernster wirken zu lassen und sagte dann: >>Er hat immer so verwirrende Texte geschrieben, Parabeln. Und das Zitat ist mir gerade nur so eingefallen.<<

>>Und was soll das bedeuten?<< fragte ich nach.

>>Naja, umso länger du dort vor du stehen bleibst, desto länger machst du dir Gedanken darüber, wie Calum reagieren wird. Also auf diese Situation bezogen. Eigentlich stehen Türen symbolisch für Möglichkeiten und wenn du welche nicht ergreifst, kann es passieren, dass du dich veränderst.<< Er sah von der Tür zu mir und dann wieder zur Tür. >>Ich würde an deiner Stelle gehen. Im Traum ist es vielleicht einfacher, mit jemanden darüber zu reden.<<

>>Damit ich es leicht habe, einfach wieder abzuhauen, so wie letztes Mal?<< meinte ich misstrauisch. Ben wollte was sagen, doch ich kam ihm zuvor. >>Weißt du, manchmal ist der einfachste Weg nicht der Richtige. Ich sage es ihm persönlich.<<



Badabumm ts
 Neues Kapitel nach einer gefühlten Ewigkeit ':D

Meinungen? Kritik? ^^

Diese Story wird schon bald vorbei sein und ich weiß noch nicht wie es weitergehen wird mit meinen STories. Ich brauch noch drei Abstimmungen für mein "Projekt" (Drei verschiedene Stories hochladen und ihr stimmt ab welche fortgesetzt werden soll. Etwas genauerer Infos auf meinem Profil) und dann kann es auch schon losgehen :D

Also, wer ist dafür? ^^

xx_Mrs_H♥♥dings_

Superheroes || Cake Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt