Kapitel 20

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>>Calum, du Arsch!<< schrie Michael und sah aus, als wollte er Calum am liebsten mit seinem Controller erschlagen. Der Neuseeländer kicherte aber nur leise und schoss weiter um sich herum. Das machte er schon die ganze Zeit. Er drehte seine Figur andauernd um die eigene Achse und schoss ununterbrochen um sich. So hatte er Michael und mich schon einige Male getötet, nachdem er selbst des Öfteren verloren hatte.

Ich ließ meine Figur sich hinter eine Mauer schleichen und suchte nach einem kleinen Loch durch das ich mein Gewehr halten konnte und so vielleicht Calum treffen konnte. Das war der einzige Weg, das Spiel zu gewinnen. Fand ich.

Und es gelang mir sogar. Calum ließ fassungslos seinen Controller fallen und starrte immer noch ungläubig den Bildschirm an während Michael mir lachend auf die Schulter klopfte und mich so auch zu einem leichten Grinsen brachte.

>>Ich hol uns eben was zu trinken.<< sagte Michael dann und verschwand aus seinem Zimmer, ließ Calum und mich alleine in einer unangenehmen Stille zurück. Ich ließ meinen Blick im Raum herumschweifen bis ich an seine Tür sah. An ihr klebten einige Fotos, Autogrammkarten und Konzertkarten. Auch Postkarten aus Brasilien, England, Amerika und Afrika waren dort. Und dann waren da noch einige Zettel mit Sprüchen, Akkorden und Noten. Ich verengte meine Augen um so mehr zu erkennen.

And if we fall, it's not your fault

Shadows covering our selfish foes

>>Calum, das steht auch an deiner Traumtür.<< sagte ich dann, schüttelte an der Schulter des Dunkelhaarigen und deutete auf den Zettel an der Tür.

Calum nickte nur. >>Gotta get out. Haben wir zusammen geschrieben.<<

>>Geschrieben? Ihr schreibt Songs?<< wollte ich wissen und zog dabei die Augenbrauen zusammen. Calum sah zu Boden und nickte dann.

>>Das ist... cool!<< sagte ich dann grinsend und sah zu ihm. Er sah kurz auf, lächelte leicht.

Dann war da wieder diese Stille und ich schaute mich wieder um. Dieses Mal zog aber ein kleines Kästchen auf Michaels Nachttisch meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich zog die Augenbrauen zusammen und stand auf, Calum schaute mich komisch an, doch ich lief einfach nur auf das kleine Nachtschränkchen zu. Davor hockte ich mich hin und strich einmal über das Holz, das schwarz gestrichen war.

>>Was ist?<< fragte Calum mich verwirrt, kam zu mir und hockte sich ganz nah neben mich. Doch in diesem Moment fiel mir unsere Nähe gar nicht so richtig auf, denn ich ging in Gedanken die Geschehnisse der vergangenen Tage durch. Ben mit Michaels Bleistift. Die ganzen persönlichen Gegenstände. Bei Ben und bei Jack. Mit einem persönlichen Gegenstand konnte man in die Träume der anderen gelangen. Wenn Ben in Michaels Traum war, dann war es sicherlich doch auch so, dass Michael in Ben's war, oder?

Also öffnete ich das kleine Kästchen, weswegen Calum mir leicht in die Seite stieß. >>Spinnst du?! Das ist privat!<<

Doch ich ließ mich davon nicht beirren sondern schaute mir den Inhalt des Kästchens an. Mein Atem stockte als ich Jack's Radiergummi sah. Es war zur Hälfte durchgebrochen und blau, vollgekritzelt mit Edding und pinkem Glitzerstift. Ich war mir ganz sicher, dass das hier seins war, und als ich es dann auch noch umdrehte, stand da: J.H. Eindeutiger konnte es ja nicht sein, oder?

Ohne nachzudenken steckte ich es ein und suchte weiter.

>>Luke! Du willst das doch nicht klauen, oder?!<< Calum schrie flüsternd und sah mich wütend an.

>>Das gehört Jack! Das ist ein persönlicher Gegenstand!<< antwortete ich ihm in der gleichen Lautstärke und sah weiter nach.

>>Na und?! Was geht dich das an?!<< fuhr er mich an und wollte aufstehen, doch ich zog ihn wieder zurück. >>Wehe du erzählst Michael davon! Ich werde da erst einmal mit Jack und Ben drüber reden und wenn das nicht weiter schlimm ist, lege ich es zurück. Versprochen.<< er schien nicht gerade begeistert zu sein, weswegen ich ihn einfach nur weiter flehend ansah. Er seufzte, verdrehte die Augen und nickte dann. Ich lächelte ihn dankbar an, zuckte aber zusammen, als ich Schritte hörte. Sofort sprangen Calum und ich zusammen auf und rannten zurück zu den Sitzsäcken, die vor dem Fernseher waren und ließen uns in sie fallen.

Michael kam grinsend rein, hatte unter einem Arm eine Colaflasche geklemmt, in der Hand drei Gläser und in der anderen Hand eine Tüte Chips.




Ich drehte das Radiergummi zwischen meinen Fingern hin und her. Ich wollte es Jack geben, aber gleichzeitig hatte ich ein komisches Gefühl dabei. Gedankenversunken strich ich über die ganzen Kritzeleien und biss mir auf meine Unterlippe. Ein genervter Seufzer verließ meine Lippen und ich ließ mich zurück auf mein Bett fallen.

Calum hatte Recht, ich hatte irgendwie gestohlen und ganz nebenbei habe ich es vom Freund des Typens, mit dem ich vielleicht auch befreundet sein könnte, gestohlen. Ich wollte Calum nicht enttäuschen.

Andererseits war das nicht wirkliches Stehlen, ich habe es nur wieder für meinen Bruder zurückgeholt. Michael hat dann ja eigentlich gestohlen. Aber das würde Calum mir wahrscheinlich nie glauben. Schließlich bin ich nur ein dahergelaufener Junge, den er in seinem Traum getroffen hat und der jetzt einmal mit ihm in der Stadt war und danach zum zocken mit zu Michael nach Hause gegangen ist.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen schloss ich meine Augen.


Meinungen? Kritik? ^^

xx_Mrs_H♥♥dings_

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