#4 - Gefüllte Münder, Geschlechtskrankheiten und Anweisungen für Intimrasuren

240 34 4
                                    

In den Umkleiden quetschte ich mich in meine Jeans, die ein ungutes Gefühl auf meiner verschwitzten Haut hinerließ. Dabei hüpfte ich auf einem Bein und hielt mich gerade an einer Kleiderstange fest, als die Tür aufgestoßen wurde und mit vollem Schwung gegen meine Schläfe schlug. Zuerst sah ich nur Jennas erschrockenes Gesicht, dann spürte ich einen heftigen Schmerz, der sich durch meine ganze rechte Gesichtshälfte zog. Es fühlte sich an, als würde jemand mit einem großen Gegenstand in regelmäßigen Abständen auf die Stelle eindreschen und nicht aufhören wollen.

"Oh nein! Das tut mir leid", rief Jenna und Christy stürmte los, um mir dabei zu helfen meinen Gleichgewichtssinn wieder zufinden.
"Lora? Alles in Ordnung?" Die Hand meiner bisher einzigen Freundin legte sich auf meinen Arm und sanft drückte sie mich auf eine Bank. "Brauchst du einen Kühlakku?"

Obwohl mir noch immer ganz wummerig war, schüttelte ich den Kopf: "Nein, das geht schon. Gibt wahrscheinlich einen blauen Fleck, aber besonders viel kann man ja eh nicht verletzen". Mein selbstironischer Witz ging ziemlich in die Hose, denn niemand lachte.
Nachdem die übrigen Mädchen festgestellt hatten, dass ich weder umkippen, noch heulen, noch schlimmere Verletzungen hatte, vertieften sie sich wieder in ihre Gespräche und Christy reichte mir meine Wasserflasche.
"Du Arme. Dafür fahren Oliver und ich dich heute nach Hause."
Dieses Mal nahm ich das Angebot dankend an, vor Allem da ich keine Interesse daran hatte, Nackenkratzer-David erneut über den Weg zu laufen.

Zuhause erwartete meine Mutter mich. Wer uns zusammen sah, konnte uns sofort als Familie zuordnen. Wir hatten beide kleine Nasen mit großen Nasenlöchern, natürlich gebräunte Haut und dickes dunkelbraunes Haar. Einzig unsere Augen unterschieden sich: Sie hatte strahlend grüne Augen, die in einem sehr starken Kontrast zu ihrem restlichen Erscheinungsbild standen und immer vor Freude glitzerten und ich hatte die dunklen Augen meines Vaters geerbt.
"Ach, du liebe Güte", rief sie und schloss mich in ihre Arme. "Was ist denn mit dir passiert? Muss ich mit jemandem reden?"
"Ein Mädchen aus meiner Klasse hat mir aus Versehen eine Tür gegen den Kopf geschlagen", informierte ich meine hysterische Mutter. "Aber mir geht es gut. Die Kopfschmerzen sind schon fast wieder verschwunden."
"Gut." Jetzt verschränkte sie ihre Arme und sah mich abwartend an: "Ich war heute in deinem Zimmer, weil ich meinen weichen Bleistift wieder verlegt habe."
Nicht gut, ich wusste, was jetzt folgte. "Du kannst doch nicht deine ganzen Utensilien so rumliegen lassen! In dem Chaos findest du nie wieder etwas! Und deinen ganzen Bilder bekommen Falten oder knicken ein oder ..." Mal abgesehen davon, dass sie in ihrem Chaos auch nie etwas wieder fand, war mir klar, dass ich den Abend mit Aufräumen verbringen würde.

Nach einer halben verschwendeten Stunde warf ich mich auf mein Bett und landete beinahe auf meinen Laptop. Automatisch machte ich ihn auf und sofort blinkte mir eine Benachrichtigung entgegen: Oliver hatte mir auf Facebook eine Freundschaftsanfrage gesendet.
Irgendwie war mir nicht so wohl dabei anzunehmen, obwohl ich wirklich nichts von ihm wollte. Würde ich immer diese Vertrauensprobleme haben? "Du klickst da jetzt drauf", befahl ich mir. "Es ist der Freund deiner besten und bisher einzigen Freundin hier. Es ist doch nur eine Freundschaftsanfrage." Eine Reihe Vorschläge neuer Freundschafts-Vorschläge tauchte auf, sobald ich seine Anfrage angenommen hatte.
Da ich mich lieber langweilte, als mein Zimmer in Ordnung zu bringen, klickte ich mich durch die Vorschläge und blieb bei einem gewissen David Edwards hängen. Keine Frage, das war niemand anderes als Nackenkratzer-David.
Ein wenig neugierig war ich schon und bevor ich mich aufhalten konnte, fand ich mich schon auf seinem Profil wieder. Sein letzter Eintrag war ein Bild, das er von sich hochgeladen hatte. Er sah mit gerunzelter Stirn in die Kamera, biss sich auf die Lippe und sah dabei unwiderstehlich in die Kamera.
Oh, nein ... Noch während ich Davids Bild analysiert hatte, hatte mein dummer Daumen auf Gefällt mir gedrückt. Na super. Jetzt hielt er mich sicher für eine seiner unzähligen Stalkerinnen. Wobei - das gefiel ihm sicher. Vielleicht würde er meinen Daumen auch gar nicht bemerken, immerhin schien es wirklich viele Frauen zu geben, denen dieses Bild gefiel. Wirklich sehr viele ... Neugierig klickte ich auf die Kommentare und las mir sie mir durch. Ein Drittel der Kommentare war weiblich und notgeil, der zweite Drittel lobte ihn für das schöne Foto und das letzte Drittel waren verletzte David-Opfer. Nur ein Kommentar, von einer gewissen Thalita Jackson, fiel mir ins Auge: "Wie kannst du es wagen so in die Kamera zu schauen, nachdem du so etwas schlimmes getan hast? Wie kannst du überhaupt noch in den Spiegel schauen? Man sollte dich an einen Pfahl fesseln und dir die Eier abschneiden. So etwas wie du gehört eingesperrt."
Unter Thalitas Kommtar sammelten sich Kommentare, die sie alle verspotteten und selbst die gedemütigten One-Night-Stands stellten sich auf seine Seite. Unfassbar.
Aus reiner Neugierde klickte ich auf ihr Profil und öffnete das Chatfenster. Warum wusste ich selbst nicht, aber es störte mich, dass sich wieder alle auf Davids Seite stellten.
"Hey", schrieb ich. "Ich habe deinen Kommentar unter David Edwards neustem Bild gesehen. Du hast anscheinend nicht so schöne Erfahrungen mit ihm gemacht?"
Eine halbe Stunde wartete ich auf ihre Antwort. So lange ich wartete, räumte ich sogar mein Zimmer weiter auf, während ich auf den erlösenden Signalton wartete. Und dann, endlich: "Das geht dich einen Scheiß an. Ich kenn euch doch, ihr denkt, dass ich euch Flittchen über euren Liebeskummer hinweg tröste. Selbst Schuld."
Okay, diese Talitha hatte einen rauen Umgangston. Normalerweise hätte ich gar nicht weiter mit ihr geschrieben, aber ich wollte unbedingt wissen, was David so schlimmes getan hatte.
"Du irrst dich." Ich biss mir auf die Lippe und sah mir Talithas Profilbild genauer an. Sie trug einen schwarzen Bob, hatte bleiche Haut und schielte in die Kamera. Sehr charismatisch. "Ich bin neu in der Stadt und David wirft sich mir an den Hals. Derzeit suche ich den Aus-Schalter."
"Sag, dass du dich seit zwei Jahren untenrum nicht rasiert hast", die Antwort erhielt ich in sekundenschnelle. Vielleicht wäre das der Moment gewesen, in dem ich den Laptop einfach zuklappen und das Ganze vergessen sollte, aber irgendetwas hielt mich fest.
"Denkst du wirklich, dass das ihn aufhalten wird? Du scheinst ihn ganz gut zu kennen."
"Möglicherweise hast du Recht. Er wird dich mit seinem ekelhaften Charmen einlullen und du wirst deinen Körper für ihn auf Vordermann bringen, er wird dich durchrammeln und wieder wegwerfen. Wirklich tragisch."
"Dann hilf mir aus diesem Teufelskreis hinaus."
"Viel Glück", schrieb sie mir, dann ging sie offline.
Frustiert schlug ich den Laptop zu und ging duschen.

Als ich am nächsten Tag in den Spiegel schaute, konnte ich gar nicht anders, als scharf die Luft einzuziehen. Der Bereich rund um meine Schläfe hatte sich komplett blau gefärbt und als ich vorsichtig mit dem Finger darauf drückte, durchfuhr ein höllsicher Schmerz meine rechte Gesichtshälfte.
Schlimm genug, mit einem riesigen blauen Fleck durch die Schule laufen zu müssen, doch ich war keine zehn Meter gelaufen, da zog mich David in eine Ecke.
"Babe ... Muss ich irgendwen für dich verprügeln?" Er strich mir mit seinem Daumen über den Kiefer und ich machte einen Schritt zurück.
"Da gibt es tatsächlich jemanden."
Damit hätte er vermutlich nicht gerechnet, aber er ließ sich nichts anmerken. "Sag mir nur, was ich tun soll."
"Es reicht, wenn du ihm ein blaues Auge schlägst. Er ist ungefähr so groß", ich deutete mit der Hand Davids Größe an: "Dunkelbraune Haare, blaue Augen und fühlt sich auf wie Mister Universe."
Er grinste mich an und nickte: "Doch, den Kerl kenn ich. Duvid - echt unsympathisch. Ich werde sehen, was ich tun kann."
"Wie nett von dir", sagte ich und eilte zurück zu Christy, die mich schon verschwöhrerisch angrinste.

In jedem Kurs starrten sämtliche Mitschüler auf meinen blauen Fleck, Jenna entschuldigte sich noch ungefähr tausend Mal und selbst die Lehrer erkundigten sich, ob ich irgendwelche Probleme zu Hause hatte. Irgendwer - und ich hoffte für David sehr, dass er es nicht gewesen war - hatte anscheinend das Gerücht verbreitet, dass mein Freund mich schlagen würde. Das Ganze variierte noch zwischen Bruder, Onkel und Vater.
"Dritter Tag und jeder denkt ich wäre ein Opfer meines gewalttätigen Freundes", knurrte ich, als ich mich mit Christy an einen Tisch setzte. "Womit habe ich das verdient?"
"Mach dir nichts draus", sagte Christy. "Anderen Mädchen wurden schon Schwangerschaften und diverse Geschlechtskrankheiten unterstellt. Das trifft hier fast jede."
"Mein unverwechselbarer Charme mitten ins Herz? Da hast du Recht, Süße." David knallte sein Tablett neben mir auf den Tisch und setzte sich neben mich. Zu nah, sodass ich weg rutschte. Natürlich rutschte er nach und das Spiel ging so weiter, bis ich beinahe von der Bank flog. Als er meine missliche Lage erkannte, rutschte er noch näher, sodass sich unsere Beine berührten. Sauer sah ich ihn an und steckte meine Gabel in die Sphagetti: "Was willst du?"
"Dir etwas zeigen", sprach er laut genug, dass jeder im Umkreis von drei Metern uns hören konnte. Nun gut, wenn er es so wollte ...
"Wenn es um deine fünf Zentimeter geht, dann habe ich keine Interesse", antwortete ich und gratulierte mir geistig für diese schlagfertige Antwort.
"Keine Angst", meinte David und nahm sich eine Tomate von meinem Teller. "Ich schaffe es dennoch dir den Mund zu füllen."
Bevor ich antworten konnte, stopfte er mir die Tomate in den Mund, dann nahm er sein Tablett und setzte sich zu seinen Freunden.
Ich spuckte die Tomaten äußerst damenhaft in eine Serviette.
"Dir ist schon klar, dass Ms. Benson am Nachbartisch sitzt und alles gehört hat", raunte Christy mir lachend zu.
Langsam drehte ich mich um und sah direkt in Ms. Bensons Gesicht, das mich starr musterte. Peinlicher konnte es kaum noch werden.

Die Anonymen Badboy OpferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt