"Dann bin ich gegangen", endete ich mit meiner Erzählung und sah in teils belustigte, teils traurige Gesichter.
"Er hat wirklich gestrippt? Das hätte ich zu gern gesehen!", rief Christy lachend.
Einem Mädchen, das gegenüber von mir saß und einen Erdbeermilshake mit den Händen umklammerte, kullerte eine Träne über die Wange. "Mit mir ist er auch ein Eis in genau dem gleichen Laden essen gegangen."
Ann, die neben ihr saß, legte ihr einen Arm um die Schultern. "Hey, wir werden es ihm heimzahlen, dass er so viele Mädchen so schlecht behandelt hat."
Kaum hatte sich das eine Mädchen beruhigt, betrat Jenna händchenhaltend mit Jay das Café und drei andere Mädchen sahen aus, als wären sie kurz davor loszuheulen.Jenna sah uns und winkte uns zu, bevor sie Jay einen dicken Schmatzer auf die Wange verpasste und ihn bei der Theke zurückließ, um auf uns zuzuschlendern. Sie sah die drei gequält dreinblickenden Mädchen an und begann zu reden. "Ich weiß was ihr jetzt denkt; Ist die dumm? Warum lässt sie sich schon wieder auf ihn ein? Die hat doch einen Knall! Mal abgesehen von der Tatsache, dass ihr genau so seid wie ich, habt ihr vollkommen recht." Sie seufzte. "Ich habe auf seinem Handy ein Sexvideo von ihm und irgendeiner Zwölftklässlerin gefunden. Er hat es erst gestern aufgenommen. Jetzt will ich es ihm heute Abend vorwerfen und Schluss machen. Wirklich Schluss machen."
"Oh, das mit ihm tut mir leid", sagte Christy verständnisvoll.
"Du hast leicht reden. Oliver ist perfekt. Er kümmert sich um dich, lässt dir gleichzeitig Freiraum und sieht auch noch gut aus", erwiderte Jenna.
"Mir tut es auch leid", stimmte ich Christy zu. "Aber ich habe eine bessere Idee, als nur mit ihm Schluss zu machen." In kurzen, schnellen Worten erzählte ich ihr von unserer Selbsthilfegruppe. "Wir werden uns einen schönen Streich für ihn ausdenken", fügte ich hinzu.
Sie nickte überzeugt und zeigte ihre Grübchen.
"Jenna", rief Jay. Er hielt zwei Becher in der Hand und wartete auf sie.
Mit einem wissenden Lächeln, das sie uns schenkte, kehrte Jenna zu ihm zurück und verschwand durch die Tür.
"Noch ein Opfer eines Bad Boys", bemerkte Christy.
"Ja. Wir sind mittlerweile so viele, dass wir uns nicht mehr in der Schule zusammenfinden können, ohne dass wir sämtliche Aufmerksamkeit auf uns ziehen", sagte ich. "Ich würde sagen, dass wir Nummern austauschen und uns immer in dem Café hier treffen, wenn es nötig ist. Wir sitzen, weil wir so viele sind, an mehreren Tischen, da sieht es so aus, als wären wir zufällig hier."
Die Mädchen nickten zustimmend.
"Und ich stelle eine Regel auf: Ihr könnt sie verarschen so viel ihr wollt, aber Sex ist nicht drin."Als ich am nächsten Morgen mit Christy und Oliver auf dem Parkplatz vor der Schule herumstand, beobachtete ich David, wie er seinen schwarzen Wagen auf den freien Parkplatz neben Olivers Auto bugsierte.
"Ich komme gleich nach", informierte ich Oli und Christy, wobei ich Letzterer zuzwinkerte.
"Hast du mich schon vermisst?", fragte David, als ich auf ihn zu kam.
"Ich will dir dein Shirt zurückgeben", sagte ich und kramte in meiner Schultasche danach.
"Du kannst es behalten. Ein Andenken an mich", grinste er, stark von sich selbst überzeugt.
"Von dir hätte ich eigentlich erwartet, dass du mir dieses Andenken anders verpasst."
Er kam unangenehm nahe, berührte mich fast. "Das kommt schon noch, keine Sorge."
"Wie wäre es, wenn du mir dieses Andenken am Samstag verpasst?", bot ich kokett an.
"Bei dir oder bei mir?"
Ich überlegte kurz. Ich hatte nicht vor wirklich mit ihm zu schlafen. Da war es praktischer, wenn ich bei ihm war und abhauen konnte, sobald die Sache brenzlig wurde, als wenn ich ihn aus meinem Haus rausschmeißen musste.
"Bei dir", antwortete ich. "Bis Morgen. Vier Uhr. Ich schreibe dir auf Facebook meine Adresse."
"Simse mir einfach", sagte er und zog aus den Tiefen seiner Jackentasche einen Zettel mit einer Handynummer.
Ich nahm sie entgegen, verabschiedete mich mit einem Lächeln und ging Oli und Christy hinterher in das Schulgebäude. Kaum konnte David mein Gesicht nicht mehr sehen, verschwand mein Lächeln.
Meine besten Freunde in dieser Stadt - meine besten Freunde seit jeher, denn in der alten Stadt hatte ich nur Warren, dafür hatte er gesorgt - warteten in einem Gang voller Spindte.
Ich gesellte mich zu ihnen und lehnte mich an einen Spindt. "Wir treffen uns morgen", informierte ich Christy. Mein Blick wanderte zu der gegenüberliegenden Tür irgendeines Kursraumes, an die ich ein Plakat für die Kunstausstellung meiner Mutter geklebt hatte.
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Die Anonymen Badboy Opfer
RomanceDer Plan? - An all den verlogenen Badboys Rache nehmen. Die Rächer? - Eine Selbsthilfegruppe an Teenagern, die alle einem Babdoy zum Opfer gefallen sind. Das Opfer? - David. Das Problem? - Warren. Ich? - Manisch naiv und hohl genug zu glauben, dass...