Der haarsträubenden Rechtschreibung nach zu urteilen musste David sehr jung gewesen sein, als er das geschrieben hatte. Und er hatte den Brief anscheinend nicht abgeschickt, denn Christy hatte mir nichts davon erzählt.
Es war also nicht ernstes und demnach musste er schon sehr früh mit dem Herzbrechen angefangen haben.
Ich schloss die Augen. Sofort erschienen Bilder von David vor meinen inneren Liedern. David wie er mir die Sahne vom Mund wischt. Wie er mich schelmisch ansieht. Wie er den Blick nicht von meinen Lippen wenden kann... Der Brief führte mir mal wieder vor Augen, wie er wirklich war und wie schnell ich mich von ihm einlullen ließ.
Es hatte kaum eine Woche gedauert, bis er mich dazu gebracht hatte ihn zu küssen. Wie konnte das sein? Hatte ich mir nicht geschworen, es besser zu machen? Ich war nicht einen Deut besser, als die anderen Mädchen, die er um den Finger gewickelt hatte. Dabei dachte ich immer, ich wäre keine von diesen Mädchen, die nach ein paar schmeichelnden Worten direkt die Beine breit machten.
Ich vergrub das Gesicht in den Händen und schämte mich für mich selber. Niemand außer David wusste von dem wilden Geknutsche und doch wusste ich, dass ich mich bis auf die Knochen blamiert hatte.
Meine kühnen Pläne von Rache hatte ich aufgegeben - für zehn Minuten triebgesteuerten Blödsinns.Ich hätte mir am liebsten für meine Blödheit eine geknallt, doch ich wusste, dass David gleich kommen würde. Schnell verstaute ich den Liebesbrief sicher in der Innenseite meiner Jacke und räumte die Kisten wieder so hin, wie sie waren.
Die Fragen die sich mir über David stellten, warum er den Brief überhaupt noch hatte und wie nah er Christy wirklich stand, ignorierend schrieb ich eine Nachricht an die Mädels aus der Selbsthilfegruppe und bat um jemanden, der mich in genau zwanzig Minuten anrief und einen Notfall vortäuscht. Das ersparte mir irgendeine jämmerliche Ausrede, um vor Davids Sexklauen zu fliehen.
Ich setzte mich auf Davids Bett und es dauerte nicht mehr lange, bis der Hausherr mit zwei Tellern in den Händen die Treppe herunter kam. "Zimt und Zucker oder Ahornsirup?", fragte er.
Ich zeigte auf die Flasche Sirup, die er sich unter den Arm geklemmt hatte. Er reichte ihn mir zusammen mit einem Teller und setzte sich neben mich.
Während er bereits anfing zu essen, ließ ich einen großen Schwung Ahornsirup auf meine Pfannkuchen tropfen.
"Es würde mich nicht wundern, wenn du danach Diabetes hast", meinte David.
"Mich auch nicht", sagte ich trocken. Wenn ich langsam aß, würde uns der Notfallanruf von einem der Mädchen noch während des Essens stören und mich erlösen."Ist alles in Ordnung?", fragte David, stellte seinen Teller neben sich ab und rückte näher an mich heran.
"Nein, alles okay." Ich habe nur gerade gecheckt, dass ich genauso triebgesteuert bin wie du, dachte ich."Wirklich?", hakte er nochmal nach.
"Ja", erwiderte ich mit Nachdruck und lächelte, um dann das Thema zu wechseln. "Ich nehme an, in diesem Keller feierst du deine Partys?"
"Bis jetzt noch keine. Bin ja erst kurz hier. Aber Freitag findet eine hier statt. Ich muss meinen Keller ja einweihen." Er grinste. "Ich nehme mal an, du wirst auch da sein.""Freitag? Da habe ich schon was mit Christy vor. Wir fahren in meinen alten Wohnort, meine Freunde besuchen." Das war zwar eine glatte Lüge, brachte mich jedoch in meiner Rache voran. Denn wenn wir den Brief in irgendeiner Art in der Öffentlichkeit zeigen würden, würde Davids Verdacht nicht auf mich fallen, so lange wir es erst am nächsten Montag, nach der Party tun.
Er würde die anderen Partygäste verdächtigen.
"Schade", meinte er und wollte noch etwas sagen, aber mein Handy stahl ihm das Wort. Es vibrierte. Schnell nahm ich den Anruf entgegen und stand auf, um mich etwas von David zu entfernen. "Hallo?""Es ist etwas abgrundtief schlimmes passiert, Lora", sagte Talitha dramatisch. "David will dich ficken."
"Oh nein! Wie schlimm!", rief ich.
"Ja. Ich weiß auch nicht, wie er das überhaupt schaffen will. Er hat einen gaaanz kleinen Schlabberschwanz. Der rutscht doch direkt wieder raus!"
Es kostete mich einige Überwindung, nicht zu lachen. "Es scheint ziemlich verzwickt zu sein", sagte ich bedauernd. "Ich bin in einer Viertelstunde zu Hause."Ich beendete das Gespräch und drehte mich zurück zu David. "Du hast es gehört. Kannst du mich nach Hause bringen? Es ist ein Notfall."
Er sah aus, als hätte man ihm gerade sein Spielzeug weggenommen - frustriert und wütend zugleich.Dennoch grummelte er ein "Na gut" und fuhr mich nach Hause. Er fragte nicht nach Einzelheiten zum Notfall, was mir sehr entgegen kam. So musste ich mir nichts aus den Fingern saugen.
Als er vor meinem Haus anhielt, schnallte er sich zügig ab und beugte sich zu mir, um mir einen Abschiedskuss zu verpassen. Doch ich schnallte mich noch viel schneller als er ab und kletterte eilig aus dem Wagen. "Tschüss, bis morgen in der Schule."
Er sagte nichts mehr, wartete aber mit dem Losfahren, bis ich im Haus war. Dort entledigte ich mich meiner Jacke und meiner Schuhe. Niemand war zu Hause, was gut war, denn mit Mom hatte ich mich immer noch nicht vertragen. Jedenfalls nicht richtig. Die einzigen Worte, die sie zu mir sprach, waren das Gebrüll, dass ich kommen sollte, wenn es Essen gab.
Ich ging nach oben in mein Zimmer und tippte an Christy eine Nachricht, in der stand, was ich gefunden hatte. Sie reagierte nicht fassungslos, aber überrascht:
Christy: »Der Brief war wirklich an mich adressiert?«
Ich sendete ihr ein Bild als Beweis. In der Selbsthilfe Whatsapp Gruppe drängten bereits alle, zu offenbaren, ob die Mission erfolgreich war. Bevor ich ihnen allerdings den Fund zeigte, wollte ich abwarten, ob Christy damit klar kam.Christy: »Kannst du den anderen bitte nicht sagen, dass der Brief an mich ist? Ich will nicht, dass das rauskommt und alle glauben, ich hätte etwas mit David, auch wenn der Brief offensichtlich sehr alt ist. Wenn irgendjemand fälschlicher Weise glaubt, ich wäre mit ihm zusammen, glaubt es die ganze Schule und ich mache mir unzählige Mädchen zum Feind. Außerdem ist Oli in letzter Zeit ziemlich empfindlich, wenn es um andere Jungs und mich geht, vor allem, wenn es solche Jungs wie David sind. Ich glaube, das liegt daran, dass unsere Beziehung bereits tiefer geht und das möchte ich nicht verlieren.«
Ich sagte ihr, dass ich es nachvollziehen konnte und schickte den Brief dann an unsere Gruppe. Christys Name stand ja auf der Rückseite, da konnte man es nicht sehen.
Talitha: »An wen ist er adressiert?«
Ich: »Steht da nicht.«
Talitha: »Hm. Egal. Er reicht auch so aus.«
Dann erzählte ich ihnen in einer Sprachnachricht, dass David eine Party schmeißen würde und ich bis dahin mit der Offenbarung seines "Geheimnis" warten wollte.Christy schlug vor, den Brief zu kopieren und in der Schule zu verteilen, an die Pinnwände zu pinnen oder einen Stapel in jedem Klassenzimmer zu platzieren.
Das fanden alle gut und somit war es beschlossene Sache. Ich wurde damit beauftragt, den nächsten Montag komplett mit David zu verbringen, während Talitha den Liebesbrief während der zweiten Stunde verfielfältigt und in der Schule verteilt.Als Ausrede für den Lehrer sagt sie, dass ihr nicht gut ist. In der kurzen Pause nach der zweiten Stunde, werden dann alle die Kopien finden.
Endlich hatten wir einen richtigen Plan.
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Die Anonymen Badboy Opfer
RomantiekDer Plan? - An all den verlogenen Badboys Rache nehmen. Die Rächer? - Eine Selbsthilfegruppe an Teenagern, die alle einem Babdoy zum Opfer gefallen sind. Das Opfer? - David. Das Problem? - Warren. Ich? - Manisch naiv und hohl genug zu glauben, dass...