Warren sah schlimm aus. Sein rechtes Auge war angeschwollen und glänzte grünblau. Noch während er sprach fielen mir seine aufgeplatzten Lippen auf, das Rot in seinen hellen Haaren und - das war vermutlich das Schlimmste von Allem - seine Augen hatten jeden Glanz verloren.
"Was tust du hier?", fragte ich. Es war ausgeschlossen, dass ich ihn hinein ließ. Ich wusste genau, dass David ihn verabscheute. Bei dem Gedanken an David musste ich unwillkürlich grinsen. Noch immer fühlte ich seine Lippen auf meiner Haut und hörte die süßen Worte, die er mir ins Ohr flüsterte.
"Ich ... Ich hab Probleme", flüsterte Warren. "Lass mich rein. Bitte. Ich muss mit dir reden."
Für einen Moment war ich versucht ihn tatsächlich reinzulassen. Doch da hörte ich oben eine Tür schlagen und Schritte auf der Treppe.
"Du gehst jetzt. Sofort."
Er öffnete den Mund und schien etwas erwidern zu wollen, aber ich schlug die Tür vor seiner Nase zu. Keine Sekunde zu früh, denn David kam gerade die Treppe hinunter. Nackt.
"Was tust du?", fragte ich.
"Ich hab Hunger." Sprachlos ging ich ihm nach und sah ihm zu, wie er sich ein Brötchen schmierte. "Wer was das?"
Ich wollte ihm ja so gerne die Wahrheit sagen, andererseits hatte ich keine Lust mit ihm zu streiten. Nicht jetzt, als wir uns endlich unsere Liebe gestanden hatten.
"Die Nachbarin", log ich also und versuchte nicht allzu gierig auf seinen Körper zu starren.
David bemerkte meinen Blick natürlich dennoch. "Willst du auch was essen?"
"Nein, aber ...", ich grinste, "zieh dir bitte was an, meine Eltern kommen gleich."
"Was?" Gespielt empört verschränkte er die Arme. "Du willst sie auf das hier verzichten lassen?" Er strich sich über seinen trainierten Bauch.
"Ganz genau."
Er zuckte mit den Schultern und stellte die Marmelade wieder in den Kühlschrank. "Na gut." David küsste mich an der Nasenspitze, dann spazierte er die Treppen hinauf.
In diesem Moment erschien Warrens ramponiertes Gesicht am Fenster, der so tat, als würde er gleich kotzen. Wütend ging ich Richtung Fenster und zog die Vorhänge zu.
"Lora", hörte ich David von oben rufen. Ich hoffte sehr, dass Warren nicht wieder auftauchen würde. Auf einen weiteren Zickenkrieg und einen Schlag gegen die Nase hatte ich keine Lust.Als ich oben ankam zog David gerade seinen Gürtel zu.
"Also?" Er drehte sich mit einem gewinnenden Grinsen zu mir um. "Gibt es jetzt noch eine Runde oder soll ich gehen?"
"Du willst nicht hier schlafen?", fragte ich enttäuscht.
"Ich kann nicht", sagte David und zog mich an der Hüfte zu sich. "Also? Soll ich mich wieder ausziehen?"
Ich lachte, aber schüttelte den Kopf. "Meine Eltern kommen gleich wieder und die Wände sind dünn."
Unzufrieden leckte sich David über die Lippen. "Und wenn wir unter die Dusche gehen?"
Er war echt unglaublich. Lachend sprang ich ihm in die Arme und er trug mich ins Badezimmer.Meine Eltern waren immer noch nicht zurück. David trocknete sich ab und zog sich an.
"Du musst wirklich gehen?", quengelte ich und schlang meine Arme um seinen Rücken.
"Ja", sagte David knapp.
"Vielleicht lass ich dich nicht gehen", sagte ich und fuhr ihm durch sein nasses Haar.
"Lora." Er stieß mich von sich weg und schlüpfte in seine Schuhe.
"Was ist los?", fragte ich. Ich versuchte zu überdecken, dass mich seine abweisende Haltung gerade verletzte.
David zog seine Jacke an, dann drehte er sich zu mir um. Er grinste. Okay, WAS war los?
"Ich habe mein Ziel erreicht, das ist los."
Verständnislos schüttelte ich den Kopf. Seine Worte ergaben keinen Sinn.
"Das verstehe ..."
Er packte mich an den Schultern und sah mir in die Augen. "Es ist aus, Lora. Ich mach Schluss."
Meinem Mund entwich ein kleines hysterisches Lachen. "Okay, lustig. Haha."
"Ich meine es ernst." Im Spiegel kontrollierte er sein Aussehen und fuhr sich durch die Haare. Betäubt starrte ich gegen den blauen Fleck an seinem Hals, den ich ihm verpasst hatte. Er verarschte mich. War hier irgendwo eine versteckte Kamera?
"Wieso?", brachte ich irgendwann heraus.
"Wolltest du mir nicht das Herz brechen?" Als er meinen verständnislosen Blick sah, lachte er los. Trampelte auf mein Herz ein. "Ach, komm schon. Dachtest du wirklich, dass ich von deinem kleinen Plan nicht erfahre?"
Er sprach über die Gruppe. Die Anonymen Badboy Opfer.
"Also hab ich den Spieß umgedreht. Und siehe da - hättest du nur auf Walter gehört."
Er ging an mir vorbei, die Treppe hinunter. Ich wollte schreien, heulen, ihm das Gesicht zerkratzen und ihn die Treppe hinunter schmeißen.
Stattdessen löste sich eine einzige Träne aus meinem Auge.
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Die Anonymen Badboy Opfer
RomanceDer Plan? - An all den verlogenen Badboys Rache nehmen. Die Rächer? - Eine Selbsthilfegruppe an Teenagern, die alle einem Babdoy zum Opfer gefallen sind. Das Opfer? - David. Das Problem? - Warren. Ich? - Manisch naiv und hohl genug zu glauben, dass...