Meine Kopfschmerzen reißen mich aus meinem, bis eben noch einigermaßen erholsamen, Schlaf. Stöhnend setzte ich mich auf dem Sofa auf und der dämmrige Morgen scheint mir durch die Panoramafenster entgegen.
Neben mir rührt sich etwas und mein Blick wandert weiter zu Cole, der immer noch seinen Rausch ausschläft. Ich schlage die Decke zu Seite und komme schwankend auf die Beine. Meine nackten Füße schlurfen über das Parkett und gähnend komme ich in der Küche zum stehen. Mit einem Knopfdruck fängt die Kaffeemaschine an, fürchterliche Geräusche von sich zu geben und ich flüchte wieder aus der Küche.
Ein Stöhnen erklingt von der Couch und ich schmeiße mich über die Lehne direkt auf Coleman drauf. Vor Schreck schreit dieser auf und ich verfalle in schallendes Gelächter.
»Jane! Was soll das?« Er schubst mich von sich und setzt sich verschlafen auf. Seine Haare stehen ihm wild vom Kopf und seine Augen sind vom matten Licht immer noch zusammengekniffen.
»Aufstehen. Hab die Kaffeemaschine schon angemacht, also husch. Mach dich mal nützlich.«, fordere ich ihn immer noch lachend auf. Mürrisch erhebt er sich und verschwindet brummend in der Küche.
Ich mache zwischen dem ganzen Müll die Fernbedienung aus und fische sie mir angeekelt aus dem Haufen.
»Ich glaube, wir sollten hier mal wieder aufräumen.«, rufe ich in die Küche.
»Kannst du gerne machen. Immerhin bist du hier die Frau.«, kommt es zurück und empört springe ich auf.
»Cole.«, entfährt es drohend meiner Kehle. »Was hast du gesagt?«
»Jetzt stell dich nicht so an.«, lacht er. Ich greife nach der halb vollen Kaffeetasse und befördere den Inhalt in sein Gesicht. Er schreit vor Schmerz auf und rennt zu der Spüle. Mit einem Handgriff hat er das kalte Wasser zum Fließen gebracht und hält seinen Kopf darunter.
»Jane!«, brüllt er, doch wegen dem ganzen Wasser ist es eigentlich nur ein Gurgeln.
»Sorry, ich- ich... konnte einfach nicht widerstehen.« Ich muss mir meinen schmerzenden Bauch halten, der von dem ganzen Lachen von Bauchkrämpfen heimgesucht wird.Auf einem großen Tablett versuche ich das Essen zu balancieren und schaffe es schließlich alles heil auf dem Sofa abzustellen. Die Heulsuse sitzt ebenfalls dort und hält sich tausende Kühlpacks auf ihr verbranntes Gesicht. Ich reiche ihm seine Kaffeetasse und setze mich neben ihn.
»Ich kann mich mit diesem roten Kopf nie wieder in der Öffentlichkeit zeigen. Was sollen denn die heißen Weiber von mir denken? Ich werde nie wieder eine flachlegen können.«, jammert Coleman.
»Die meisten heißen Weiber haben sich doch sowie so schon umgebracht. Genauso haben fast alle männlichen Wesen Selbstmord begonnen, die sind also nicht mehr so wählerisch.«, meine ich und klopfe ihm behutsam auf die Schulter. Dann fällt mir wieder ein, was ich eigentlich vorhin vorhatte und ich greife nach der Fernbedienung, um den Fernseher einzuschalten.Die ganzen Sender sind zwar vollgemüllt mit etlichen Nachrichten bezüglich zu London, aber was soll man in diesen Zeiten auch groß anderes erwarten. Erneut gehen die Nachrichtensprecher ihre ach so tollen Sicherheitsmaßnahmen durch und weisen die Menschen an, in ihren Häusern zu bleiben, keinen körperlichen Kontakt mit anderen einzugehen und erst gar nicht zu versuchen, die Infizierten von ihren Vorhaben abzuhalten. Anschließend versicheren Sie uns, dass sie auf der Suche nach einem Heilmittel sind und wir uns keine Sorgen zu machen brauchen.
»So ein Bullshit.,« schnaubt Cole. »Die Welt ist kurz vor ihrem Untergang und wir sollen uns keine Sorgen machen?«
»Nachrichtensprecher sind eben ein Fall für sich. Ich geh dann jetzt mal sorgenfrei einkaufen.« Schnell stehe ich auf und schiebe noch kurz das Tablett mit der noch vollen Müslischüssel näher zu Cole, ehe ich mich dem Gehen zuwende.
»Pass auf dich auf.«, ruft er mir noch zu, kurz bevor die Tür hinter mir ins Schloss fällt.Die Straßen von London sind, wie erwartet, gähnend Leer. Wie lange geht das jetzt schon? Zwei- Drei Monate vielleicht? Auf jeden Fall mutiert mittlerweile jede zweite Person zu einem scheiß Psycho, der dem Wunsch nicht widerstehen kann, sich selbst umzubringen. Natürlich bringt das ganze auch seine Vorteile mit. Wie sonst hätten wir an ein so traumhaftes Apartment kommen können.
Ich versuche gerade auszurechnen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass jemand auf die Idee kommt sich in die Luft zu jagen, während ich mich im Supermarkt aufhalten werde, als mich ein Mann in strenger Uniform aus meinen Gedanken reißt.
»Kopf hoch.«, fordert er mich auf und ich gehorche. Er hält ein komisches Augenscan-Gerät an meine Augen und als es grün wie eine Ampel aufleuchtet, tritt er einen Schritt zu Seite und lässt mich passieren. Die Schiebetür öffnet sich und ich finde mich im Laden wieder.Gähnend taste ich meine Hose ab und spüre in der hinteren Hosentasche das Gesuchte. Ich hole die Kippe heraus und klemme sie mir zwischen die Zähne. Mein Feuerzeug flackert auf und steckt das Suchtmittel in Brand. Zufrieden nehme ich mir einen der Einkaufswagen, hole Anlauf, springe auf und mache die menschenleeren Gänge unsicher. Zwischendurch greife ich mir die wichtigsten Sachen und Sachen nach denen mir gerade ist aus den Regalen und werfe sie in den Wagen.
»Sie dürfen hier nicht rauchen.«, versucht mir die Kassiererin nun schon zum zweiten Mal zu sagen, doch es interessiert mich immer noch so wenig wie beim ersten Mal. Ich nehme einen tiefen Zug, bevor ich das tödliche Gift in Form einer Stange aus meinem Mund nehme und der pummeligen Frau den Rauch ins Gesicht puste.
»Hier ist doch sowie so niemand, den das stören könnte«
»Mich stört es.«, meint sie und schaut mich immer noch so gelangweilt an. Sie hebt Ihr Hand und schiebt ihre Hornbrille auf der Nase nach hinten.
»Das sagen sie nur, weil ich blaue Haare habe. Bei jedem anderen hätten sie das durchgehen lassen.«, schmolle ich gespielt und wische mir eine imaginäre Träne weg.
»Nein Madame, das liegt nicht an ihren Haaren. Wenn Sie jetzt so freundlich wären.«
»Wie sie wollen«, gebe ich nach, schmeiße die Zigarette auf den Boden und trete sie mit meinem Fuß aus. Die Kassiererin ignoriert meine Aktion und fängt nun an, alle meine Produkte einzeln zu scannen. Gemächtlich mit der Zeit packe ich alles extra langsam in eine Stofftüte, um sie zu ärgern und bezahle anschließend.
»Auf Wiedersehen.«, sagt die Frau gelangweilt und wischt mit einem trockenen Lappen über die Kasse.
»Schönen Tag noch und bringen sie sich nicht um.«, erwidere ich ihr mit einem Zwinkern und verlasse grinsend das Geschäft.
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Jane is alive
Teen FictionMein Nachbar: Ist vom Dach gesprungen Mein Busfahrer: Hat sich, samt Insassen, in seinem Gefährt in die Luft gejagt Meine Tante: Hat sich ein Messer in den Bauch gerammt Meine Eltern: Verschwunden Ich hab echt Glück ein Bewohner Londons in diesen Ze...