Mit meinen Zähnen, die ich schon mehrere Tage nicht mehr geputzt habe, ziehe ich die Infusionsnadel aus meiner Hand und lasse einen zischenden Laut meinen Mund entweichen, während ich gleichzeitig mit meiner anderen Hand, die restlichen Verkabelungen, die an meinem Körper prangen, abreiße und mich aus meinem Bett stemme.
Hastig stürme ich durch die Zimmertür, die hinter mir an der Wand anschlägt und dadurch ein Knallen erzeugt, das für einen kuren Moment das Piepsen des Monitors unterbricht.Ich renne Cole hinterher, quer durch das Krankenhaus. Mit einem standhaften Blick auf Coles Rücken fixiert, verfolge ich ihn solange, bis das einzelne voreinander setzen meiner Beine in solch einer Routine verläuft, sodass ich gar nicht mehr wahrnehme, wie schnell ich doch letztendlich bin. Leider reicht dafür auch einfach ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, durch den ich auf dem glatten Boden ausrutsche, dadurch ins Leere stolpere und unsanft auf dem Boden lande. Bevor ich aber noch anders reagieren kann und mich über die entstandenen Schmerzen beklagen kann stehe ich schon wieder fest auf meinen Füßen und bin erneut bereit zum Rennen. Nur leider kann ich nicht mehr erkennen, wer Cole jetzt von Tausenden ist, da er in dieser einen Masse aus Menschen, die sich alle vor einem Saal versammelt haben, untergetaucht und unscheinbar geworden ist. Als einziges erspähe ich nur noch seine rabenschwarzen kurzen Haare, die verstrubbelt nach oben abstehen und wie wild umherwackeln, jedoch aber verschwinden sie mit ihm um die Ecke, ehe ich mit den Augen blinzeln kann. Also fange ich wieder an wie wild loszurennen und nehme nur noch das unregelmäßige Klatschen meiner Füße auf dem kalten Fliesenboden wahr.
Nur gut, dass es hier so gut wie tausende Ecken und Abzweigungen im Krankenhaus gibt, an denen Cole wohlmöglich abgebogen sein könnte. Wahrscheinlich wurde dieses Irrenhaus extra so kompliziert konstruiert, damit irre Personen, mich einbezogen, hier nicht so einfach flüchten können.
Panisch schaue ich mich um und entdecke am Ende des Ganges geradeaus einen Aufzug, dessen Türen soeben am Schließen sind. Und was ich alles darauf wetten kann, dass genau Cole sich in diesem Aufzug befindet und gleich nach unten fährt.
Genug Zeit aber bleibt natürlich nicht für mich, um mich noch rechtzeitig in den Aufzug flüchten zu können und Cole von seinem Vorhaben abhalten zu können, was auch immer er jetzt vorhaben mag. Und deswegen muss ich zusehen, wie sich der Aufzug gerade in Bewegung setzt, um nach unten zu fahren.
Ungeduldig schaue ich der Anzeige zu, deren rot aufleuchtende Zahl immer kleiner wird und ziehe mir meine Jacke an, die ich beim Herausgehen noch flüchtig mitgenommen hatte. Meinen Blick lasse ich unruhig in der Gegend umherwandern, bevor ich kurzerhand einfach die Treppen nehme, in das unterste Stockwerk stürme und ab dann auf den Ausgang des Krankenhauses zu laufe.
Etwas weiter entfernt sehe ich eine Silhouette, die ich Cyrian zuordne, da sich kein einziger Mensch mit einem halbwegs gesunden Menschenverstand mittlerweile noch auf die Straße trauen würde, es sei denn er ist lebensmüde. Breitbeinig und etwas benommen läuft er mitten auf der Straße, ohne nach links und nach rechts zu schauen. Würde ein Auto jetzt aus der Seitenstraße kommen, wäre er tot.
»Cole!«, schreie ich ihm hinterher. Keine Reaktion folgt. Noch nicht einmal umdrehen tut er sich. »Jetzt warte doch mal!«
»COLE!«, versuche ich es erneut schwer atmend, durch den ganzen Sprint außer Atem gebracht und stemme meine Arme kraftlos in die Seiten. Ich habe einfach keine Kraft mehr, nach dem was alles passiert ist, ich meine gestern noch lag ich inmitten eines Flusses, der mich zu verschlucken drohte und jetzt stehe ich schon wieder top fit am Anfang eines Marathons. Nein danke.
»Cole verflixt! Was verstehst du denn bitte nicht unter: Bleib. Bitte. Stehen.«, betone ich jede Silbe einzeln und sehe ihm zu, wie er sich immer weiter von mir entfernt. Wie es ihm egal ist, was ich sage. Wie meine Wörter einfach an ihm abprallen und ihn nicht kümmern.
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Jane is alive
Teen FictionMein Nachbar: Ist vom Dach gesprungen Mein Busfahrer: Hat sich, samt Insassen, in seinem Gefährt in die Luft gejagt Meine Tante: Hat sich ein Messer in den Bauch gerammt Meine Eltern: Verschwunden Ich hab echt Glück ein Bewohner Londons in diesen Ze...