Ein hallendes Schreien erfüllt den Raum und lässt mich aus meinem bisher etwas traumlos verlaufenden Schlaf aufschrecken.
Murmelnd reibe ich mir meine Stirn, in der sich durch meine ruckartige Bewegung bereits ein Schwindelgefühl breit gemacht hat, das einen stechenden Schmerz in meinem Kopf als Nachgeschmack hinterlässt. Ich sehe nichts weiter als weiße Farbe, die sich mit noch mehr weißer Farbe zu einer noch weißeren Farbe, die mir grell ins Gesicht sticht und mich meine Augen zu Schlitzen zusammenziehen lässt, vermischt. Langsam aber verebbt die Grelle und zurück bleiben vereinzelte Umrisse von Gegenständen, die ebenfalls in meiner Wahrnehmung die Farbe weiß haben.
Verwirrt schließe ich für wenige Sekunden meine Augen und versuche mich zu sammeln, als dann aber doch ein noch lauter schallendes Schreien die Fülle des Raumes einnimmt, bevor ich auch nur ansatzweise handeln kann und den Schrei abdämpfen kann, der meinem Kopf deutlich zu schaffen macht. Schmerzhaft ziehen sich meine Augen durch den Schrei, der blitzartig voller Schmerzen durch meinen Kopf zuckt, zusammen. Als der Schmerz in meinem Kopf bereits etwas durch die Zeit gemildert wurde und ich meine Augen etwas entkrampfen kann, schaue ich mich erneut in meinem Umfeld um. Diesmal nun klarer.
In dem Bett neben mir -oh ein Wunder, es ist auch weiß- kann ich deutlich und klar Coleman entziffern. Coleman, der nichts weiter als der Auslöser aller sämtlichen Schreie war und somit auch der Auslöser meiner Kopfschmerzen, die sich tief in mein Nervensystem bohren.
Coleman aber liegt nicht beruhigt und mit einem klaren Verstand in dem Bett, das eigentlich viel zu schmal für ihn und seinen Körper ist. Nein, er hält sich verkrampft an den weißen Gitterstäben fest, so fest, dass sogar seine Finger schon weiß angelaufen sind, und tritt mit seinen Beinen um sich. Die Art, wie er sich an dem kalten Eisen festhält, erinnert mich an eine Person, die sich vergeblich versucht an einem Stück Klippe, an dem letzten Stück seiner Hoffnung festzuklammern, dabei aber fast vorm Abrutschen ist. Eine dünne Decke, die vorher sicher noch auf ihm gelegen hat, liegt nun neben ihm auf dem Boden, da er sie mit kurzartigen, krampfartigen Bewegungen von seinem Körper weggekickt hat und sie anschließend auf dem Boden gelandet ist. Zurück bleibt nur ein Krankenhauspatientenkittel, von dem sein Körper aber auch nur nichts weiter als spärlich bedeckt wird.»Pschht, Coleman..«, versuche ich den jungen Mann neben mir zu beruhigen. Mühselig recke ich meinen Arm so weit nach rechts, sodass ich etwas von Colemans Hand zu fassen bekomme und meine Hand auf der seinen platzieren kann, um ihm vielleicht das ein oder andere Stück von Sicherheit garantieren zu können. »Cole, alles ist gut. Beruhig dich.«, spreche ich sanft zu ihm und versuche die Finger seiner Hand, die schon ganz kalt geworden sind, von dem eisigen Gitter zu entfernen um anschließend seine Hand in meiner parken zu können. Und kaum ist das auch schon mir vollbracht, passiert nichts weiteres, als dass Cyrian mit einer Eiseskälte meine Hand von seiner wegschlägt und weiter zu treten beginnt, so als wäre nie etwas passiert.
Verzweifelt schaue ich um mich und hämmere wie wild auf den roten Knopf neben meinem Bett ein, auf dem groß eine Schrift mit dem Wort 'Not' prangt. Dieser fängt danach auch schon sofort an zu blinken und wenig später steht auch schon eine vollständig weiß gekleidete Krankenschwester vor mir, die mit einem Wägelchen in das Zimmer hereinfährt und vor unseren Betten stoppt.
»Na, da sind Sie auch schon aufgewacht. Guten Morgen.«, lacht sie uns beide mit einer angsteinflößenden Fröhlichkeit an und tänzelt zu unseren Krankenbetten. »Oder soll ich doch lieber sagen, Guten Nachmittag? Es ist ja schon fast abend, so lange haben Sie geschlafen.«
Ich murmele ihr darauf nur ein leises »Hallo« entgegen und versuche mir ein wenigstens kleines Lächeln aufzuzwingen, was ich aber schnell lassen werde, da dieses nichts weiter als künstlich und gestellt aussieht und erst recht nicht gegen ihres ankommt, das fast 90% ihres Gesichtes einnimmt.
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Jane is alive
Teen FictionMein Nachbar: Ist vom Dach gesprungen Mein Busfahrer: Hat sich, samt Insassen, in seinem Gefährt in die Luft gejagt Meine Tante: Hat sich ein Messer in den Bauch gerammt Meine Eltern: Verschwunden Ich hab echt Glück ein Bewohner Londons in diesen Ze...