THIRTEEN

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»Jane?«, höre ich es hinter mir murmeln »Und du bist dir sicher, dass du das jetzt hier durchziehen möchtest? Irgendwie traue ich dieser Gegend hier nicht so wirklich...«

»Cole, wir sind doch gerade eben schon einmal umgedreht und haben wegen dir eine andere Route gewählt. Also kneif doch mal deine Eier zusammen und jammer verdammt nochmal nicht so herum.«

»Aber ich meine, müssen wir das hier machen? Können wir es nicht einfach abbrechen? Ich meine, es juckt uns doch eh nicht, was die Seuche betrifft, wir haben unsere Joints und fertig. Dann leben wir halt nur noch zu zweit in der Stadt.«

»Angefangene Dinge können nicht so einfach abgebrochen werden.«, trällere ich herum und schaue mir die Gegend an, während ich einen kleinen Stein vor mir her kicke.

Nichts zu sehen von dem ehemaligen Green Park, der Jahrzehnte lang tagtäglich von unzähligen Gärtnern gepflegt wurde. Mittlerweile kann man ihn nichts als nur noch Brown Park nennen, denn das eigentliche saftige Grün, von dem die Pflanzen hier immer so trotzten, wurde nun durch ein matschiges Braun ersetzt. Das Wasser, verdreckt und alles andere als blau. Von Tieren keine Spur.

»Vorausgesetzt wir hätten die Sache bereits begonnen, haben wir aber nicht.«

»Jetzt kneif doch nicht so früh, wo wir doch schon fast am Ziel sind. «

»Das definierst du als Ziel? Jane dein Ernst?«, fragt mich Cole spottend, was ich nur mit einem Augenrollen quittiere und ihn am Ärmel vor mir durch das vertrocknete, hochgewachsene Gras ziehe.

»Beschwer dich nur nicht, wenn ich dich jetzt jedes Mal Pussy nenne, wenn ich dich rufe.«, murmele ich leise und laufe mit zügigen Schritten weiter.

»Ey, das habe ich gehört.«

»Das solltest du auch.«

»Au, mein Herz. Es blutet.«, schnäufzt Cole und hält sich seine Hand theatralisch an sein Herz.

»Cole du weißt schon, dass dein Herz nicht da liegt, wo deine Hand gerade ist. Es liegt auf der linken Seite und nicht auf der rechten.«

»Alles klar Frau Oberärztin.«, salutiert Cole neben mir und hält sich posend seine Hand schräg an die Stirn. »Und wenn deine Geografiekünste jetzt genau so gut sind, wie deine Biologiekünste, dann kannst du mir ja sicher erklären, wohin wir jetzt denn genau gehen.«

»Wir suchen die Menschen, von denen uns der Officer erzählt hat.«

»Du willst mir doch etwa nicht gerade erklären, dass wir den ganzen Green Park nach diesen dämlichen Menschen absuchen werden.«

»Genaugenommen doch.«, antworte ich ihm mit einem kleinen Schmunzeln auf meinen Lippen.

»Und was ist wenn mir meine Füße weh tun?«

»Dann wirst du deinen hübschen, netten Füßen wohl doch lieber befehlen, einen Schritt draufzulegen, denn ich möchte gerne gegen Abend schon wieder Zuhause sein und nicht in diesem Matsch hier übernachten.«

»Wenn es so ist, dann möchte ich, glaube ich, doch wieder mein Brötchen zurück.«

»Schätzchen, das Leben ist kein Zuckerschlecken oder Wunschkonzert und das solltest du mittlerweile schon bemerkt haben.«

»Bitte, nur 5 Minuten oder möchtest du, dass mein Bauch weiterhin meine Innereien verschlingt?«

»4 Minuten.«

»Gut, wenn's dich glücklich macht.«

»Abgemacht, also lass uns am Besten dort in die Nähe des Baumes setzen.«, schlage ich vor und zeige auf den großen, Schatten spendenden Ahornbaum.

Mit pochenden Füßen lasse ich mich erschöpft auf das Gras hinab -oder soll ich nicht lieber sagen Stroh?- und schlüpfe mit meinen Füßen aus meinen Ballerinas, die von dem ganzen Laufen schon ganz rot an den Seiten geworden sind. Gemütlich strecke ich mich, entlocke somit meinen Knochen ein Knacksen und lege mich letztendlich ganz auf den Boden.

»Okay, wenn ich es mir recht überlege, können es wohl mehr als nur 4 Minuten werden.«, murmele ich entspannt vor mich hin und schließe meine Augen.

»Und was ist mit meinem Brötchen?«

»Liegt im Rucksack.«

»Und der liegt wo?«

»Neben mir?«, schnaufe ich, stemme mich auf und ziehe den Rucksack zu mir. Dort ziehe ich dann eins der in Alufolie gewickelten Brötchen heraus, wickle es auf und gebe es Cole weiter, nicht aber ohne davor einen kräftigen Bissen von dem heiligen Nutellabrötchen zu nehmen. Genüsslich lasse ich es mir auf der Zunge zergehen und schnappe mir kurz darauf das zweite Brötchen. Mit voller Vorfreude auf das Geschmackserlebnis, das mir noch bevorstehen wird, beiße ich in das Brötchen, bemerke aber dass sich bereits bei diesem Brötchen das Nutella durch die heißen Sonnenstrahlen, in zwei Einzelteile zersetzt hat. Nämlich Öl und den Rest der Schokolade, was nicht mehr so prickelnd schmeckt, aber dennoch besser als nichts ist.

Die Zunge schnalzend nehme ich das Öl so gut es geht mit meinem Finger auf, und wische diesen an Cyrians Gesicht ab, der dadurch schockiert seine Augen aufreißt und sich an seinem Stück Brötchen, das er wohl gerade im Mund hatte, verschluckt. Lachend und zufrieden lasse ich mich auf den Boden zurück sinken und schaue in die Wolken über uns.

Cyrian, der röchelnd neben mir hockt und gerade versucht, den Klumpen Brötchenkruste aus seiner Luftröhre zu befördern, beachte ich nicht mehr. Meine Aufmerksamkeit liegt nur den Wolken über mir, denen ich Begriffe zuordne, an die sie mich erinnern. Bis ich auf einmal einen warmen Klumpen auf meinem Gesicht landen fühle, ihn mit meiner Handfläche angeekelt auf den Rasen schmiere und mich aufrecke.

Ein»Ew.«, verlässt meine Kehle, als ich Cyrian in sein rotes Gesicht blicke und dabei entsetzt feststelle, dass es sein Brotklumpen war, der die Landung auf mein Gesicht bereits durchgeführt hat. »Cyrian Coleman, für was war das jetzt denn bitteschön?«

»Kennst du denn nicht das Sprichwort Rache ist süß?«, spricht er engelsgleich und schaut mich mit großen Augen an.

»Ach, wenn es so ist, dann können wir demnach ja auch schon wieder weitergehen.«, sage ich gleichgültig, schmeiße mir den Rucksack über die Schulter und stehe auf. Nicht ohne Cole davor meine Hand zu reichen, um ihm ebenso aufzuhelfen. Oder auch wieder auf halber Strecke loszulassen und auf den Boden fallen zu lassen. Jap, so war es.

»Jane.«, verlässt es kehlig seinen Mund. »Musste das jetzt sein?«

»Du hast da was.«, sage ich ihm und zeige auf sein T-Shirt das einen braunen Fleck ziert. Prognose: Nutellabrot. Wurfgeschoss: Kehle von Cyrian mit Zwischenstopp auf meinem Gesicht.

Nachdem ich seinen entsetzten Blick gesehen habe, der den Schmodder begutachtet, setze ich mich schon wieder langsam in Bewegung, während ich die Wörter »Leg dich nicht mit Karma an, Bitch.«, ausspucke, so in der Art wie das Brötchen herausgeflogen ist. Genug Nutellabrot, weiter zu den Tatsachen.

Meinen Blick lasse ich in der Gegend um mich herum umherschwirren, bis mir Cole das Zeichen gibt, dass er jetzt fertig ist und wir weiter in einem schnelleren Tempo loskönnen. Wir laufen auch so lange, bis ich nach einer Weile stehen bleibe.

»Was eine süße Ziege. Schau mal, Cole. Lass sie uns streicheln.«

Jane is aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt