ELEVEN

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"Cole! Weißt du, was das bedeutet?" Mein Strahlen füllt die Hälfte meines Gesichtes aus, doch Cole starrt mich weiterhin irritiert an.

"Du bist gesund! Deine Augen! Sie werden vom Rauchen wieder grün!", hysterisch plappere ich vor mich hin und langsam fängt auch Cole an meine Worte zu verstehen und zu verarbeiten.

"Ich bin gesund... Du hast Recht. Ich fühle mich so vollkommen." Coleman lacht auf und nimmt einen so tiefen Zug von der Droge, dass seine Augen zu strahlen beginnen. Ein Glanz geht von ihnen aus, der meine Knie zittern lässt. Ich falle ihm um den Hals und er erwidert meine Umarmung mit einem solchen Druck, dass er mich von den Beinen reißt und um sich wirft. Mein Blick bleibt bei dem saftigen grün seiner Iris hängen und ich fühle mich so glücklich, dass mein Herz droht aus meiner Brust zu springen. Der Wind zieht an meinen Haaren und alles um uns herum scheint zu verblassen. Wir haben es geschafft. Cole ist wieder da!

Cyrian setzt mich wieder auf den Asphalt und inhaliert dieses wundervolle Ding ein weiteres mal. Er legt seinen Kopf in Nacken und schenkt seine Aufmerksamkeit dem wolkenbedeckten Himmel. Ein wohliges Lächeln umspielt seine Lippen, als er die Arme ausbreitet und sich seiner Umgebung hingibt.

"Danke.", wisperte er und seine Worte wurden vom Winde davon geweht, aber nicht ohne mein Herz einen Satz machen zu lassen.

"Lass uns nach Hause gehen." Ich lege meinen Arm um seine Hüften und er wendet sich wieder mir zu. Sein Arm auf meiner Schulter liegend zieht er mich zu sich und drückt mir einen Kuss aus einer unheimlichen Zuneigung auf den Scheitel, das sich eine ungewohnte Gänsehaut über meinen Körper legt.

"Danke, dass du mich zurückgeholt hast.", widerholt er ein weiteres mal.

"Du weißt aber schon, was das jetzt bedeutet, oder?", frage ich, während wir durch die leeren Straßen schlendern. Verwundert sieht er mich an.

"Na wir müssen die Welt retten. Wir können das Heilmittel für die Seuche nicht einfach für uns behalten. Nein, wir werden Helden." Cole lacht auf und ich bedenke ihn mit einem wütenden Blick.

"Du bist süß."

"Nenn mich noch einmal süß und du wirst keine Kinder mehr zeugen können!", knurre ich und verschränke die Arme beleidigt vor der Brust.

"Ruhig, mein kleines Kätzchen. Sachte, sachte." Beim Reden streichelt er mir über den Kopf und innerlich fange ich an zu glühen.

"Renn! Renn um dein Leben." Und schon sprintet Cole, in schallendes Gelächter gehüllt, los. Ich ihm dicht auf den Fersen. Der Wind reißt an unseren Haaren und gibt mir da Gefühl zu fliegen. Wir erreichen unserer Hochhaus und Cole springt in rasanter Geschwindigkeit die Treppen empor. Vor unserer Tür kommen wir keuchend zum stehen.

"Also Flash werden wir schon mal nicht.", grinst Cole und stützt sich mit den Händen auf den Knien ab. Ich hole den Schlüssel aus meiner Hosentasche und schließe auf.

"Aber wenigstens stimmst du mir zu, dass wir verpflichtet dazu sind, die Welt vor dem Untergang zu bewahren.", meine ich, während ich mich auf die Couch werfe.

"Solange wir keine Ganzkörperanzüge tragen müssen, bin ich offen für alles." Cyrian läuft zum Schrank hinten in der Ecke und entnimmt ihn eine Handvoll Joints, die er in seine Tasche gleiten lässt. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht doch schneller an diesem ganzen Zeug sterben werde, als ich es an der Seuche getan hätte."

"Du hast dich bereits in einen Fluss geworfen. Vor meinen Augen, wenn ich das hinzufügen darf." Cole setzt sich neben mich und zündet sich einen weiteren Glimmstängel an.

"Deine Anwesenheit hat mich einfach so deprimiert, dass ich keinen anderen Ausweg mehr gesehen habe.", lacht er und ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu. "Ich hab dich doch lieb."

Der Tag streicht an uns vorbei, wie die Wolken am Himmel. Wir unterhalten uns, bis es bereits dunkel ist und einigen uns darauf, dass wir morgen mit unserer Rettungsmission beginnen würden. Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Lippen wünsche ich Coleman eine gute Nacht und verfalle unbesorgt in meine Traumwelt. Cole will Leben. Was möchte man mehr?

Die Sonnenstrahlen kitzeln auf meinem Gesicht und holen mich aus meinem Schlaf. Voller Vorfreude springe ich auf und stolziere ins Bad, um mich frisch zu machen. Ich ziehe mir neue Klamotten an und kämme mir die blauen Haare ordentlich durch. Ein Blick aus dem Fenster verrät mir, dass heute der perfekte Tag ist, um in die Geschichte einzugehen. Munter begebe ich mich in die Küche und bereite zwei Tassen Kaffee vor und richte ein kleines Frühstück her. Was ist nur mit mir los? Grinsend setze ich mich an den Tresen und warte bis Cole ebenfalls fertig ist.

"Oh Gott. Wie siehst du denn aus?" Cole gesellt sich zu mir und begutachtet mich mit einem verzweifelten Blick.

"Sind die Katzenohren zu viel?", frag ich ihn vorsichtig.

"Ja. Ich denke schon." Schmollend nehme ich den Haarreifen aus meiner Mähne und leg ihn weg. Schweigend nimmt Coleman neben mir platz und fängt an zu lachen.

"Was ist jetzt los?" Beleidigt halte ich in meinem Rührei - Massaker inne.

"Du bist einfach zu geil, meine kleine Catwoman", schmatzt er und verschlugt sich an seinem Essen.

"Wenigstens hab ich mich bereits entschieden, welcher Held ich sein werde. Sieh dich an! Du Nichtsnutz, der an seinem eigenen Fraß verreckt. Huh, wer bist du?" Nach seinem kurzen Hustenanfall dreht er seinen Kopf, mit dramatischer Ruhe zu mir und sieht mich ernst an.

"Sie haben viele Namen für mich. Aber du kannst mich Cole der Große nennen, das langt völlig." Er fährt sich durch sein pechschwarzes Haar und schenkt mir zwinkernd einen Luftkuss.

"Bäh. Das ist widerlich." Erneut lacht Cole. "Also gut, Cole der Gigant, wenn wir die Seuche aufhalten wollen, müssen wir die Ursache finden."

"Wissenschaftler. Experiment. Schief gegangen. Puff. Kabum. Seuche.", erklärt er, während er mit seinen Händen eine Explosion simuliert.

"Stimmt, vergessen. Dann haben wir das ja. Wie sieht der nächste Schritt aus?"

"Weiß ich doch nicht. Ich dachte, du bist hier die Anführerin, Selina. Du gestaltest doch so gerne alles nach deinen Regeln."

"Pass nur auf, sonst klaue ich dir noch dein ganzes Hab und Gut.", fauche ich. "Aber da du anscheint zu inkompetent bist, einen ordentlichen Vorschlag zu machen, werde ich mich nun um alles kümmern und du bist meinem Wort unterlegen. Also als erstes werden wir mit der Polizei reden und fragen, wo sich die meisten Lebensmüden aufhalten oder halt umbringen. Und los.", verkünde ich meinen Plan, stehe auf, ziehe meinen Lederrock zurecht und begebe mich in Richtung Tür.

"Sollten wir nicht vielleicht irgendwie Proviant mitnehmen.", wirft Coleman ein.

"Oh, ja. Gut, okay."

Jane is aliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt