»Und du bist dir sicher, dass du das jetzt durchziehen möchtest?«, frage ich während ich Cole hinterhertapse, der die ganze Zeit nichts weiter als angestrengt in die riesigen Metallregale vor uns schaut, mit der Hoffnung das Sortiment würde sich auf einem Mal ändern, würde er es nur böse genug anschauen. »Cole? Meine Beine und Arme tun nämlich schon weh.«
»Hörst du mir überhaupt zu? Cole?«, versuche ich es erneut während ich vor ihm mit meinen Armen groß gestikuliere, werde jedoch nur aus seinem Augenwinkel wahrgenommen. Dieser Schwachmat, will er noch nicht mal mir, der hilfsbereiten Jane antworten.
»Cooooooleee.«, versuche ich es genervter. Eine Reaktion vergeblich.
»COLE! ACHTUNG!«, schreie ich durch den ganzen Laden und packe ihn kräftig an seinen Schultern, sodass sich die vereinzelten Menschenseelen, die sich außer uns hier noch herumtreiben zu mir -oder eher gesagt uns- herumdrehen. Darunter auch Coles Kopf, dessen Augen sich schlagartig um das dreifache vergrößert haben und mich nun erschrocken anblicken, als hätte ich ihn aus seinen Träumereien gerissen. Soll ihm doch gerecht geschehen.
Und bereits da sind die Blicke, die sich aus reiner Neugierde und Erschrecken in meinen Rücken brennen und mich aus meinem Konzept bringen -vorausgesetzt man kann mein Vorhaben hier als Konzept bezeichnen. Ihn noch mehr zum Brennen bringen, als er es sowieso schon durch meine brennenden Wunden dort tut. Also bekommt jeder meiner lieben Zuschauern einen strafenden, böse ausschauenden Blick zugeworfen, durch den sie sich alle wie vom Blitz getroffen beschämt von uns abwenden und sich erneut ihren Einkäufen widmen.
»Musste das sein?«, fragt mich Cole zischend. Ihm ist es offensichtlich peinlich, dass ich die ganze Aufmerksamkeit des Ladens auf mich gelenkt habe. »Konntest du mich nicht einfach was auch immer, wie ein normaler Mensch fragen?«
»Sag mir nicht, dir hat das etwa nicht gefallen, meine kleine Einlage hier.«, stichel ich ihn und ziehe einen Schmollmund, während ich ich mit einem Hundeblick ansehe.
»Sieht so ein glückliches Gesicht aus, Jane?« Währenddessen er das sagt, zieht er eine seiner beiden Augenbrauen hoch und sieht dabei einfach mit seinen verstrubbelten schwarzen Haaren und seinen rehbraunen, tiefen Augen und dem hinters Ohr geklemmten Stift noch heißer aus, seinem leicht aufgenöpften Hemd und seiner pechschwarzen Hose. Noch unwiderstehlicher, als er es so oder so ist.
»Ja,..?«, antworte ich ihm. Gut, das mit meinem Hundeblick muss ich wohl oder übel noch üben. Trotzdem aber strecke ich ihm die Zunge raus und verziehe mein Gesicht zu einem Grinsen.
»Komm her, das wirst du noch büßen.«, knurrt er mich an.
»Das glaubst du doch wohl selber nicht Cy.«, lache ich und renne kichernd von ihm weg. Dicht auf meinen Fersen hinter mir Cyrian. Quer, wenn auch mit langsamen Schritten, renne ich durch den Baumarkt, von einem Regal zu dem nächsten, von der einen Ecke zu der anderen, nur weg von Cole, dessen Füße anscheinend immer noch genau so weh tun wie meine, nach dem was vor knapp 3 Tagen passiert ist. Als würde ich gerade auf heißer Kohle laufen, so fühlt es sich an. Überall habe ich diese beschissenen Brandwunden, die so schnell nicht mehr verschwinden würden. Da helfen auch keine tausenden von Salben.
»Hab ich dich doch.«, schreit Cyrian, während er mich an meiner Hüfte packt und umherwirbelt. Den pochenden Schmerz, der aufkommt während er seine Hände an meiner Hüfte festkrallt, ignorierend, kichere ich trotzdem, was mich komischerweise entwas entspannt. Vielleicht mag es auch nur Coles Brustkorb sein, der sich unregelmäßig hebt und senkt an meinem Rücken und mir das Gefühl von Sicherheit vermittelt.
Auch wenn er, genau vor 2 Tagen ist es gewesen, nichts für meine Sicherheit tun konnte. Hassen tut er sich immer noch dafür, dass er es nicht bemerkt hat, wie diese komische Ziege eine ganze Explosion starten konnte, von der ich nun bleibende Schäden trage. Mein Körper, übersäht von unzähligen Brandwunden, die immer noch genau so schmerzen wie in dem Moment, in dem ich inmitten diesem riesigen Meer aus Feuer gelegen habe und von ihnen verschluckt wurde. Das Meer das mir Narben hinterlassen hat, durch die ich jeden Tag an das erinnert werde, was mir vor 3 Tagen passiert ist. Mit Cole.
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Jane is alive
Teen FictionMein Nachbar: Ist vom Dach gesprungen Mein Busfahrer: Hat sich, samt Insassen, in seinem Gefährt in die Luft gejagt Meine Tante: Hat sich ein Messer in den Bauch gerammt Meine Eltern: Verschwunden Ich hab echt Glück ein Bewohner Londons in diesen Ze...