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Niro

Die Atmosphäre im Thronsaal war angespannt.

Die Dämonen hatten soeben ihren Bericht vollendet.
Seitdem hatte keiner auch nur ein Wort gesprochen, es herrschte schockiertes Schweigen.

Der König saß mit versteinerte Miene auf dem Thron, sein Gesichtsausdruck war undurchschaubar.
Seine Berater und Generäle standen ebenfalls einfach nur herum, mit der Situation schlichtweg überfordert.

Ein Wolfsreiter? Unvorstellbar.

Niro verzog leicht das Gesicht. Bis vor kurzem hatten sie ihn noch einen Wahnsinnigen geschimpft, aber sobald Dämonen ins Spiel kamen glaubten sie ihnen jedes Wort.
Das war so typisch.

Schließlich seufzte der König und wandte sich zu Niros Überraschung an ihn selbst.
"Zuerst einmal will ich mich im Namen des Königreiches des Nordens bei Euch entschuldigen. Man hat Euch zu Unrecht der Lüge bezichtigt, wie es scheint war der Wolfsreiter kein Produkt Eurer Einbildung.
Doch Ihr müsst verstehen, es erschien so ungeheuerlich dass ich Euch keinen Glauben schenken konnte. Versteht Ihr das?"

Niro nickte und brachte ein "Ja, Majestät" heraus. Die ganze Aufmerksamkeit war ihm zutiefst unangenehm.
Er hatte es noch nie gemocht, im Mittelpunkt zu stehen.
Der König schaute ihn, wie die meisten, entschuldigend an. Ein paar aber....man sah deutliche Missgunst in ihren Augen.

Einer der Berater ergriff das Wort.
"Wir müssen das mit dem Süden klären"
Er sah Niro schadenfroh an
"Also ich würde ja vorschlagen, dass derjenige geht der schon zwei Begegnungen überlebt hat"
Niro schluckte.
Er hatte absolut kein Verlangen danach, in den Süden zu gehen.
Und er würde es auch nicht, selbst wenn der König persönlich es ihm befehlen würde.
Da wurde er doch lieber als Wahnsinniger abgestempelt.

"Verzeiht, ich halte das für keine gute Idee"

Überracht sah Niro Rem an. Der Dämon hatte den Blick fest auf den König gerichtet
"Es könnte durchaus sein, dass er genau dewegen zur Zielscheibe wird. Außerdem können wir mit unserem Fürsten über die Ferne hinweg kommunizieren, es wäre mehr als unklug jemanden loszuschicken"

Der König erwiderte den Blick des Dämons und nickte knapp.
"So sei es. Berichtet mir, wenn Ihr mit Eurem Herrscher gesprochen habt"
Damit waren sie entlassen.
Erleichtert eilte Niro aus dem Palast.
Er verabschiedete sich von den Dämonen und ging nach Hause.

Hoffentlich bin ich jetzt durch damit. Ich möchte mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben.

"Niro?"

Er drehte sich um. Eine Frau stand vor ihm, ihre langen blonden Haare fielen ihr bis zu den Hüften.

"Rena"
Alleine das Aussprechen dieses Namens verursachte Schmerzen tief in seiner Brust.
"Was willst du?"

Sie trat einen Schritt näher
"Es tut mir leid. Ich habe mich geirrt. Ich liebe dich, verzeih mir bitte"

Niro starrte sie nur an. Vor ein paar Tagen wäre er noch überglücklich gewesen.
Doch während er jetzt seine ehemalige Freundin ansah, blitzte das Gesicht der Jägerin in seinem Kopf aus.
Diejenige, die ihn wahrscheinlich nicht verlassen hätte, nicht die ewige Liebe vorgegaukelt hätte um ihn dann im Stich zu lassen.

Halt, was denke ich da?!? Ich kenne sie nicht einmal!

Wortlos drehte Niro sich um und ließ Rena stehen.
Was dachte sie sich dabei? Das alles ganz normal weiterging?
Man verließ die Person die man liebte nicht einfach so.
Liebe.
Verächtlich verzog er das Gesicht.
Wenn sie ihn überhaupt jemals geliebt hatte.

Unentschlossen stand er vor seinem Haus.
Was wollte er jetzt machen?
Für die Suche nach dem Wolfsreiter würde man ihn wohl kaum benötigen.
Alles würde für ihn zum Alltag zurückkehren.
Ohne Gefahr, ohne große Aufregung.
Das machte die Dinge einfacher, oder?

Doch aus irgendeinem Grund war er unruhig.
Die letzten Ereignisse hatten ihn aufgewühlt, brachten ihn dazu sich selbst in Frage zu stellen.
Was habe ich eigentlich erreicht?
Wenn er darüber nachdachte....ein Leben wie jetzt hatte er nie wirklich gewollt.

Wieder dachte er an die Jägerin, diesmal vertrieb er den Gedanken an sie aber nicht.
Was hatte sie mit ihm gemacht, dass er nicht aufhören konnte an sie zu denken?
Vielleicht lag es an ihren Augen....oder vielmehr der Ausdruck in ihnen.
Hass....und...
...Traurigkeit.

Und dann wusste er auf einmal, was er zu tun hatte.

Wolfsblut *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt