Wolfsblut *pausiert*

#23

"Der Wolfsreiter wurde erneut gesichtet.
Und du sollst uns helfen, ihn aufzuspüren"

Niro

Im ersten Moment war er zu geschockt um zu antworten.

Wird mich das für immer verfolgen?

Es war gerade ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um sich mit mörderischen Wölfen auseinanderzusetzen.
Verdammt, er kam ja nicht einmal mit einer einzigen Wölfin zurecht, wie sollte er es mit einem ganzem Rudel aufnehmen?

Was ist, wenn alle Wölfe aus diesem Rudel sich in Menschen verwandeln können und deshalb dem Wolfsreiter folgen?
Was ist, wenn Lea dazugehört?

Bei diesen Gedanken stockte ihm der Atem.

"Wolfsreiter?"
Saria hörte sich ziemlich verwirrt an.
Niro hatte ihr nichts davon erzählt.
Um genau zu sein, er hatte ihr überhaupt nichts von sich erzählt.

Während Rem Saria alles ausführlich erklärte, tauchte Niro in seine eigenen Überlegungen ab.

Und wenn Lea jetzt wirklich zu den Wölfen des Wolfsreiters gehört?
Was würde ich machen?

Er wusste es nicht.
Wenn Lea kurz davor stände jemanden zu töten, würde er sich gegen sie stellen können?

Niro registrierte, dass es still im Raum war.
Alamiert sah er auf.
Alle sahen ihn an.
"Was?!"

Rem stützte sein Kinn nachdenklich auf seine Hände.
Er und Saria wechselten einen Blick.
Sie hat doch nicht etwa...
"Warum warst du im Wald?"
Doch, hat sie.

Niro seufzte entnervt.
Er hätte besser aufpassen sollen.
"Warum ist das so wichtig?"

"Warum erzählst du es nicht einfach?"

Für einen kurzen Augenblick zögerte er.
Vielleicht sollte er wirklich...
Aber er kam nicht darum herum, es fühlte sich wie Verrat an.
Verrat an Lea.
Sie hütete dieses Geheminis schließlich nicht umsonst, eher war sie sehr vorsichtig wenn sie sogar nur mit Kapuzenumhang herumlief.

Außerden wusste er nicht wirklich etwas über sie.
Klar, er hatte Vermutungen doch letztendlich waren es nur Vermutungen.
Nichts davon konnte er belegen.
Was wäre, wenn Lea mit dem Wolfsreiter nichts zu tun hätte?
Niro konnte es nicht wissen.
Also schwieg er.

"Niro...wusstest du von dem Rudel toter Wölfe?"

Er spürte, wie aus seinem Gesicht jegliche Farbe wich.
Woher weiß sie das?!

"Das nehme ich als Ja"

Niro presste seine Lippen zusammen und stand auf.
"Ich weiß nicht was ihr von mir hören wollt und um ehrlich zu sein ist mir das auch so ziemlich egal.
Aber nur um meinen Standpunkt deutlich zu machen:
Ich möchte nicht darüber reden"

Damit ging er ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer.
Er schmiss sich auf sein Bett und begann wieder, die Wand anzustarren.

Was mache ich hier eigentlich....ich schütze jemanden, den nicht einmal wirklich kenne.
Wann ist eigentlich alles aus dem Ruder gelaufen?

Saria

Nachdem Niro gegangen war blieb es für einige Minuten still.
Das schlechte Gewissen nagte an ihr.
Niro tat ihr leid und sie wollte ihm helfen.
Doch das einzige was sie tat war, noch zusätzlich Salz in die Wunde zu streuen.
War es die falsche Entscheidung gewesen, den Dämonen alles zu erzählen?

Dämonen galten als unfreundlich und grausam.
Doch Rem machte einen völlig anderen Eindruck auf sie und sie hatte sich bis jetzt immer auf ihr Gefühl verlassen können.
Selbst Andras schien auf den zweiten Blick unter der harten Schale ein durchaus freundlicher Mann zu sein, nur versteckte er es hinter einer finsteren Fassade.

Andererseits....Dämonen waren auch als Täuscher bekannt.
Irrte sie sich in ihnen?

"Er weiß etwas. Etwas wichtiges"

Saria zuckte zusammen, sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie bei der Stimme des Dämons erschrak.

"Der Meinung bin ich auch"
Sagte sie kurz angebunden.
Sie haderte immer noch mit sich selbst, konnte sie ihnen wirklich vertrauen?
"Was wollt ihr jetzt machen?"

Rem zuckte mit den Achseln.
"Wir sind auf königlichen Befehl hier. Wenn er sich weigert, müssen wir ihn zum König persönlich bringen"

"Er hat ziemlich viel durchgemacht. Ich denke nicht, dass das die richtige Vorgehensweise ist. Er braucht Zeit"

"So leid es mir auch tut, wir haben unsere Befehle"

Saria runzelte die Stirn
"Seit wann befolgen Dämonen die Befehle von menschlichen Herrschern?"

"Seit unser Fürst ebenfalls daran interessiert ist"

"Verstehe"
Also verschwieg der Dämon ihr etwas.
Niemals zuvor hatte der Dämonenfürst Azazel Interesse an den Angelegenheiten der Menschen gezeigt.
Irgendetwas von Bedeutung ging hier vor.
Blieb nur noch die Frage, ob der König des Nordens darin eingeweiht war oder die Dämonen ein falsches Spiel spielten.

"Hättet ihr etwas dagegen, wenn ich euch begleite?"

Andras musterte sie aufmerksam, dann sah er zu Rem.
Saria entging der stumme Blickaustausch nicht, der zwischen den beiden Dämonen stattfand.

Rem lächelte.
"Natürlich nicht"
Etwas in seiner Stimme verursachte ein ungutes Gefühl bei ihr.