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Lea

Dann stach er zu.

Schon als sie die Dämonen und Niro gesehen hatte, hatte sie es gewusst.

Heute würde sie sterben.

Sie war zu geschwächt.
Ihre Wunden verlangsamten ihre Bewegungen und ihre Sicht war verschwommen.

Nicht gerade die besten Voraussetzungen um einen Kampf zu gewinnen.
Vor allem nicht gegen Dämonen.

Eigentlich hatte sie damit gerechnet von einem der Dämonen getötet zu werden.
Niro hingegen...das hatte sie nicht erwartet.

Von der Hand eines Menschens zu sterben war....beschämend.

Aber letztendlich passte es.

Niro hob das Messer.

Sie würde sterben.
Sie konnte es in seinen Augen lesen, diesmal würde er nicht zögern.

Seit wann hat er diesen Ausdruck in den Augen?
Ach ja, richtig. Ich habe den Dämon verletzt. Und nahezu das ganze Dorf ausgelöscht.
Zumindest glaubt er das.

Sie wiederstand dem Drang die Augen zu schließen.
Sie wollte ihr Ende sehen, die letzten Minuten ihres Lebens, war sie doch noch nicht bereit zu sterben.
Sie hatte ihre Aufgabe noch nicht erfüllt.

Dann stach er endlich zu.

"Niro! NICHT!"

Überrascht zuckte er zusammen, das Messer entglitt seiner Hand.

Eine Frau stand schwer atmend direkt neben den Dämonen, die sie mit offenen Mündern anstarrten.

Ihre Harre waren zerzaust, unter ihren Augen lagen dunkle Ringe.
Ihre Kleidung war die einer Jägerin.

Fast sofort flammten Misstrauen und Abneigung in ihr auf.
Sie mochte die Jäger nicht.
Sie hatten viele ihrer Familie getötet und verletzt.
Paradoxerweise eignete sich die Verkleidung als Jäger am besten, um Informationen zu sammeln.

"Saria? Was machst du hier?"
Niro sah sie verwirrt an.

Die Frau, Saria, richtete sich keuchend auf.
"Sie war es nicht, Niro.
Sie war es nicht.
Lea hat das Dorf nicht angegriffen"

Woher weiß sie das?

Niro drehte sich zu ihr, der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.
"Lea du....wieso?"

Wieso?
Du dummer Mensch.
Du weißt gar nichts und behauptest alles zu wissen.
Dummer, dummer Mensch.
Erbärmlich.
Wie ich Menschen doch verabscheue.

Statt sich zu verwandeln und ihm all das entgegen zu schleudern, knurrte sie nur.

"Mein Gott. Was hätte ich gerade fast getan....? Oh Lea, es tut mir leid. Es tut mir so leid"

Sie ertrug das nicht.
Diese Gefühle die sich deutlich in seinem Gesicht abzeichneten-das war zu viel für sie.

Sie mobilisierte ihre letzten Kräfte, sprang auf und rannte.

"Lea!"

Weg.
Einfach nur weg.

Sie rannte, bis seine Stimme verstummte.
Lief, bis sich sein Geruch in den Düften des Waldes verlor.

Erst dann hielt sie an.

Zitternd, noch immer unsicher auf den Pfoten, stand sie da.
Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie nicht was sie tun sollte.
Bis jetzt war es immer klar gewesen.
Aber nun...sie wusste es einfach nicht.

Ein Knurren schreckte sie auf.
Als sie seinen vertrauten Geruch wahrnahm, entspannte sie sich.

Einen kurzen Moment später saß sie auch schon in ihrer menschlichen Gestalt auf seinem Rücken, hielt sich fest während er sie zu einem weit entfernten Ort brachte.
Einen sicheren Ort.
Ihr zuhause.

Zu ihrer Familie.

Wolfsblut *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt