Kapitel 17

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Elly atmete tief ein und aus. Silas Worte beschäftigten sie nun schon eine ganze Zeit lang, doch sie beschloss ihnen keine weitere Beachtung zu schenken. Sicher wollte er sie nur verunsichern.

Es ging ihr gehörig auf die Nerven, dass sich die anderen so von Edan beeinflussen ließen und nun nochmehr Abstand zu ihr hielten. Jeder war doch mal wütend oder? Es war nicht ihre Schuld, dass die Sache so eskaliert ist. Edan hätte sie einfach nicht provozieren sollen.

Selbst Simon war sich nichtmehr so ganz sicher was er nach dieser Aktion von Elly halten sollte, aber das war ihr egal. Selbst wenn sich letztendlich alle gegen sie wenden würden, würde sie schon damit klar kommen.

Aliya war die einzige die sie verstand und sich nicht von ihrem Verhalten abschrecken ließ, auch wenn sie der Meinung war, dass Elly es eindeutig zu weit getrieben hatte.

Stunden waren mittlerweile vergangen und langsam aber sicher verließen sie ihre Kräfte. Der lange Marsch durch den Wald forderte seinen Tribut. Sie war müde, ihre Beine schmerzten und sie sehnte sich nach einer Pause. Zum Glück ging es nicht nur ihr so also entschied sich die Gruppe dafür, nachdem sie den Wald hinter sich gelassen hatten, ihr Nachtlager aufzuschlagen.

Elly breitete ihre Decke auf einer Wiese aus, weit entfernt vom Schlafplatz der anderen. Aliya kam auf sie zu und hielt eine kleine Stoffdecke in der Hand. "Ist hier noch Platz?" fragte sie und Elly nickte.
"Danke, dass du mein Leben gerettet hast. Ohne deine Hilfe wäre ich vermutlich tot" fuhr Aliya lächelnd fort und setzte sich auf ihre Decke. "Ich denke wir sind jetzt quitt" meinte Elly und zwinkerte ihr zu. Sie legte sich hin und blickte zum Nachthimmel empor. "Was waren das für Wesen, die uns angegriffen haben?"

Aliya schwieg einige Sekunden, ehe sie antwortete "Verhexte Bäume. Ich denke, dass wer auch immer die Natur gegen uns aufgebracht hat, ziemlich mächtig sein muss. Wir sollten auf der Hut sein." Die Rothaarige machte den Eindruck, als würde sie ihr etwas verschweigen doch Elly musste unbedingt wissen was es war, also hakte sie nach. "Du klingst so, als hättest du eine Ahnung wer es gewesen sein könnte, nun sag schon"

Als sie nicht antwortete drehte Elly sich auf die Seite, um sie anzusehen aber Aliya hatte den Kopf gesenkt und
zeigte somit deutlich, dass sie weniger Interesse daran hatte das Gespräch fortzuführen. Es schien ihr unangenehm zu sein. Elly stand auf und setzte sich neben sie "Bitte rede mit mir."

Aliya klang gequält, gab aber nach. "Vor etwa zehn Jahren habe ich so einen Zauber schonmal gesehen, damals hat die Natur meine Heimatstadt angegriffen und vollkommen zerstört" Aliya biss sich auf die Lippe und Tränen bildeten sich in ihren Augen. "Ich war noch ein Kind und wusste nicht was ich tun sollte, um meine Eltern zu retten." Als die Rothaarige anfing zu weinen nahm Elly sie in den Arm und drückte sie fest.

"Ich hatte so eine schreckliche Angst, dass ich mich wie ein Feigling unter dem Bett versteckt und mitangesehen habe, wie ein Mann in dunkler Kleidung meine gesamte Familie ausgelöscht hat. Er war derjenige, der die Bäume und Wurzeln kontrollierte." Keiner der beiden sagte etwas und einige Sekunden lang lauschten sie einfach nur dem Wind. "Es war ein Hexenmeister" fügte Aliya noch hinzu, als sie sich ein wenig beruhigte.

Elly fühlte sich schlecht da sie ihre alten Wunden aufgerissen hatte, aber je mehr sie über ihre Feinde in Erfahrung bringen konnte, umso besser. "Das tut mir leid" sagte sie und Trauer schwang in ihren Worten mit.

Aliya wischte ihre Tränen fort und lächelte schwach. "Ist schon in Ordnung, ich kann die Vergangenheit ohnehin nichtmehr ändern." Elly tröstete sie noch eine ganze Zeit lang, ehe ihr Blick auf die Silhouette eines Mannes fiel, der sich in sicherer Entfernung an einen Baum lehnte. Zuerst glaubte Elly, dass es sich bei dem Mann um jenen Hexenmeister handelte den Aliya erwähnt hat, doch als sie genauer hinschaute wusste sie wer er war. Silas muskulösen Körper würde sie immer erkennen.

Wut und Verlangen stiegen gleichzeitig in ihr auf und sie war gewillt gewesen, einen Feuerball nach ihm zu werfen. "Ich bin wirklich froh darüber, dass du mitgekommen bist. So habe ich wenigstens jemanden zum reden." Sprach Aliya und Elly lächelte sie an. Als sie den Blick jedoch von der Rothaarigen abwandte um Silas erneut anzusehen, war er verschwunden.

"Vielleicht sollten wir uns jetzt ein wenig ausruhen, der Tag Morgen wird sicher nicht weniger anstrengend als der Heutige" sagte Aliya und löste sich von ihr. Elly nickte zustimmend und krabbelte anschließend auf ihre Decke, um Aliya schlafen zu lassen. Sie brachte sich in eine gemütliche Position und ließ ihren Blick immer wieder zum Baum schweifen, aber Silas kehrte nicht zurück. Nach einigen Minuten schloss sie die Augen und schlief ein.

Elly wurde von einem lauten Tiergeräusch geweckt. Als sie sich umsah bemerkte sie, dass es noch immer Nacht war. Aliya hatte sich auf die Seite gedreht und gab keinen Laut von sich. Der Rest der Gruppe musste ebenfalls schlafen, denn es herrschte Stille. Elly fror erbärmlich, sie fühlte sich unwohl und hatte das Gefühl beobachtet zu werden.

Wachsam schaute sie sich um und tatsächlich, zwei rot glühende Augen blickten sie aus der Finsternis an. Genau von der selben Stelle aus, an der Silas gestanden hatte bevor sie eingeschlafen war. Elly blinzelte einmal. Er musste es sein, sie täuschte sich nicht. Instinktiv bereitete sie sich darauf vor ihn anzugreifen doch statt einen Zauber zu wirken, trugen sie ihre Beine in seine Richtung.

Der Wind spielte mit Ellys Haaren und die Kälte kroch ihr bis in die Knochen. Silas bewegte sich keinen Zentimeter, lehnte lässig am Baum und wartete dort. Es trennten sie nur noch wenige Meter voneinander. Ihr Tattoo pulsierte unter dem Verband und all ihre Empfindungen waren wie weggeblasen. Das Einzige was blieb war das brennende Verlangen danach, bei ihm zu sein.

Das Bedürfnis wurde stärker, je näher sie ihm kam und nach wenigen Sekunden gab es nichts was sie mehr wollte als sich an ihn zu kuscheln. Als Elly erkannte, dass er sie anlächelte und zu sich winkte war es ihr volkommen gleichgültig, dass sie sich womöglich selbst in Gefahr brachte.

Gefährtin des Schwarzdrachen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt