Kapitel 22

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Schwerter wurden gezogen und während zwei der Elfen, ein blonder und ein braunhaariger auf Elly zuliefen, nahmen zehn andere eine Kampfhaltung ein und rannten zu Silas. Die grüne Wand schien sie dabei nicht aufzuhalten, denn sie durchquerten sie einfach.

Silas machte den Eindruck, als würde er jedem der Spitzohren am liebsten den Kopf abschlagen. Vermutlich war er genauso verärgert über die ungebetenen Besucher, wie Elly selbst.

Sein tödlicher Blick wanderte durch die Reihen der Feinde während er sich auf den Kampf vorbereitete. Schwarze Schuppen breiteten sich auf Silas menschlicher Haut aus und fügten sich innerhalb kürzester Zeit zu einer dunklen Rüstung zusammen. Er zog ein, mit Runen verziertes Langschwert aus der Schwertscheide an seinem Rücken und wartete darauf, dass die Elfen angriffen.

Silas spannte die Kiefermuskeln an und verzog die Lippen zu einem grausamen Lächeln, reine Mordlust blitzte in seinen roten Augen auf. Elly musste zugeben, dass sie seine dunkle Seite immer anziehender fand und dass sie kaum den Blick von ihm abwenden konnte. Er sah aus wie der Tod persönlich und doch hatte er dieses gewisse etwas, das ihr eine wohlige Gänsehaut über den Rücken jagte.

Als der Wind heulte und Ellys Haut streichelte stellte sie sich vor, dass es Silas Hände waren. "Sie wollen uns voneinander trennen mein Engel, das dürfen wir nicht zulassen" teile er ihr mit und Elly griff wie von selbst nach der blutigen Waffe mit der sie Edans Leben beendet hatte.

"Kommt mir bloß nicht zu nah oder ihr werdet es bereuen" zischte sie, als die beiden Spitzohren bei ihr ankamen. "Ich weiß was ich tue, mischt euch nicht in Angelegenheiten ein die euch nichts angehen." Elly richtete sich auf und stellte sich ihnen entgegen doch die Elfen wirkten unbeeindruckt und schreckten weder vor Ellys Worten, noch vor der Waffe zurück.

Der Blonde mit den grünen Augen schüttelte den Kopf, als wäre er fassungslos über ihr Verhalten. "Ich denke, dass es uns sehr wohl etwas angeht. Außerdem sind wir hier um dir zu helfen. Merkst du denn nicht, dass Silas dich manipuliert und das deine Gefühle für ihn nicht echt sind?"

"Du weißt, dass sie lügen. Hör auf dein Herz Elly, die Elfen wollen dich nur gegen mich aufhetzen" flüsterte der Wind ihr zu. Elly verengte die Augen. Silas hatte recht, ihr Herz lügt nicht. Schließlich sagte sie "Ihr wollt mich manipulieren, nicht er. Verschwindet von hier und lasst uns allein."

Der Blonde Elf schaute sie traurig an. "Ich wünschte wir wären früher hier gewesen, dann hätten wir das was wir gleich tun werden, vermeiden können." Die beiden kamen ihr entschlossen näher. "Wenn du nicht freiwillig mitkommst, sind wir gezwungen, andere Maßnahmen zu ergreifen." Rasch schlug ihr der Blonde das Messer aus der Hand. Der braunhaarige packte ihre Schulter und wollte sie wegziehen doch sie wehrte sich mit aller Kraft. Hinter ihr klirrten Waffen, Silas musste bereits im Kampf verwickelt sein.

"Ich will nicht weg von hier, versteht ihr denn nicht? Ich gehöre zu ihm!" Elly wusste, dass sich ihre Augen vor Wut rot gefärbt hatten. Sie versuchte die Elfen mit allen Mitteln von sich fern zu halten, aber lange gelang es ihr nicht.

"Silas!" schrie sie verzweifelt als ihr der Braunhaarige magische Hand und Fußfesseln anlegte und sie über seine Schulter warf. Ein Blick in Silas Richtung verriet ihr, dass er bereits vier der Elfen getötet hatte. Ihre Leichen lagen unnatürlich verformt auf dem Boden und Blut sammelte sich unter ihnen zu einer Lache. Er selbst schien bisher nur eine leichte Verletzung an der Wange davon getragen zu haben.

Silas wirkte konzentriert und kämpfte so gekonnt, als hätte er in seinem Leben noch nie etwas anderes gemacht. Seine Rüstung glänzte rot vom Blut und selbst seine Haare hatten etwas abbekommen. Er ließ einem Schwerthieb dem nächsten folgen und mähte seine Feinde nacheinander nieder.

Immer wieder wirbelte er umher, parierte einige Angriffe und konterte mit einem geschickten Gegenschlag. Der Boden bebte und Silas ließ eine Druckwelle entstehen, die seine Angreifer kurzzeitig aus dem Gleichgewicht brachte. Er nutzte die Zeit, streckte seine Hand in Richtung der Wand aus und formte eine Faust um das Hindernis gleich darauf in Flammen aufgehen zu lassen. Mit aller Kraft trat er gegen die nun beschädigte Barriere und mehr als tausend Splitter flogen durch die Luft als der Zauber brach.

Reinster Hass blitzte in Silas Augen auf, als er die beiden Elfen ansah die gerade dabei waren Elly von ihm und dem Ort wegzuschleppen. Er nahm mit schnellen Schritten die Verfolgung auf und stach mit seiner Waffe blind nach hinten um die Elfen, die sich von der Druckwelle erholt hatten und nun auf ihn zustürmten, abzustechen.

Brauchte Silas überhaupt Augen? Es machte den Eindruck als könnte er alles was sich hinter ihm abspielte deutlich sehen, obwohl sein Blick nachvorne auf Elly gerichtet war. Jeder seiner blinden Angriffe wirkte elegant und wurde präzise ausgeführt, er Pflasterte den Weg hinter sich mit Leichen.

So ein starker Mann dachte Elly und er will nur mich, sie lächelte. Immer mehr Spitzohren stürmten auf die Wiese und nun stellten sie sich auch vor ihm in den Weg. Silas zögerte keine Sekunde, ehe er den Kampf mit ihnen aufnahm und sich einen Weg durch die Reihen der Feinde auf Elly zu bahnte. Tränen bildeten sich in ihren Augen als sie bemerkte, dass ihm eine weitere Wunde zugefügt wurde, diesmal am rechten Arm. Der Schnitt war tiefer als der erste, denn schwarzes Blut quoll aus der Wunde hervor. Falls er jedoch Schmerzen hatte, waren sie ihm nicht anzusehen.

Obwohl die Elfen kaum eine Chance gegen Silas hatten, kosteten sie ihm dennoch Zeit. Zeit, die ihre Entführer nutzten um den Abstand weiter zu vergrößern. Aus den Augenwinkeln konnte sie Targuns dunkles Gewand erkennen. Scheinbar nahm er ebenfalls am Kampfgeschehen teil, um Silas zu helfen.

Ehe sie sich versah wimmelte es auf der Wiese nur so von den unterschiedlichsten Geschöpfen. Lykaner, Elfen, Hexen, Magier, Gestaltwandler und viele andere Bewohner von Aerrion waren vertreten, sowohl Kreaturen der Finsternis als auch Wesen des Lichts. Sie alle standen sich im Kampf gegenüber.

Elly fand sich inmitten einer gewaltigen Schlacht wieder und konnte nicht glauben, dass ihr Treffen mit Silas einen Krieg ausgelöst hatte. Doch als Klingen aufeinandertrafen, Körper zertrennt wurden und Blut den Boden tränkte, war es nicht die Trauer um die vielen Toten, die ihr Herz verkrampfen ließen sondern der Schmerz darüber, dass sich Silas immer weiter von ihr entfernte. Elly schluchzte und zappelte, aber jeder Befreiungsversuch schlug fehl.

Gefährtin des Schwarzdrachen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt