Gefährtin des Schwarzdrachen

Kapitel 24

Elly blinzelte während sie langsam wieder zur Besinnung kam. Ihr Kopf dröhnte und sie war froh darüber, dass die unerträglichen Geräusche verschwunden waren.

Sie fühlte sich benebelt und ihre Sicht war verschwommen. Es dauerte einige Sekunden ehe sie realisierte, dass sie sich in einem kleinen Raum befand und das weder Silas, noch irgendjemand anders bei ihr war.

Während sie sich umsah, kehrten ihre Erinnerungen langsam zurück und Elly fragte sich was wohl in der Zeit, in der sie das Bewusstsein verloren hatte, geschehen war. Sie erblickte eine kleine brennende Kerze, die auf der gegenüberliegenden Seite auf einem Tisch stand und dafür sorgte, dass der ansonsten dunkle Raum erhellt wurde.

Rechts neben dem Tisch befand sich ein kleines Bett mit braunem Überzug und herrlich weichen Kissen, die nur auf sie warteten. Elly stellte sich vor, wie sie die Decke über ihren Körper zog und den Kopf tief in die Kissen sinken ließ. Vielleicht würden ihre Kopfschmerzen ja nachlassen, wenn sie sich erstmal ein wenig ausgeruht hatte.

Erst als sie zum Bett gehen wollte und auch die letzten Nachwirkungen der Bewusstlosigkeit verschwunden waren, bemerkte sie, dass sie an einer Holzwand angekettet war und sich keinen Zentimeter bewegen konnte.

Ihr Blick schweifte erneut durch das Zimmer. Diesmal, um eine Möglichkeit zu finden wie sie die Fesseln lösen konnte. Sie seufzte und wusste eigentlich, dass sie sich nur selber etwas vormachte wenn sie ernsthaft davon ausging, dass es ihr irgendwie gelingen würde.

Ein kunstvolles Gemälde zu ihrer linken, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es zeigte eine wunderschöne, lächelnde Frau mit seidigem braunen Haar und dunklen Augen. Sie trug einen goldenen Stirnreif und ihre spitzen Ohren waren kaum zu übersehen. Instinktiv wusste Elly, dass es sich bei dieser Frau um die Elfenkönigin handeln musste. Der Mann rechts neben ihr hatte weiße Haare und strahlte dieselbe anmutige Schönheit aus wie Sie, doch eine lange Narbe zog sich quer über sein Gesicht und Elly erschauderte bei seinem Anblick. Er musste starke Schmerzen gehabt haben, als ihm die Wunde zugefügt wurde. Die grauen Augen des Fremden waren auf die Braunhaarige gerichtet und obwohl er ebenfalls lächelte, wirkte er im Gegensatz zu ihr irgendwie traurig.

In der rechten unteren Ecke des Bildes standen zwei Namen geschrieben und Elly verengte die Augen, um sich auf die kleinen Buchstaben zu konzentrieren. "Siana & Azriel Avari." Sie starrte das Gemälde noch einige weitere Sekunden lang an, ehe sie ihren Blick weiter durch das Zimmer gleiten ließ. Das einzige was sie außer dem bereits gesehenen entdecken konnte, war ein kleiner runder Teppich, der auf dem dunklen Holzboden direkt vor der Eingangstür lag. Es gab weder ein Fenster, noch eine andere Möglichkeit diesen Ort zu betreten. Nur diese eine Tür, die bestimmt abgeschlossen war.

Mit einem mal wurde Elly vollkommen bewusst, dass sie eingesperrt war und diesen Raum vermutlich nichtmehr verlassen würde. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte die aufsteigende Wut auf Nevion, dem sie ihre Gefangenschaft zu verdanken hatte, zurückzudrängen.

Nachdem sie sich soweit beruhigte, dass sie wieder klare Gedanken fassen konnte fragte sie sich, warum sie überhaupt in Ketten lag. Dieses Zimmer wirkte absolut Ausbruchssicher. Vielleicht war er einfach nur vorsichtig und wusste, dass sie ihn angreifen würde sobald er den Raum betrat. Wenn das der Grund für ihre Fesseln war, dann lag er definitiv richtig. Sie nahm sich sogar fest vor, ihn für alles büßen zu lassen. Nicht nur dafür, dass er sie eingesperrt und wie ein tollwütiges Tier festgekettet hatte, sondern auch dafür, dass er sie verschleppt und von Silas weggebracht hat.

Silas ging es ihr durch den Kopf und ein Stich bohrte sich in ihr Herz. Elly wusste, dass sie nicht hier in diesem, nach Spitzohren stinkendem Zimmer sein sollte sondern bei ihm, in seinen Armen. Wie sehr wollte sie die Zeit zurückdrehen und ihn noch einmal küssen. Seine weichen Lippen auf ihrer Haut spüren und seine Stimme hören, die ihr sanft zuflüsterte, dass er sie befreien und jeden einzelnen Elf auf diesem Planet auslöschen würde.