Kapitel 32

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Elly verfolgte mit weit aufgerissenen Augen, wie sich ein blauer Drache im Nebel materalisierte. Sie schrie vor Angst, als seine zweite Klaue nur wenige Meter von ihnen entfernt auf den Boden traf und die Halle erzitterte. Wenn Silas sich nicht schützend vor sie gestellt hätte, wäre sie vermutlich in Panik geraten.

"Ganz ruhig mein Engel dir wird nichts geschehen" sagte er und schaute über seine Schulter zu ihr. Silas Blick strahlte Wärme aus und sie beruhigte sich ein wenig. Mit sanfter Stimme fuhr er fort "Nutze deine Magie um das Eis an der Tür zu schmelzen und bring dich in Sicherheit, ich werde dich holen sobald ich kann."

Elly hatte Tränen in den Augen und wollte ihn nicht verlassen aber sie wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab. Wenn sie zwischen zwei kämpfende Drachen geriet, besiegelte sie damit ihr Todesurteil. "Pass auf dich auf ja?" Elly schaute ihn besorgt an und biss sich auf die Lippe.

"Deine Sorge um mich ist unbegründet, der Kampf wird schneller vorbei sein als du denkst." Er grinste und seine Augen nahmen einen noch intensiveren rot Ton an. Silas Knochen knackten, gewaltige schwarze Flügel brachen aus seiner Haut hervor und das, was in seinem Inneren schlummerte übernahm die Kontrolle. Er wurde immer mehr zum Drachen.

Spitze Stacheln wuchsen ihm aus dem Rücken und dunkle Schuppen überzogen seine Haut. Als er Elly mit der rechten Schwinge zur Tür schob, blieb ihr kurz die Luft weg. Scheinbar hatte er Angst, sie zu zerquetschen.

Das blaue Ungetüm hatte mittlerweile seine vollständige Gestalt angenommen und stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus. "Jetzt geh schon" knurrte Silas und drängte Elly sich zu beeilen. Schließlich wandte er seine Aufmerksamkeit dem Feind zu und nahm eine aggressive Körperhaltung ein.

Ellys Hände zitterten, als sie den Türgriff berührte und ihre Magie nutzte um das Eis aufzutauen doch sie war nicht schnell genug. Der Blaue griff Silas an und als ihre gewaltigen Körper aufeinander prallten, bebte das gesamte Gebäude.
Steine bröckelten von der Decke und der Lärm war kaum zu ertragen. Sie konnte das Gleichgewicht nicht halten und rutschte auf dem glatten Boden aus. Ihre Knie brannten, als sie mit voller Wucht auf dem Eis aufschlugen doch Silas bekam nichts davon mit. Er war im Kampf vertieft und attackierte seinen Gegner mit den Klauen.

Elly riss sich zusammen, ignorierte die pochenden Schmerzen und kam mühsam auf die Beine. Als sie es endlich schaffte, die Tür zu öffnen konnte sie den Saal garnicht schnell genug verlassen.

Ein letzter Blick zurück zeigte ihr, dass Silas eine leichte Bauchverletzung davon getragen hatte. Ihr Herz zog sich unangenehm zusammen und nicht einmal die Tatsache, dass der andere Drache deutlich mehr einstecken musste änderte etwas daran, dass sie sich schlecht fühlte.

Elly runzelte die Stirn, als sie auf einen Mann aufmerksam wurde der sich an der Wand entlang bewegte und unbemerkt an den beiden Drachen vorbei schlich. Er kam in ihre Richtung und als sie bemerkte, dass es sich um Nevion handelte wurde ihr übel. Sie hatte den Elf ein weiteres Mal unterschätzt und musste zugeben, dass er ziemlich zäh war.

Einen kurzen Augenblick lang dachte sie darüber nach Silas zu verständigen aber das Risiko, dass der Blaue ihn durch die Ablenkung erwischte war zu hoch also verwarf sie den Gedanken schnell wieder.
Nevions dunkelgrüne Rüstung wies schwarze Blutspritzer auf. Irgendwie musste es ihm gelungen sein, eine Waffe in die Hände zu bekommen und die Dämonen auszuschalten. Von Miwa fehlte jede Spur.

Hastig drehte sie sich um und
folgte dem zugefrorenen Flur. Die Festung wurde immer wieder von starken Erschütterungen heimgesucht und die grauenvollen Geräusche aus dem Saal ließen sie erschaudern. Es war eine Tortur sich durch den Korridor zu kämpfen und das Wissen darüber, dass Nevion ihr auf den Fersen war machte die Sache auch nicht besser.

Als sie eine Treppe fand und die Stufen hinabstieg, hatte sie das Gefühl ihr Trommelfell würde platzen. Es hörte sich fast so an, als wären soeben die Wände der gewaltigen Halle zusammengestürzt. Elly erreichte das Erdgeschoss und suchte nach einer Möglichkeit das Gebäude zu verlassen doch das stellte sich als keine leichte Aufgabe dar denn der Hauptgang war mit Geröll versperrt.

Sie atmete tief durch und nahm einen anderen Weg, doch auch dieser endete in einer Sackgasse. Verzweifelt macht sie sich daran die Steine im Hauptgang soweit zur Seite zu räumen, dass sie irgendwie hindurch passte. Das Eis was sich auf ihnen gebildet hatte, erschwerte ihr die Arbeit.

Elly wimmerte als sie bemerkte, dass es viel zu lange dauerte. Wenn sie so weiter machte, würde Nevion sie bald einholen. Vor Anstrengung laut keuchend quetschte sie sich zwischen den Steinen hindurch, was blieb ihr auch für eine andere Wahl? Lieber würde sie in der Enge ersticken als den Elfen erneut in die Hände zu fallen. Womöglich hatten die Spitzohren noch vor sie als Druckmittel gegen Silas zu benutzen. Das würde sie nicht zulassen.

Nevions unverständliche Worte waren zwischen dem Lärm zu hören, er musste sich bereits im ersten Stock befinden. Irgendwie gelang es Elly sich bis zur anderen Seite durch das Geröll zu kämpfen doch sie war so erschöpft, dass sie es nichtmehr viel weiter schaffte. Als sie den Innenhof erreichte, gaben ihre Beine nach und sie sank zu Boden.

Schwäche übermannte sie und beinah hätte sie das Bewusstsein verloren, doch die Geräusche der kämpfenden Drachen rissen sie immer wieder zurück in die Realität. Mühsam öffnete sie ihre Lider und blickte zur Festung empor. Der obere Teil war vollständig eingestürzt und sie konnte eindeutig Silas Schwingen am graubedeckten Himmel erkennen. Die beiden Drachen schleuderten Feuerbälle durch die Luft und stürzten sich aufeinander. Sie versuchten alles, um den jeweils anderen zu besiegen.

Die Welt verschwamm langsam vor ihren Augen und obwohl sie sich dazu zwang wach zu bleiben, wurde ihr Sichtfeld einige Male schwarz. Das starke Arme sie packten und von dem Ort fort trugen interessierte sie kaum, sie konnte sich ohnehin nicht dagegen wehren.

Die Festung entfernte sich immer weiter von ihr und sie erreichte die Stadt. Nur undeutlich nahm sie ihre Umgebung wahr. Zerstörte Häuser, kämpfende Kreaturen und Schnee der langsam auf den frostigen Boden rieselte. Ellys ganzer Körper brannte und sie hatte mehrere Schürfwunden davongetragen. Die eisigen Temperaturen taten gut, doch sie betäubten ihre Schmerzen kaum.

"Ist das nicht die Auserwählte?" hörte sie einen Mann sagen, als ihr Körper einen neuen Träger fand. "Ich denke schon. Gebt Teron Bescheid, dass wir sie gefunden haben und sucht nach Nevion. Er muss noch in der Nähe der Festung sein, wenn er überlebt hat."





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