Kapitel 28

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Elly bewunderte den hell leuchtenden Rubin in ihrer Hand und lächelte. Sie hatte es geschafft, die Barriere der Stadt wurde ausgeschaltet. Mehrere Beben erschütterten das Gebäude und die Möbel vibrierten, der Teller mit den Nudeln landete lautstark auf dem Holzboden.

"Wir müssen hier raus" rief sie Miwa zu, die aufgeregt um sie herum schwirrte."Stimmt wir sollten uns besser beeilen, komm mit." Die Kleine flog zur Tür, die in diesem Moment mit Schwung aufgeschlagen wurde. Miwa wurde von der Tür mitgerissen, prallte an der Wand ab und landete bewusstlos auf dem Boden. Elly wollte schreien und ihr helfen aber Nevion, der außer sich vor Wut im Türrahmen stand, brachte sie zum schweigen.

Der Blick des Elfs wanderte von Elly zum Rubinstein in ihren Händen und wieder zurück. Eine Sekunde lang blitzte so etwas wie Verblüffung in seiner Miene auf, doch dann wurden seine Züge wieder härter. "Ich werde dich erst garnicht fragen, wie du dich befreien und mir den Stein stehlen konntest aber bist du dir überhaupt im klaren darüber, was du getan hast?!" er ballte die Hände zu Fäusten und machte den Eindruck, als wäre er kurz davor die Beherrschung zu verlieren.

Elly konnte nicht anders als ihn anzugrinsen. "Aber sicher weiß ich das, das habt ihr euch selber zuzuschreiben. Wenn ihr mich nicht entführt hättet, wäre es nicht dazu gekommen." Kaum hatte Elly die Worte ausgesprochen, stürmte Nevion auf sie zu und packte ihre Handgelenke. "Gib mir sofort den Kristall, Elly" brüllte er sie an. "Oder ich vergesse mich gleich." Nevion versuchte ihr den Rubin zu entwenden, aber es gelang ihm nicht. Sie rangelten miteinander und beide kämpften um die Oberhand.

Schließlich verpasste sie ihm einen Tritt in den Magen. "Bist du jetzt völlig wahnsinnig geworden?!" jaulte er vor Schmerzen und hielt sich den Bauch. Elly nutzte die Chance, befreite sich von ihm und rannte durch das Zimmer auf Miwa zu. Weit kam sie jedoch nicht. Er riss von hinten an ihren Schultern und hinderte sie daran, weiter zu laufen. Erschreckend musste sie feststellen, dass sie seine Schnelligkeit unterschätzt hatte.

Elly schnaubte, als sie die kalte Klinge eines Dolchs an ihrem Hals spürte. "Du wirst mir jetzt schön brav den Stein aushändigen und anschließend die Hände auf den Rücken legen. Eine falsche Bewegung und ich kann für nichts garantieren, hast du mich verstanden?"

Sie knirschte mit den Zähnen und wusste, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war um Widerstand zu leisten. Er hatte sie eindeutig im Griff. Elly nickte widerwillig und gab ihm den Stein. "Los, Hände auf den Rücken" sagte Nevion ernst und drückte die Waffe näher an ihren Hals. "Glaub mir Elly, ich wollte nicht, dass es soweit kommt aber mir bleibt keine andere Wahl" fuhr er fort. Sie
konnte sich nur schwer davon abhalten eine Dummheit zu begehen, doch schließlich siegte ihre Vernunft und sie folgte seiner Anweisung. Alles andere wäre Selbstmord gewesen.

Der Elf sprach einige Zauberformeln und wenige Sekunden später hörte Elly etwas rascheln, vermutlich hatte er den Rubinstein in einem Beutel verstaut. "Was war das?" fragte sie giftig und erhielt prompt die Antwort "Nur ein kleiner Zauber damit Silas keinen Kontakt zu dir aufnehmen kann, solange die Barriere der Stadt ausgeschaltet ist."

"Ich hasse dich" gab sie ihm wütend zurück aber das schien ihn herzlich wenig zu Intetessieren, er sagte dazu nichts. Die Erde erzitterte und sie wankten beide hin und her. Elly hatte Glück, dass die Waffe nicht durch ihren Hals schnitt. Ein Bücherregal fiel mit lautem Knall zu Boden und Elly zuckte zusammen. "Raus hier" befahl Nevion und drängte sie in Richtung Ausgang. Eine Träne lief über ihre Wange, als sie zur bewusstlosen Drachenlady neben der Tür blickte, die der Elf noch immer nicht bemerkt hatte. Elly wunderte sich nicht darüber, Miwa war einfach zu winzig.

Nevion hielt den Dolch weiterhin an ihre Kehle und trieb sie vorwärts aus dem Raum. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass die anderen Bücherregale den Beben standhielten und Miwa nicht von ihnen zerquetscht wurde.

Sie folgten einem der vielen Gänge. Von überall drangen Stimmen und Schreie an ihre Ohren, obwohl Niemand zu sehen war. "Da rein" murmelte Nevion und deutete auf eine Zimmertür. Elly runzelte verwirrt die Stirn. Wollte er die Festung denn nicht verlassen und lieber hier bleiben, um unter den Trümmern begraben zu werden, wenn die Decke einstürzte?

Er schubste Elly in Richtung Tür und sie betraten den Raum. Nevion zerrte sie zielsicher zur anderen Seite des Zimmers. Mühsam wich Elly einigen Glasscherben aus und ignorierte eine zerstörte Holzbank, die in der Mitte des verwüsteten Raums stand. Der Elf betätigte einen versteckten Schalter hinter einem Schrank und öffnete somit einen Geheimgang in der Wand. Gemeinsam stiegen sie eine schmale Wendeltreppe hinab.

"Wo bringst du mich hin?" fragte Elly verbittert darüber, dass sie es sich gefallen lassen musste von Nevion durch die Gegend gehetzt zu werden. Er lachte nur und gab ihr mit der Klinge, deren Spitze er nun auf ihren Rücken gerichtet hatte, zu verstehen, dass sie lieber still sein sollte. Sie nahmen die letzten Treppenstufen und betraten einen unterirdischen Tunnel.

Elly fühlte sich unwohl. In jeder Ecke standen kleine Holzfässer in denen etwas gelagert wurde, das höllisch stank. Riesige Spinnenweben hingen von der alten Decke und der Gang wurde nur spärlich beleuchtet, er musste schon eine Ewigkeit nicht mehr benutzt worden sein. Kampfgeräusche waren über ihnen zu hören und Elly stellte fest, dass sie sich wohl im unteren Teil einer Festung befinden mussten.

 Kampfgeräusche waren über ihnen zu hören und Elly stellte fest, dass sie sich wohl im unteren Teil einer Festung befinden mussten

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"Wo ist die Auserwählte?" Azriels Griff um Sianas Hals verstärkte sich und sie röchelte. Es wäre leicht ihr das Genick zu brechen und ihr Leben zu beenden, doch sein Herr wollte Informationen und diese würde er ihm zuvor beschaffen.

Vor wenigen Tagen noch, hätte er alles dafür getan um die Person, die nun hilflos in seiner Hand zappelte zu beschützen doch nun verspürte er nur noch Hass und Abneigung gegen sie. Es widerte ihn an, dass sie dem selben Blut angehörten, das Siana seine Schwester war. "Bitte Azriel, ich weiß, dass du stark genug bist um zu widerstehen. Du musst das nicht tun" wimmerte sie und suchte immer wieder nach seinem Blick. Vermutlich, um doch noch einen Funken seines alten Ichs zu finden.

"Dein Bruder ist tot, sag mir endlich was ich wissen will" er verengte die Augen und hielt weiterhin ihren Hals fest. Azriel durchschnitt mit dem Schwert in seiner anderen Hand langsam ihr Oberteil, bis die Spitze auf ihrer nackten Haut lag. Sianas Atmung ging stoßweise und sie zitterte am ganzen Leib. Ihre Augen glitzerten und sie weinte bitterlich.

Als sie noch immer keine Anstalten machte zu sprechen, ließ er die Klinge langsam durch ihr Fleisch gleiten und genoss ihre Schmerzensschreie, die durch das ganze Gebäude hallten. Zwischen den qualvollen Geräuschen, die sie von sich gab bekam er endlich die Antwort, auf die er gewartet hatte. "Ende.. Flur.. rechts.. letzte Tür." Azriel lächelte zufrieden und zog sein Schwert aus ihrem Körper, um sie einen Moment zur Ruhe kommen zu lassen.

"Danke" sagte er sanft und lockerte die Finger um ihren Hals. Sie sog gierig die Luft in ihre Lunge und schaute ihn ungläubig an. "Azriel?" Siana sprach seinen Namen mit Hoffnung in der Stimme, Hoffnung ihn doch noch retten zu können doch es war bereits zu spät. Er lebte nur noch aus einem Grund, seinen Gebieter zufrieden zu stellen.

Als er der Meinung war, dass sie genug Sauerstoff bekommen hatte um wieder klar denken zu können, zerstörte er ihre Illusion. Er rammte sein Schwert erneut in ihren Bauch, diesmal mit der Absicht, sie zu töten. "Lebe wohl" flüsterte er ihr zu, als die Klinge durch Muskeln und Sehnen schnitt.

Gefährtin des Schwarzdrachen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt