Kapitel 8
Auf eine offene, weite Fläche waren wir gelangt. Die Luft roch frisch, die Wiese dampfte, und ich fühlte mich unendlich frei. Wunderschön still und friedlich war es dort. Sanft strich der Wind über meine Wange, zart liebkoste die Sonne meine Haut.
Nicht weit entfernt lag ein Stein und ich setzte mich dankbar darauf. Der Stein schien mir nicht hart, sondern eher weich wie mein damaliges Bett zu sein, ja sogar weicher als das Bett von Kinaja. Ich sah entspannt in den Himmel. Meine Füße brannten, langes Barfußlaufen nicht gewohnt, ich ignorierte den Schmerz.
Verträumt sah ich in den zarten lilafarbenen Himmel. So hatte ich mir die Freiheit vorgestellt.
Ich ließ meine Gedanken schweifen.
Eine blasse Sonne schimmerte sanft durch die Wolken. Mein Gesicht wurde von dem kühlen Wind erfrischt. Ich dachte über alles, was ich geglaubt hatte zu wissen und erlebt hatte, nach.
Ich war hier gelandet im Nirgendwo. Ich war an einem Ort, den ich vorher noch nie gesehen, mit Wesen, von denen ich geträumt hatte.
Ich wusste, dass er mich ansah. Es wunderte mich nicht, ich war ein Mensch, zumindest äußerlich, mit einer Sprache, die den Mauritiern komisch erschien.
Ich trage Wünsche, Sehnsüchte und Erwartungen seit jeher in mir drinnen. Und nun, da sie erhört, weiß ich nicht, zu welcher Handlung ich fähig bin. Das alles hier erschien mir so unwirklich wie ein Traum. Doch das alles hier ist kein Traum. Ich sehe aus wie ich aussehe, nicht wie ich aussehen möchte. Ich trug keine Kleidung mehr aus meiner Welt. Es war, als würde ich die letzten Erinnerungen nun auch aus meinem Kopf löschen. Ich weiß, wie diese Welt heißt und hatte an dessen Existenz geglaubt, ohne diese Welt vorher gesehen zu haben. Ich wusste, dass es hier Städte gibt und einen Tempel, doch ich hatte bisher weder das Eine noch das Andere gesehen.
Aber ich hatte ein Problem: Denn ich wusste einerseits zu wenig, aber auch gleichzeitig zu viel. Ich wusste zu wenig, um mich vor denen zu schützen, über welche ich zu viel wusste.
***
Mein Leben lang war ich ein einfacher Mensch, mit einem Traum, der bald übermächtig wurde. Mir war durchaus bewusst, welche Gefahren es für mich bedeuten konnte, höchstwahrscheinlich würde, doch ich war bereit das Risiko einzugehen, mit dem Versprechen, dass ich gut bleiben würde. Und so wurde aus einem Traum die Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, für die man kämpfen musste, ja eine Wirklichkeit, bei der man absolut sicher sein musste, dass man sie so wollte, doch nun weiß ich nicht mehr, ob ich sie will, denn die Realität ist oft schlechter – als die Vorstellung.
Von welcher Wirklichkeit ich spreche? Ich rede von Magie, gebündelt in jedem Menschen für sich. Jeder hat sie doch irgendwie.
Das Lachen eines Kindes, kreative Menschen und Menschen, die sich für andere und ihre Umwelt einsetzen.
Wie man es dreht und wendet, alles und überall war und ist Magie.
Doch ich meine höhere Magie. Der Einklang mit der Natur, Visionen und dergleichen und diese Wirklichkeit lässt sich nur durch die Tür des Glaubens öffnen. Und wenn du nicht glaubst, dann wird die Tür dir verschlossen bleiben. Und wenn du nicht glaubst, dann wirst du meine Geschichte nicht verstehen. Du wirst unwissend bleiben. Unwissend vor der unmittelbaren Gefahr, denn diese Gefahr, sie ist überall.
Und Träume sollte man nicht unwissend aussprechen, glaube mir, ich weiß wovon ich spreche.
So saß ich also auf einem Stein. Bänke gibt es in Mauritien nicht. Es gibt Steine, aber die meisten Leute machen sowieso keine Rast. Ich war die Ausnahme, ich war ein Erdling, (dachte ich.) Erstens wusste ich nicht wohin und zweitens hatte ich nicht auch nur den Bruchteil der aufzubringenden Kraft. Und ihm wollte ich mir nicht anvertrauen, auch wenn er der Einzige war, der mir half. Doch schien es mir, als hätte er ein zweites Gesicht, dem ich besser nicht trauen sollte. Hier waren keine Menschen, im Grunde war ich der einzige, auch wenn ich es nicht verstand, wie ich unter diesen Bedingungen hierhin gelangen konnte.
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Mauritien - Die verschlossene Tür
FantasíaMary erwacht an einem ihr unbekannten Ort. Nachdem sie eine Weile durch die Landschaft geht, erinnert sie sich an Visionen und weiß, wo sie sich befindet. Das Problem ist jedoch, dass sie nicht weiß, wie sie von dort wieder wegkommt. Eigentlich möc...