Kapitel 3
Es war kalt und nass im alten Keller, doch es war still und es roch angenehm nach Erde. Frisch drang die eisige Luft durch schmale Luftschlitze. Angenehm kühl lag sie auf meiner Haut. Ich saß auf der Treppe und versuchte mein Herz zu beruhigen. Die letzte Unterrichtsstunde war sehr aufwühlend gewesen.
Schon von Anfang an war mein Schultag anders gewesen, als ich es mir je hatte vorstellen können: Kräuterkunde, Wandlungslehre, Runen, magische Gegenstände und sooo viel Geschichte, dass mir der Kopf schon rauchte. Aber es war aufregend und neu. Wenn ich Hilfe brauchte, so hatte ich stets Brianna an meiner Seite. Da waren so viele Worte, die ich noch nicht verstand. Auch gab es einige Schüler, die ich kaum verstand, da es so viele verschiedene Akzente gab. Doch so schön und fantastisch das auch war, so überlief mich teilweise doch eine Gänsehaut, wenn ich an den Verlauf der Ereignisse dachte.
Neu zu sein, machte mir Angst. Ich war noch nie gut darin gewesen, neu zu sein. All diese Aufmerksam, die auf einen gerichtet ist.
Zuerst hatten sie mir ja Neugierde entgegen gebracht, aber auch die schwand rasch, als ich in der peinlichen Stille meiner Lehrerin, eine gewisse Fräulein Gugelhupf, zugeben musste, dass ich leider KEINE magischen Fähigkeiten besaß.
Doch wo wir schon dabei sind, möchte ich auch endlich erzählen, was mich so durcheinander gebracht hatte. Ich atmete tief durch, doch in mir tobte der Sturm.
Mit einem Mal hing etwas an meiner Schulter. Ich schüttelte langsam meinen Arm, doch es schien fest zu hängen. Da erkannte ich in dem sachten Licht der Dämmerung einen zarten Schmetterling. Vorsichtig entfernte ich ihn von meiner Jacke und setzte ihn wieder auf die Wand. Zu den anderen Schmetterlingen und Faltern, die ich nun auch bemerkte. Er war äußerlich unscheinbar zwar, doch machte er seine Flügel auseinander, so war es ein wunderschönes Tagpfauenauge. Stumm beobachtete ich ihn und stellte fest, dass er etwas Außergewöhnliches an sich hatte. Er hatte so eine intensive grüne Aura und die Anderen seltsamerweise keine. „Hallo, was machst du denn hier, kleiner Freund?" Er blieb wie erwartet stumm, doch ich fühlte mich verstanden und akzeptiert, und das beruhigte mich so langsam. Nach einer Weile hatte mich dieser Schmetterling so sehr entspannt, dass ich langsam aufstand und die leicht schräge Holztreppe wieder hinaufging.
Ich war in Tränen aufgelöst gewesen. Wie eine irre Geistesgestörte hatte ich den Kopf geschüttelt und war ungefragt aus dem Kräuterkundeunterricht geflohen.
Obwohl alle Anderen selbst total vertieft gewesen waren und nicht reagiert hatten, so war ich mir sicher, dass das Gesehene keine Einbildung gewesen war.
Unter meinen Fingern hatte der Basilikum, der getrocknet worden war, wieder eine frische Farbe bekommen und sich wohlig mit der bauchigen Seite der Sonne zugestreckt. Die Luft war eingetaucht im würzigen Aroma des Basilikums. Und während ein warmer Wind über meine Wange strich, vernahm ich ein leises Flüstern: „Seid willkommen Lady Caráina Fiola Lowje."
Also war wohl nicht nur das Feuer mir wohlgesinnt, sondern auch die Erde war, obwohl die Erde ja an für sich nicht besonders das Feuer mag.
Ich dachte nun weitaus entspannter über diese Erinnerung nach und lief gedankenverloren durch die Gegend.
Ich erkannte den Weg nicht, wenn ich hin und wieder auf meine Umgebung achtete, doch das war mir egal. Beim Hinweg hatte ich mir schließlich auch keine großen Gedanken gemacht.
Ich war einfach gegangen und war dann irgendwann stehen geblieben und hatte mich umgesehen. Dann war mir die Tür vom Gewölbekeller aufgefallen. Es war einladend, friedlich und still gewesen , dass ich ein paar Stufen hinunter gegangen war, die Tür leise hinter mir geschlossen hatte und meine Gedanken durch die Dunkelheit fliegen lassen hatte.
***
Mit einem Mal erhob sich ein Schatten über mir. Langsam sah ich auf. Es war eine Frau mittleren Alters – kleine Falten um Augen- und Mundwinkel sowie lebenslustige Augen prägten sie. Und zu allem war sie auch würdevoll und trug teure Kleidung mit zarten Ornamenten, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Es klingt wie bei allen Ornamenten, die ich erblicke, doch ich kann nichts daran ändern, dass stets ein Muster schöner ist als das letzte.
Sie schaute auffordernd und neugierig, aber überhaupt nicht wütend. „Ich...es tut mir Leid, ich...ich habe mich verlaufen. Könntet ihr mir vielleicht den Weg sagen?" Ich kam mir vor wie ein kleines Kind, das um einen Bonbon bat.
Sie schwieg einen Augenblick. Die Luft zwischen uns schien zu vibrieren. Dann nickte sie: „Kommen Sie mit! Ich bringe Sie in den Speisesaal, da wollte ich auch gerade hin."
Und wie auf ein Kommando knurrte mein Magen und sie lächelte freundlich. Betreten sah ich zu Boden und verstand nicht, warum sie nicht genauer auf mein Gesagtes eingegangen war – auch wenn ich zugeben musste, dass ich froh darüber war.
Alles war still um uns. Nicht einmal unsere Schritte hallten in den leeren Gängen wieder. Der massive Stein schluckte alle Geräusche.
Und als ich so neben der Frau ging, da nahm ich mit einem Mal ihre rosafarbene Aura wahr. Ihre Affinität galt dem Herzen und ihre Aura pulsierte im gleichmäßigen Rhythmus eines Herzen.
Wie sonderbar aber auch. Sie war die erste Person, die ich kannte, die eine rosafarbene Aura hatte. Sie war auch die Einzige, die ein Herz als Element trug. Auch war ihre Aura so stark, dass ich sie wahrgenommen hatte, ohne mich besonders auf sie zu konzentrieren.
Die Gänge waren dort breit und kahl. Nirgends hing ein Bild, standen Blumen oder waren auch nur Vorhänge. Das einzige Licht kam von den kleinen Fackeln. Aber auch die waren schmucklos. Das einzige Symbol, was aber ständig und überall auftauchte, war eine kleine, geschwungene Rune, die ich nicht verstand. Sie hatte etwas von Frieden und Hoffnung, doch hieß sie weder das Eine noch das Andere
DU LIEST GERADE
Mauritien - Die verschlossene Tür
FantasiaMary erwacht an einem ihr unbekannten Ort. Nachdem sie eine Weile durch die Landschaft geht, erinnert sie sich an Visionen und weiß, wo sie sich befindet. Das Problem ist jedoch, dass sie nicht weiß, wie sie von dort wieder wegkommt. Eigentlich möc...