Kapitel 1

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Bent POV

Ich schaute mich um. Hier war ich also, mitten im Herzen des wilden Westens. Und ich hatte bereits mein erstes Abenteuer erlebt. Auch wenn es mich mein Leben hätte kosten können, wenn Will nicht plötzlich aufgetaucht wäre.

Ich seufzte und schüttelte meinen Kopf. Wenn ich einen guten Schlafplatz finden wollte bevor es dunkel wurde, musste ich mich langsam auf den Weg machen. So lief ich also in Richtung des Waldes der nicht allzu weit vom Bahnhof entfernt zu sein schien. Ich hatte Hunger, aber nichts zu essen und auch nicht mehr genug Geld um mir etwas zu kaufen, also ignorierte ich meinen knurrenden Magen und konzentrierte mich auf mein Ziel.

Ich weiß nicht genau wie lange es dauerte bis ich endlich am Waldrand ankam. Ich hatte mir unterwegs überlegt wie ich vorgehen wollte und wandte mich in Richtung der untergehenden Sonne, nach Westen. In der Ferne konnte ich hohe Berge sehen. Und genau diese waren mein Ziel. Ich Ich schätze dass ich zwei vielleicht drei Wochen brauchen würde, um sie zu Fuß zu erreichen, aber mit viel Glück würde es mir vielleicht gelingen eine Wildpferdherde aufzutreiben und mich mit einem der Tiere so anzufreunden, dass es mich auf seinem Rücken reiten ließ. Aber ich durfte mich nicht darauf verlassen und musste mein Ziel im Auge behalten.

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Nach vielleicht zwei oder drei Stunden ließ mich mein Hunger anhalten und suchend umschauen. Ich musste etwas zu essen finden um meinen Magen zu beruhigen oder ich würde noch verrückt werden. Ich durchsuchte meinen Rucksack bis ich auf eines der Bücher meines Vaters stieß. Ich blätterte darin herum bis ich eine Seite mit essbaren Pflanzen fand. Ich suchte, aber vergeblich. Irgendwann gab ich es auf und steckte das Buch zurück und ging weiter. Als ich gerade über einen umgefallenen Baum, der schon von allerlei Kraut und Gras überwuchert war, steigen wollte, blieb ich hängen und fiel. Als ich mich auf den Rücken drehte, sah ich, dass ich ein Loch im Stamm hinterlassen hatte, und sofort stieg mir ein süßer Honigduft in die Nase. Doch statt mich sofort auf die Süßigkeit zu stürzen, blieb ich mehrere Minuten ruhig sitzen und wartete, aber es tauchten überraschenderweise keine Bienen auf. Also krabbelte ich langsam, immer noch auf eventuelle Bienenangriffe gefasst, vorwärts und spähte in den holen Stamm hinein. Keine Bienen. Nur Honig. Ich streckte meine Hand aus und tauchte einen Finger in die zähflüssige Masse ein und leckte ihn anschließend ab. Sobald sich der Geschmack in meinem Mund ausbreitete, tauchte ich die ganze Hand ein, wie ein kleines Kind, und leckte den Honig ab. Ich setzte mich ein wenig bequemer hin und aß glücklich und zufrieden weiter.

Ich war so auf den Honig fokussiert, das ich erst nach einer ganzen Weile bemerkte, dass mich jemand beobachtete. Ich hob den Kopf, die Finger immer noch im Mund und blickte in dunkle, braune Augen. Ich erstarrte mitten in der Bewegung und konnte meinen Blick einfach nicht von dem des anderen lösen. Ich konnte nicht viel von der Person mir gegenüber sehen, hauptsächlich nur das kantige, aber trotzdem gutaussehende Gesicht. Es war ein Junge, oder junger Mann. Er sah aus wie ein Indianer. Vielleicht 18 oder 19. Eventuell auch schon 20, aber nicht viel älter.

Er saß einfach nur da und schaute mir zu. Langsam ließ ich meine Hand sinken und riss nun auch endlich meinen Blick von dem des Fremden los. Er bewegte sich nicht und schaute mir einfach nur weiterhin zu. Ich versuchte ihn in den Augen zu behalten während ich weiter den süßen Honig naschte. Er reagierte nicht, beobachtete mich einfach nur. Ihn schien nichts aus der Ruhe zu bringen und so vergaß ich ihn ziemlich schnell.

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Das laute knacken eines Astes ließ mich aufschrecken und ich schaute zu dem Fremden hinüber auch der Indianer hatte das knacken gehört und schaute sich um. Ein erneutes Knacken war zu vernehmen und die Augen des Indianers weiteten sich in Schock. Ich folgte seinem Blick und sah einen riesigen, schwarzen Bären auf mich zukommen. Ich wollte zurückweichen, aber mein Fuß verfing sich in einer Schlinge und ich fiel zurück auf meinen Hintern. Der Bär kam näher und ich war wie erstarrt. Ich hatte zu viel Angst um mich erneut zu bewegen und schaute verzweifelt zu dem Indianerjungen. Er hatte seinen Blick ebenfalls mir zugewandt und lächelte mich beruhigend an. Doch ich konnte die Sorge in seinem Blick sehen.

Der Bärenjunge (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt