17. Du bist anders

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Wir standen zwischen zwei Güterzügen und Ben öffnete seinen Rucksack.
Ich sah mich nervös um.
Ich hatte keine Angst, davor das wir erwischt werden. Ich musst nur die ganze Zeit an den Traum denken... Ich wollte unbedingt wissen wie er weitergeht!

Ben drückte mir schmunzelnd eine Graffitidose in die Hand und zwinkerte mir zu.
Ich zog meine Kapuze hoch und schüttelte die Dose.
Auf ein Zeichen legten wir los und ließen unsere Wut und alles was uns belastete, an diesem Zug aus.
Ich zog meinen Arm schwungvoll in einem Halbkreis und schrieb Stichworte aus meinen Gedanken auf.
Unter anderem Bruderhass, Obdachlos, Gefühl, Wut und ein einfaches Herz.
Ich schiehlte zu Ben hinüber.
Er hatte ebenfalls ein paar Wörter aufgesprayt: 'Welche Familie?', 'Wut', 'Herzlos' und 'Dieses eine Mädchen'.

War mit 'diesem einen Mädchen' ich gemeint.
Wie sehr ich mir das doch wünschte.

"Welches Mädchen denn?", rutschte es mir grinsend raus.
Ich lehnte mich an den Zug und sah ihn an.
Er beobachtete mich stumm und kam auf mich zu.
Er stand ganz dicht vor mir. Ich versuchte lässig stehen zu bleiben, auch wenn meine Knie sich gerade zu Wackelpudding transformierten.

Er legte seine Hand sanft in meinen Nacken und sah mir tief in die Augen.
Ich sah zwischen seinen Augen und seinen Lippen aufgeregt hin und her.
Er legte den Kopf schief und kam immer näher.
Ich hielt mich an ihm fest, sonst wäre ich sicherlich zusammengebrochen.
Jetzt wusste ich wie der Traum ausgeht und erwiderte den Kuss!

Er löste sich schmunzelnd wieder von mir und doch hielt mich trotzdem noch fest.
Ich grinste in verlegen an.

Er sagte kein Wort und wiederholte den Kuss.

Ich lächelte ihn an und bekam kein Wort heraus.
"Du bist nicht wie die Anderen.", flüsterte er und sah mich liebevoll an.

"Wie meinst du das?", wollte ich verwirrt wissen.

"Ich will nur das du weißt, dass egal was andere dir erzählen. Du bist für mich nicht wie eine von vielen, sondern die Eine.", flüsterte er und errötete.

Ich legte meine Hand an seine Wange und küsste ihn erneut.

Da begann plötzlich ein Alarm, wir hatten keine Ahnung von wo er kam, doch Angst machte es uns trotzdem.

Ben schnappte sich den Rucksack und rannte mit mir zu seinem Motorrad.
So schnell das Motorrad es Zufluss, verschwanden wir vom Bahnhof und hielten wieder vor Bens Haus.
Die Party war noch im vollen Gang, daher entschieden wir uns wieder aufs Baumhaus zu verschwinden.

Zum ersten Mal in meinem gesamten Leben, hatte ich keine Lust auf Party. Ich wollte lieber in diesem alten knarrenden Baumhaus, auf dieser juckenden Decke, neben Ben sitzen, als mit Alkohol den Abend zu verbringen.

Wir setzten uns auf die Decke und ich lehnte mich an ihn. In dieser Nacht war plötzlich alles anders... Alles schien sich verändert zu haben... Auch ich!

Wir beobachteten die Leute und machten uns über sie lustig. Bis ich vollkommen müde einschlief.

Am nächsten Morgen wachte ich in Bens Armen, auf der Decke auf.
Im Garten lagen überall Bierflaschen herum und das Haus schien leerer geworden zu sein.
Da öffnete Ben die Augen:"Morgen!"

Er strich mir über die Haare und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

"Schauen wir uns mal das Ausmaß an!", murmelte er und stand auf.

Ich folgte ihn verschlafen ins Haus. Übeall lag Mül rum, auch irgendwelche stinkenden Leute.

"Na toll!", seufzte er.

"Lass mich das machen!", bat ich, holte einen Topf und eine Löffel aus der Küche und stellte mich auf einen Stuhl.

Ich zählte runter und schlug mit dem Löffel auf den Topf.
Ein lautes Dröhnen hallte durchs Haus.
Ein paar Leute schracken hoch.

"Aufräumen!", schrie ich und warf Mülltüten zu ihnen.

"Nicht schlecht!", lachte Ben.

"Hab ich von meinen Eltern gelernt!", scherzte ich.

Er nahm lächelnd meine Hand:"Bock frühstücken zu gehen?"

"So wie ich aussehe auf keinen Fall!", antwortete ich und ekelte mich vor mir selbst.

"Komm mit!", verlangte er und ging die Treppe herauf.

Ich folgte ihn gespannt.
Er öffnete die zweite Tür links:"Hier kannst du duschen, das nennt sich Bad!"
Er schmunzelte und ging zur Tür daneben:"Hier kannst du dir aussuchen was du willst. Das ist der Schrank meiner Mum. Sie brauch das ganze Zeug eh nicht. Ich sag ihr einfach ich hätte es an obdachlose gespendet."

Ich lachte:"Stimmt ja auch!"

"Du kannst so lange hier bleiben wie du willst!", erklärte er gab mir einen Kuss und ging die Treppe wieder herunter.

Ich wagte einen Blick in den Schrank.
Wow! Ich traute meinen Augen kaum! Der Schrank war gigantisch! Ungefähr so groß wie mein Zimmer in Lucas Wohnung und das nur für Klamotten!

"Ich glaub hier werde ich was finden!", murmelte ich und betrat vorsichtig den 'Schrank'.

Ich strich beeindruckt an den Regalen vorbei und wagte es gar nicht erst du sichtlich teueren Sachen anzufassen.
Schlussendlich entschied ich mich für eine schlichtes rotes Sommerkleid. Auch wenn nicht so teuer aussah wie die anderen Klamotten, war es atemberaubend.
Es war zwar nicht so mein Stil Kleider zu tragen, ich ich bezweifelte das ich etwas anderes in diesem Schrank finde würde.
Ich nahm es mit ins Bad und legte es vorsichtig auf einen Stuhl.

Das Bad war genauso riesig und prunkvoll wie der Rest des Hauses.
Ich nahm mir ein Handtuch und stieg unter die Dusche.

Ich war nicht nur beeindruckt von dem Haus, sondern besonders auch davon, wie viel Mühe Ben sich gab.
Er war so anders als ich ihn je hätte eingeschätzt.
Ich glaub ich war wirklich dabei mich in ihn zu verlieben, wenn ich das nicht eh schon getan hatte.

Ich sprang aus der Dusche, wickelte meine Haare in ein Handtuch und stieg in das wundervolle Kleid.
Ich föhnte meine Haare und verließ barfuß das Bad.
Ben lehnte an der Wand und wartete.

"Wow! Du siehst fantastisch aus.", grinste er und kam auf mich zu.
Er betrachtete ich, legte dann seine Hand in meinen Nacken und küsste mich.

"Danke.", antwortete ich und erwiderte den Kuss.

"Hier, du kannst die Schuhe nehmen!", erklärte er und holte ein Paar weiße Vans, hinter seinem Rücken hervor.

"Danke. Aber ich kann das alles echt nicht annehmen.", erwiderte ich.

"Sieht es so aus als hätte meine Mum nicht genug?! Sie wird es nicht mal merken.", beteuerte er.

"Ich hab da kein gutes Gefühl bei.", murmelte ich.

"Solange du hier bei ein gutes Geühl hast, hab ich kein Problem damit.", schmunzelte er und küsste mich erneut.

Ich nickte zögerlich und zog die Schuhe an.

"Ihr macht das super!", rief Ben den Putzen zu, als wir das Haus verließen.

Wir schwangen uns auf sein Motorrad und fuhren los.











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