24. Das Rennen

5.3K 281 9
                                    

Mila setzte sich neben Jan und wir verbreiteten das Essen auf Bens Bett. Wenn uns irgendwer gesehen hätte, hätten die uns wahrscheinlich für komplett Irre gehalten.
Aber das waren wir halt auch!

"Wollten deine Kumpels eigentlich noch vorbei kommen?", fragte ich und schnappte mir eine Gabel.

"Ich glaub, die wissen gar nichts davon.", murmelte er und nahm sich einen Pudding Becher.

"Ben!", ermahnte ich ihn.

"Die würden eh nicht kommen.", erwiderte er.

"Ben!", ermahnte ich ihn erneut.

"Ist ja gut, ich werd sie anrufen.", gab er nach.

"Brav!", schmunzelte ich.

"Wie läuft das eigentlich mit eurem Nachsitzen?", wollte Mila wissen und schob sich eine Gabel in den Mund.

"Wir holen die Stunden nach, wenn Ben wieder aus dem Krankenhaus raus ist. Und bis seine Eltern kommen, bin ich vom Unterricht frei gestellt.", erklärte ich.

"Das die überhaupt kommen wollen...", nuschelte Ben.

"Hey, Babe! Sie kommen weil sie dich lieben, außerdem hast du ja mich.", munterte ich ihn auf und nahm seine Hand.

"Haben deine Eltern sich eigentlich mal gemeldet?", fragte mich Dani.

"Sie rufen zwischen durch mal an, wir reden am Tag vielleicht 5 Minuten. Wenn überhaupt!", erzählte ich und nahm mir noch ein paar Nudeln.

"Immer hin.", erwiderte Mila.

"Hab ich ehrlich gesagt auch kein Problem mit.", murmelte ich.

"Diese stickige Krankenhaus Luft geht mir auf die Nerven, wie soll man den hier gesund werden?!", beschwerte sich Ben.

"Wir können doch raus gehen?", schlug Jan vor.

"Ich kann dieses Bett nur leider nicht verlassen.", antwortete Ben und aß weiter.

Da kam eine Krankenschwester hinein.

"Ähm... Ich hoffe ich störe nicht.", lachte sie, als sie uns sah.

"Wie waren die Untersuchungen?", wollte ich wissen.

"Gut, wir können sie nun, samt dem ganzen Zeug hier, aus der Intensivstation entlassen. Sie bekommen ein normales Zimmer.", erklärte sie.

"Perfekt!", freute ich mich und sprang auf.

"Bin ich froh, dieses Zimmer zu verlassen.", grinste Ben.

"Los gehts!", forderte die Krankenschwester uns auf.

Wir schoben die Stühle zur Seite und räumten das Essen auf, während sie Ben half, sich in den Rollstuhl zu setzten.

Ich schob Bens Rollstuhl, der Krankenschwester hinterher, zur Fahrstuhl.
Mila, Jan und Dani folgten uns.

Wir fuhren ein Stockwerk tiefer. Die Krankenschwester öffnete Zimmer 267 und ließ uns hinein.
Das Zimmer sah nicht viel anders aus, als das auf der Intensivstation, außer dass das hier viel hoffnungsvoller wirkte.
In diesem Zimmer befanden sich, allerdings zwei Betten.

"Wir haben ihnen extra ein Zimmer mit zwei Betten gegeben, falls sie hier schlafen wollen. Das müssen sie sich kein Bett teilen", spielte sie auf heute morgen an.

"Danke.", schmunzelte Ben.

"Soll ich ihnen noch aus dem Rollstuhl helfen.", bot sie ihm an.

"Nein danke.", antwortete er.

Sie verließ wieder das Zimmer.

"Soll ich dir helfen?", fragte ich.

"Ich dachte ihr wolltet raus.", erwiderte er schmunzelnd.

"Und wie wir das wollen!", lachte Dani und ging Richtung Tür.

Mila und Jan folgten ihm und ich schob Ben, in dem Rollstuhl, ihnen hinterher.

Wir gingen
- beziehungsweise fuhren -
zu dem Garten, hinter dem Parkplatz.
Jan legte seine Jacke auf die Wiese, sodass er und Mila sich hinsetzen konnten.

Dani legte seine Jacke ebenfalls auf den Boden:"Grace?"

Doch da packte Ben wild meine Hand und zog mich auf seinen Schoß.
Dani setzte sich allein auf seine Jacke und sah zu Jan, als wäre nichts gewesen.
Ben lächelte mich verführerisch an.

"Hey.", beschwerte ich mich lächelnd.

"Danke, dass ihr alle da seid.", lächelte Ben in die Runde.

Ich war wirklich stolz auf ihn, er war so freundlich zu ihnen, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.
Ich lächelte ihn glücklich an und küsste ihn.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Dani prustend seinen Kopf in den Nacken warf.

Was war mit ihm nur los? Wir hatten die Sache nach dem Sieg, ihrer Fußballmannschaft, doch vergessen! Oder nicht...
Ich war mit Ben zusammen! Ob er das nun wollte oder nicht!

Ben lächelte mich an und sah sich um.

"Fest halten.", forderte er und setzte seinen Rollstuhl in Bewegung.

"Wettrennen!", befahl Jan und zog Dani hoch.

Mila stellte sich an den Rand:" OK, 3...2...", begann sie den Countdown zu zählen.

Dani und Jan hatte sich neben dem Rollstuhl, in Startposition gestellt.

"Soll ich dich nicht lieber nur anfeuern?", fragte ich vorsichtig.

"Nein, du bist mein Glücksbringer.", gab er mir einen flüchtigen Kuss und legte seine Hände an die Räder.

"1!", rief Mila.

Ben raste los und ich hielt mich an seinem Hals fest.
Dani und Jan waren noch direkt neben uns.
Doch dann kam ein Hügel, den Ben problemlos runter rollen konnte.
Dani und Jan lagen nun hinter uns.
Doch sie holten wieder auf.
Wir waren kurz vor der Zielgeraden, da gab Ben noch einmal Vollgas und rollte als Erster über die Ziellinie.
Dani kam direkt danach und dann kam Jan.

"Ich sag ja, du bist mein Glücksbringer, Baby!", lächelte er und legte seine zitternde Hand an meine Wange.

"Schleim dich doch nicht so ein!", lachte ich und strich seine Hand weg.

Dani und Jan lachten. Mila klatschte.

"Wie bitte?", lachte Ben auf.

"Wieso zittern deine Hände?", machte ich mir Sorgen.

"Ich habe die ganze Zeit im Bett gelegen und hin zum ersten Mal in meinem ganzen Leben ein Rennen, mit meinen Händen 'gelaufen'.", erklärte er.

"Du ruhst dich jetzt besser wieder aus.", befahl ich fürsorglich und stand von seinem Schoß auf.

"Baby!"

"Ben, ich will nur das du schnell wieder gesund wirst.", erklärte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

"Grace, wir sind doch gerade erst rausgegangen! Ben ist doch kein Weichei!", protestierte Dani.

Ben stimmte ihm zu.

Ich seufzte:"Wir bleiben aber nur noch auf der Wiese sitzen!"

"Geht klar, Boss!", grinste Ben und rollte zurück zu unseren Jacken.

Wir setzten uns wieder hin. Ich ließ mich mit auf Danis Jacke fallen.
Da griff Ben sofort nach meiner Hand und gab mir einen Handkuss.

Ist da etwa jemand eifersüchtig?! Wie süß! Ben schien das gar nicht zu gefallen, doch genau das gefiel mir.
Ich schmunzelte ihn an.

Den Rest des Nachmittags blieben wir auf der Wiese sitzen und genossen den Sonnenschein.
Es war wirklich schön, mit allen zusammen zu sein und einfach mal zu reden.
Ich mein, was gibt es besseres?





Take care of me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt