Zwischen den Zeilen

145 8 0
                                    

Da stürmte Henry in den Raum. Halb weinend ging er in sein Büro durch die Schwingtüren weiter. Radar und Michaela sahen ihm nach. Er hatte einen Zettel in der Hand. Todesfall vielleicht? Er hatte ja Kinder und eine Ehefrau. Vielleicht war was mit dem Hund passiert.
Sie nahm ihre Füße vom Tisch und lehnte sich zu Radar vor. "Was ist denn passiert?", hauchte sie. "Etwas mit seiner Frau. Die Liebe scheint nachzulassen." Sie verzog das Gesicht: "Geh du zum Father. Ich werde mal mit ihm reden." Der junge Mann nickte nur und schnappte sich sein Buch, bevor er aus dem Hauptzelt hetzte. Michaela schnappte sich ihre Krücken und klopfte mit einer an der Tür. Das weinen verstummte. "Colonel?", fragte sie vorsichtig. "Herein.", erklang eine gequälte Stimme. Sie stieß die Türen mit ihrem Ellbogen zur Seite und klapperte nach drinnen. Ein leicht nasses Stofftaschentuch in der Farbe Grün, lag zwischen den ganzen Akten und Zetteln. Daneben ein halbgeleertes Glas Scotch. Er hatte ganz verweinte Augen. "Henry.", sagte sie mitfühlend und setzte sich auf die Schreibtischplatte. Die Krücken klemmte sie zwischen die Knie. "Was ist los? Hm?" "Ach Lorraine.", begann er wieder zu weinen. "Heyhey. Nichts überstürzen. Was ist denn los? Ich möchte mitweinen." "Sie hatte etwas mit einem Zahnarzt. Einem gewöhnlichen Zahnarzt. Der aus dem Countryclub. Ein Sportclub in Illinois. Und das alles nur, weil sie mit dem Tennisspielen angefangen hat. Ein Zahnarzt." Er begann wieder zu weinen. Sie hielt ihm das Taschentuch hin: "Ich kann sie gut verstehen. Du vor der Front und sie wartet Ewigkeiten, bis du zurück kommst. Die Kleinen fragen sicher jede Woche, wann du endlich wiederkommen wirst und dann verzweifelt sie. Frauen brauchen Männer. Und Männer brauchen Frauen. Du warst doch auch nicht immer ganz brav." Er drehte sich leicht zur Seite und setzte ein sanftes Lächeln auf, während er mit dem Taschentuch spielte. "Danke. Michaela." "Wieso mir danken? Ich hab doch nur wieder wirres Zeug gefaselt." "Wenn du sagen würdest, dass Pierce dein Bruder wäre, würden es dir alle abkaufen." "Das ist der Plan.", lächelte sie und stolzierte nach draußen. Dort kamen ihr Pierce und McIntyre entgegen. In weißer Werksmonitur. "Viel Spaß bei der Beschneidung.", sagte sie, während die beiden an ihr vorbei gingen. "Nicht den ganzen Gin trinken.", taddelte sie Hawkeye. Sie betrat den Sumpf und setzte sich auf ihr Bett. Da trat jemand in das Zelt und sah um sich. "Oh, das Vergnügen hatte ich noch nicht.", er kam auf sie zu, "Major Sidney Freedman. Psychiater." "Sergeant Michaela McLennon. Airforce-Pilotin." Ein wenig Verwunderung stand in seinem Blick, als sie sich die Hände reichten. "Ich bin die erste von vielen.", lächelte sie. Ihr Griff löste sich. "Haben Sie Pierce oder McIntyre gesehen?", fragte er und setzte sich auf den schwarzen Ledersessel Pierce's. "Die haben gerade jemanden Wichtiges auf dem Tisch, aber dürfte nicht zu lange dauern. Möchten Sie einen Drink?" "Nein, nein. Danke. Davon bekomme ich später noch reichlich genug. Wie kommt es, dass Sie bei der Airforce sind?" Natürlich hat sie auf diese Frage gewartet. "Ich liebe die Jäger und durfte dort hin. Als Ingenieurin." "Natürlich. Sie sind aber als Verwundete hier, nehme ich an." "Nein. Als Aushilfe." Er sah schon wieder etwas verwirrt. "Ich habe Medizin auch studiert, sowie Chemie, Physik und Maschinenbau." "Oh, das erklärt natürlich einiges.", lächelte über seine eigenen Fragen im Kopf. "Wenn ich das fragen darf, ich habe mal einen Patienten gehabt, der nicht mehr gehen konnte. Was soll man dagegen tun, wenn er keine Verletzungen aufweist." "Na, da gibt es verschiedenes. Das häufigste ist die hysterische Paralyse. Man sollte ihm nicht den Glaube schenken, dass er nicht laufen kann, sondern eher sagen, dass er es kann. Man sollte ihn wieder wie einen Soldaten behandeln. Etwas anschreien und fragen, was passiert ist. Wenn man alles richtig macht, kann er dann gehen. Wie seid Ihr vorgegangen?" "Wir haben ihn nach Hause geschickt. Und..." "...jetzt sitzt er im Rollstuhl. Das Problem hatte ich auch einmal." "Danke für Ihren Rat." "Immer gerne, meine Teuerste."

"Sergeant McLennon. Bitte sofort zum Colonel.", erklang die Stimme von Radar durch den Lautsprecher draußen. "Falls Sie mich entschuldigen.", sie stand auf und Freedman auch. Er hielt ihr die Tür geöffnet. "Vielen Dank."
Sie sprintete zu Radar, der verzweifelt ein paar Knöpfe herumdrückte und spätestens da wussste sie, dass Henry sie nicht brauchte. "Ich hab sie verloren.", fluchte er schon fast. "Die S6?", fragte sie lächelnd. "Ja.", er drückte weiter. Die Kopfhörer zog er sich runter, die jetzt am Hals baumelten. "Wie weit sind die entfernt?" "Ungefähr 500...oh...", kapierte er es erst jetzt. "Wie oft habe ich gesagt, dass du die Entfernung mal 2 und dann alles für die Verbindung einstellen musst." "Achja.", er kratzte sich am Hinterkopf. Sie stellte sich an das Schaltpult, vertauschte die ein oder anderen Stecker und drückte zwei der vielen Knöpfe für eine Umleitung. "Jetzt müssten sie wieder da sein." "S6? Commander Cornfield? Ja. Radar O'Reilly.", er hielt kurz seine Hand über das Mikrofon und hauchte ein Danke bevor er sich wieder dem Commander zuwandete.

[2] M*A*S*H | Chemical ToxicityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt