zwei Seiten

Kapitel 40

Caisy
Ich sehe diesen pinken Strauß und breche in Tränen zusammen. Elliot kommt rein gestürmt und sein lächelndes Gesicht verwandelt sich in eines, voller Sorge.

Er fragt mich die ganze Zeit was los ist und warum ich weine, doch ich bekomme kein Wort raus.
Warum? Warum hat er mich so schrecklich behandelt? Womit habe ich das verdient? Warum hat meine beste Freundin mich so hintergangen? Warum?! Ich war doch immer anständig, ich habe nie jemanden verletzt oder sonstiges getan, ich habe ein Abitur mit 1,1 und ein beendetes Studium als Chirurgin mit 1,3 abgeschlossen. Mein Leben war perfekt, denn ich teilte es mit den wichtigsten Menschen in meinem Leben. Rose und Jackson. Sie unterstützen mich wo sie nur konnten, vorallem, als meine Eltern mich haben stehen gelassen, weil ich nach dem Abschluss schwanger wurde. Ich verlor das Baby aber, weil ich zu viel Stress mit dem Studium und einem Nebenjob hatte. Mein Leben war am Ende doch Jackson und Rose waren die ganze Zeit hinter mir gestanden, nur um mir jetzt ein Messer in den Rücken zu rammen? Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Wieso also bekomme ich jetzt alles zu spüren?

"-bitte, du musst mir sagen was los ist!" Elliot versucht immer noch zu mir durch zu dringen, doch ich merke gerade das ich mir im laufe meines Lebens eine große, dicke Schutzmauer um mich herum aufgebaut habe, und jetzt ist sie fertig.

"Caisy." Er hört sich hilflos an, und durch seine Berührungen hindurch, bin ich mir nicht mehr sicher, ob sie so standhaft ist. Er hat sich zu mir auf den Boden gesetzt und hält mich ganz feste im Arm. Ich zittere am ganzen Körper. "Hey süße, was ist los? Was ist passiert?" "I-i-ich.. Ich kann nicht mehr."

Elliot
"I-i-ich.. Ich kann nicht mehr." So kenne ich sie nicht. Sie ist immer eine starke Frau gewesen und sie jetzt so zerbrechlich zu sehen bricht mein Herz.
Was habe ich falsches getan, dass sie von jetzt auf nachher so aufgebracht ist? "Baby, bitte rede mit mir." Ich versuche es jetzt schon zum gefühlten tausendsten mal, doch sie blockt mich komplett ab. Sie richtet sich langsam auf. Ihr Gesicht ist nass geweint und ihre Augen rot. "Soll ich dir etwas zu Essen holen?" Sie nickt zögerlich und ich helfe ihr auf, ich setze sie auf ihr Bett ab und dort sitzt sie stumm. "Ich beeile mich und bin gleich wieder da!" Doch sie starrt nur in die leere. Ihre Augen haben den Glanz verloren, sie sind nur schwarz und hoffnungslos.
Ich will sie in diesem Zustand nicht alleine lassen, also beschließe ich, den Zimmer Service anzurufen, der uns zehn Minuten später auch schon unser Essen bringt. "Vielen dank Sir." Ich nicke ihm zu und setze mich zu Caisy an den Tisch, mittlerweile trägt sie wieder ihre Jogginghose und hat ihre Haare zusammen gebunden. "Bitte süße, du musst was essen!" Doch sie antwortet mir nicht. Was soll ich denn nur machen? Ich weiß es nicht. "Soll ich jemanden anrufen?" "Nein! Bitte nicht." "Okay. Aber bitte rede mit mir!" "Womit habe ich den ganzen Schmerz nur verdient?" "Gar nicht, du bist eine so wunderbare Person, du bist die letzte, die solche Schmerzen verdient." Sie schaut mich mit ihren schönen Augen an. Sie sieht so hilflos aus und ich würde alles tun um diese Augen wieder zum strahlen zu bringen. Und als hätte Gott meine Bitte erhört, glaube ich gerade etwas Hoffnung in ihren Augen aufblitzen gesehen zu haben.

Nach dem sie mir ihre ganze Lebensgeschichte erzählt hat, kann ich es nicht verstehen. Wie kann man einem solchen Menschen nur so etwas schlimmes antun? Haben sie ihr von Anfang an nur etwas vorgelogen? Aber warum? Wie kann ein Mensch nur so sein?

"Komm baby, wir gehen ins Bett. Es ist halb elf und morgen sind wir in Jamaika." "Jaa." Sie lächelt zum ersten mal heute Abend und wir legen uns in ihr Bett. Sie schläft keine zwei Minuten später schon tief und fest. Das ist auch verständlich, es war ein anstrengender Tag für sie. Ich streichel sie noch an ihrem Kopf und sehe wie ihr Körper darauf reagiert. Sie bekommt eine Gänsehaut und ich finde es schön, dass sie selbst im Schlaf, so auf meine Berührungen reagiert.