prologue

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ashton irwin,

Träge packte ich meine letzten Sachen zusammen. Es war die letzte Arbeit die ich schreiben musste, bevor ich morgen zu meinem ersten wirklich ernsthaften Vorstellungsgespräch gehen würde. Das Schreiben lag mir wohl einfach, denn ich hatte somit keinerlei Zweifel, dass sie mich nicht annehmen würden.

Obwohl San Francisco riesig war, konnten sie mich dennoch nicht ablehnen. Mit welchem Grund auch? Seit meinem High School Abschluss wartete ich auf den Tag, an dem ich endlich Journalistin werden konnte und hey, es war endlich soweit. Mit einem leichten, schelmischen Lächeln auf den Lippen packte ich die Blätter in einen Ordner und ließ es feinsäuberlich auf meinem Schreibtisch liegen, bevor ich mich komplett Bett fertig machte.

Allein schon die Tatsache, dass ich es überhaupt bis nach San Francisco geschafft hatte, war doch irgendwo bemerkenswert. Jeder normale Mensch hätte sich vermutlich jenem kleinen Dorf, in dem man eben sein halbes Leben verbringt, zufrieden gegeben, oder? Wo sich andere zu verstecken schienen, wollte ich endlich raus, denn ich bekam wohl oder übel keine Luft mehr. Vielleicht war ich einfach nicht für dieses Dorfleben gemacht und ein Stadtkind geworden.  All der Stress, war wohl etwas das ich brauchte.

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Noch ein letztes Mal betrachtete ich meinesgleichen im Spiegelbild. Eine passende schwarze Hose, eine weiße Bluse, so wie es sein sollte und einen passenden Blazer. Ich fühlte mich ein wenig eingeengt unter Bürobedingungen wie diesen, ich hasste Blusen. Aber selbst das, konnte mir den Tag nicht versauen.

Stumm machte ich mir meinen Kaffee, nahm einen letzten Bissen meines Brötchens und packte meine Unterlagen, ehe ich meine Wohnung verließ. Jeder Schritt machte mich dann doch ein bisschen nervöser. Meine Zukunft hing von diesem einen Gespräch ab, denn einen Plan B gab es wohl nicht. Es gab nur diese Chance, mehr nicht. Na ja, aber vielleicht sollte es auch einfach nicht sein. - Hektisch verließ ich diesen Morgen das Treppenhaus, sonderlich weit kam ich nun mal auch nicht, denn direkt als ich um die Ecke stürmte, knallte ich in den nächstgelegenen Passanten, fiel auf den knallharten Boden der Realität und bekam dazu noch meinen eigenen Kaffee ab.

Besser hätte es echt nicht laufen können.

Der Junge schaute hinter seinen Brillengläsern verzweifelt auf mich hinunter.

,,A-Alles in Ordnung? Tut mir echt leid, ich hatte es wohl doch zu eilig.'' sagte er mir und bot mir seine Hand an, jedoch schaffte ich es auch ohne ihn. Mein Blick fiel unmittelbar auf meine Uhr. ,,I-Ich..-''

Es schien, als würde ich jeden Moment anfangen zu weinen. Mein Herz raste wie verrückt. Ich hatte so lange auf diesen einen Tag gewartet, ihn solange geplant und das Schicksal zog mir tatsächlich einen Strich durch die Rechnung. Meine Bluse war ruiniert, genauso sehr wie es auch meinen Ordner getroffen hatte. Der junge Mann gegenüber von mir fuhr sich noch relativ gelassen durch die Haare, auch er warf einen Blick auf sein Handydisplay.

,,Ich würde die Kosten für die Reinigung übernehmen, aber ich denke nicht, dass es das besser macht.'' meinte er. Immerhin war er noch nett gewesen und hatte es angeboten. Jeder normale Mensch wäre weitergegangen, nachdem er sich mindestens drei mal darüber beklagt hatte, wie rücksichtslos ich doch sei. ,,Nein, nicht wirklich, aber trotzdem danke.'' murmelte ich sichtlich genervt und hob schließlich auch meinen Kaffeebecher mit samt meinen Unterlagen wieder auf.

,,Aber im Endeffekt kann ich dir wenigstens einen neuen Kaffee spendieren. Zu spät bin ich nun eh schon.''

Ein schiefes Lächeln begab sich über die Lippen des fremden Mannes. Erst jetzt wagte ich es, ihn überhaupt zu mustern. Obwohl er relativ groß war, hatte er einen festen Körperbau, er schien nicht im Büro zu arbeiten, denn er trug unter seiner Lederjacke ein normales T-Shirt mit der Aufschrift Green Day. Meine Lieblingsband. Abgesehen von seinem dunkelblonden Haar, welches vermutlich auch einen Haarschnitt nötig hatte, besaß er zwei hazelfarbene Augen, die mich auffordernd anstarrten.

,,Richtig, ich auch.'' sagte ich ihm. ''Beziehungsweise, so-'' Ich zeigte auf meine braungefärbte Bluse, ''sollte ich dort vielleicht gar nicht auftauchen.''

,,Nochmals sorry, hätte ich aufgepasst, wäre das nicht passiert.'' Freundlich und ziemlich formell hielt er mir jedoch seine Hand entgegen. ,,Ashton.''

Er war nett und das wusste ich vom ersten Moment an.

,,Lesley.''

San Francisco « Ashton IrwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt