5- Vielleicht bin ich ja auch in dich verliebt

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Katharina pov

Das wunderschöne Picknick mit Jan war jetzt schon vier Tage her, aber die Situation zwischen uns hatte sich nicht verbessert. Wir hielten immer so viel Abstand wie möglich und redeten nur das Nötigste. Den anderen schien es nicht aufgefallen zu sein, aber ich wollte so nicht weiter machen. ich wusste ja nicht mal, warum Jan sich so verhielt. Ich tat es, weil ich mich total in ihn verknallt hatte und er meinte, dass wir nur Freunde sind. Aber wieso reagierte er so komisch? Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken an den Lockenkopf loszuwerden. Für heute war eine gemeinsame Fahrradtour geplant mit Erwachsenen und Kindern. Ich schaute seufzend aus dem Fenster. Das Wetter war traumhaft und perfekt für einen Ausflug geeignet, aber ich hatte überhaupt keine Lust. Tim musste nämlich auch mitkommen und wir standen immer noch auf Kriegsfuß, denn er machte dauernd blöde Sprüche und zeigte einfach allen anderen, dass er keinen Bock auf diesen Urlaub hatte. Mir ging es zwar genauso, aber ich zeigte es wenigstens nicht so öffentlich. Ein lautes Klopfen an der Tür riss mich unsanft aus meinen Gedanken. "Aufstehen Euer Hoheit!" "Ich bin schon längst wach, du Narr!", antwortete ich genervt und stand auf. Jeden Morgen gab Tim mir irgendeinen dummen Namen, um mich zu wecken. 'Euer Hoheit' gehörte da noch zu den netteren. Vorgestern hatte er mich zum Beispiel mit "Miss Pickel, sie kommen zu spät zum Chirurg für hoffnungslose Fälle!" geweckt. Ja, Tim war einfach ein Arschloch, anders konnte man ihn nicht nennen. Seufzend schlug ich meine Decke beiseite und stand auf. Aus meinem Schrank fischte ich mir etwas zum Anziehen, dann ging ich ins Bad. Meine Tage hatte ich zum Glück nicht mehr und so blieb es heute bei meiner kleinen Morgenroutine. Ich zog mich an (Outfit oben) und verließ das Bad, wo ich mit Jan zusammenstieß. "Sorry", murmelte ich eine Entschuldigung und machte, dass ich weg kam. In meinem Zimmer legte ich meine Schlafsachen zusammen und ging dann die Treppe runter zum Frühstück, wo bereits der Großteil der restlichen Gesellschaft saß. Ich ließ mich zwischen Papa und Lukas auf einen Stuhl fallen und schmierte mir ein Brötchen mit Marmelade. Ich spürte den besorgten Blick meines Vaters auf mir, ignorierte ihn allerdings geflissentlich. Nachdem alle gefrühstückt hatten und das schmutzige Geschirr in derSpülmaschine  gelandet war, ging es los. Mit den Autos fuhren wir aus dem Wald und kamen ziemlich schnell zu einem kleinen Fahrradverleih. Jeder bekam ein Fahrrad und bald strampelten wir uns genervt die Beine und den Hintern ab. Vorne fuhren die Erwachsenen und schienen einen Heidenspaß zu haben. Dauernd hörte man sie lachen, während hinten bei uns niemand lachte oder sprach. Die einzige Ausnahme war Sophie. Sie quasselte und quasselte und quasselte und nach drei Stunden hatte ich Kopfschmerzen davon. Sogar Marie schaffte es, ihren Mund zu halten aber sie wies ihre Freundin nicht zurecht und so quälten wir uns vier Stunden lang über Berge und durch Wälder bis es endlich eine Pause gab. Ich lehnte mein Rad an einen Baum und rieb mir erstmal den Hintern. Ich fuhr fast nie Fahrrad, deshalb war mein Po daran nicht gewöhnt und tat jetzt weh wie sonst was. Aber immerhin schien es auch den anderen so zu gehen. Marie und Sophie hatten sich hingelegt, Lukas lehnte erschöpft an einem Baum und die Kinder von Leon und Vanessa hatten sich bereits ein ganzes Stück von uns entfernt auf einen großen Findling gelegt. Nur Jan und ich standen noch blöd hier herum und wussten nicht, was wir machen sollten. Ich holte tief Luft und fragte den Lockenkopf neben mir: "Können wir reden?" Er nickte nur und wir entfernten uns ein bisschen von der Gruppe. "Wieso bist du so? Vor vier Tagen, da warst du so süß und nett, hast mir Frühstück gemacht und wir hatten einen wunderschönen Nachmittag. Aber seitdem meidest du mich total!" "Du bist es doch, die mich meidet! Als wir zurückkamen hast du dich woanders hingesetzt und danach hast du nur noch Abstand zu mir gesucht. Ich dachte, du magst mich irgendwie nicht mehr oder ich habe etwas falsch gemacht, deshalb habe ich dann versucht das zu akzeptieren und auch Abstand gehalten." "Oh." "Ja, oh. Warum hast du das gemacht?" Ich schaute beschämt auf den Boden. Was sollte ich denn jetzt antworten? Dass ich mich unglücklich in ihn verliebt hatte wohl kaum. Dann würde er nie wieder irgendwas mit mir machen, also musste mir jetzt etwas anderes einfallen und zwar schnell. "Ich hatte Angst dass du mich vielleicht mehr magst als nur eine Freundin." Innerlich hätte ich mich Ohrfeigen können, denn jetzt glaubte er, dass ich glaubte, dass ich total begehrt war. Super gemacht, Katharina! Ich sah Jans Augen funkeln und ahnte schon das Schlimmste, bis er antwortete: "Okay." "Okay?" "Okay. Du hast es gemerkt, vielleicht war ich auch zu auffällig. Jedenfalls hast du es gemerkt." Ich war verwirrt. "Was habe ich gemerkt?" "Hast du doch gerade gesagt. Ich bin in dich verliebt." Ich war sprachlos, baff, keine Ahnung, was auch immer. Dies Offenheit und dass er mir das so direkt ins Gesicht sagen konnte, wow. Ich hätte mich das niemals getraut. "Ähm-" "Sag nichts. Vergiss einfach, dass ich es dir erzählt habe und lass uns wieder nur Freunde sein." "Das will ich aber nicht." Erstaunt schaute Jan mich an. Ich schluckte. "Vielleicht habe ich mich ja auch in dich verliebt." Ein schüchternes Lächeln schlich sich auf meine Lippen und bei Jan konnte ich es auch erkennen. Und plötzlich beugte er sich vor und küsste mich. In meinem Inneren explodierte ein wahres Feuerwerk und ich erwiderte den Kuss nur zu gerne. Als wir uns irgendwann voneinander lösten, sagte keiner ein Wort. Wir grinsten uns nur an und da waren wieder diese unglaublich süßen Grübchen, die ich in den letzten Tagen vermisst hatte. "Sind wir jetzt-?" Jan nickte zögerlich. "Ich denke schon. Sagen wir es den anderen?" "Keine Ahnung, aber wir wohnen ja alle zusammen in diesem Haus und das noch ganze fünf Wochen lang. Es wäre vielleicht besser, wenn wir es sagen. Auch wenn Tim mich dann morgen früh wieder mit einem blöden Spruch zu diesem Thema wecken wird. Wahrscheinlich irgendwas mit "Aufstehen Süße, der Standesbeamte ist da!" oder so. Na ja." Jan und ich mussten lachen. "Also sagen wir es. Oder wir zeigen es. Händchenhalten und Küssen sind ziemlich eindeutige Zeichen." Ich nickte und wir liefen Hand in Hand zurück zu den anderen. Zunächst wurden wir gar nicht bemerkt, denn die Männer hatten alle Angeln ausgepackt und erklärten jetzt ihrem Publikum, wie man angelte. Jan und ich stellten uns hinter Leon und Maxi und beobachteten, genauso wie die anderen, gespannt die zappelnden Würmer. Lecker. Noch immer hielt Jan meine Hand und plötzlich hörte ich ein Quieken, dass sich stark nach meiner Mutter anhörte. Entsetzt drehte ich mich in ihre Richtung und bemerkte ihren Blick auf meiner Hand. Also auf meiner und Jans Hand. Ich grinste sie leicht an, dann drehte ich mich wieder dem Fluss vor uns zu. Mittlerweile hatten die Männer schon die Angeln ausgeworfen und jetzt hieß es warten. Nachdem wir 20 Minuten zugeschaut hatten, seufzte Sophie und sagte: "Das ist langweilig. Außerdem ist das Tierquälerei mit den Armen Würmchen." Tim seufzte übertrieben laut und genervt auf, wofür er von mir einen strafenden Blick bekam, der bei ihm allerdings an einer unsichtbaren Wand abprallte. "Ihr könnt ja etwas anderes machen. Wir haben Fußbälle dabei!", schlug Leon vor und wir nickten. Tim hatte einen Ball für sich alleine, Stella und Lukas spielten zusammen Basketball, Sophie und Marie liefen nebeneinander her und passten sich immerwieder den Ball zu während sie über Tiere redeten und Jan und ich standen uns gegenüber und er versuchte den Ball an mir vorbeizubekommen.  Wir lachten viel und Jan schaffte es wirklich kein einziges Mal an mir vorbei. Er versuchte es gerade erneut, da küsste er mich einfach und lenkte mich damit ab. Im nächsten Moment waren Jan und der Fußball hinter mir. "Das war aber geschummelt", sagte ich gespielt beleidigt. "Oh, das tut mir aber Leid. Wie kann ich das denn wieder gut machen?" "Hm, keine Ahnung. Vielleicht mit einem Kuss." "Aber gerne doch." Jan kam einen Schritt auf mich zu, legte seine Hände an meine Seiten und küsste mich liebevoll. Automatisch erwiderte ich und meine Hände umschlangen seinen Nacken. Mittlerweile hatte Jan mich gegen einen Baum gedrückt und unser Kuss wurde ziemlich heiß. Jedenfalls solange bis ein lautes, vernehmliches Räuspern neben uns ertönte. Sofort schreckten wir auseinander und liefen knallrot an, denn vor mir stand-


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Die zweite Generation der Wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt