7- Ich bin Dark Heart

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Vanessa pov

"Guten Morgen", ertönte die raue Morgenstimme meines Mannes. "Guten Morgen." Er küsste mich liebevoll, dann standen wir auf. "Was steht heute auf dem Plan?", erkundigte ich mich, während ich mir mein Shirt über den Kopf zog. "Dasselbe wie immer. Die Kinder verbringen den Tag in ihren Gruppen und wir reden über die alten Zeiten." "Das läuft jetzt schon seit einer ganzen Woche so und wir waren nur ein einziges Mal alle zusammen. Außerdem finde ich es nicht gut, dass sich diese Gruppen gebildet haben, denn falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Deine Kinder gehören beide keiner Gruppe an, sondern sind Einzelgänger. Stella ist zu einem Fisch mutiert, der nicht einmal ein Blub von sich gibt und Tim klopft die ganze Zeit blöde Sprüche. Ist halt dein Sohn." Entsetzt drehte sich Leon zu mir um. "War das gerade ein versteckter Vorwurf an mich? Ich habe nie irgendwelche blöden Sprüche gemacht!" "Oh doch, das hast du. Und deswegen habe ich mich ja auch in dich verliebt." Ein Grinsen schlich sich auf die Lippen meines Mannes. "Was soll ich denn deiner Meinung nach machen, damit unsere Kinder sich mehr integrieren?" "Du könntest Tim erklären, dass die Sprüche, mit denen er Katharina morgens weckt, einfach nur daneben sind. Und Stella soll einfach mal auf Katharina zugehen. Sie sind fast gleich alt, da wird doch wohl ein gemeinsames Gesprächsthema zu finden sein." "Und wieso machst du das nicht?" "Weil ich es bei Tim schon versucht habe und er mich nur ausgelacht hat und weil Stella schon immer dein kleines Mädchen war, dass sich nur von dir den Hintern hat abwischen lassen." Ich drückte Leon noch einen kurzen Kuss auf den Mund, dann verließ ich grinsend das Zimmer und ging runter zum Frühstück. Am Tisch saßen bereits die Ex-Vampirinnen und die Kinder bis auf Marie und Sophie. Ich wollte mich gerade hinsetzen, da ertönte von oben plötzlich ein spitzer Schrei. "Sophie?", rief Marlon besorgt. Wir rannten hinter ihm und Horizon die Treppe hoch ins Zimmer der beiden Jüngsten. Ich entdeckte eine heulende Marie auf ihrem Bett, die sich zitternd an die Wand drückte. Terry lief sofort zu ihrer Tochter, während Marlon und seine Frau geschockt auf einen Zettel in der Hand meines Schwagers guckten. Er laß den geschriebenen Text stockend vor. "Ich habe Eure entzückende kleine Tochter Sophie. Ich will Dark Heart zurück, sonst passiert Sophie etwas! J." "Wer ist J.? Und wer ist Dark Heart?", fragte Leon verwirrt. "Ich bin Dark Heart", gestand Horizon. Erstaunt schauten wir sie an bis sie uns erklärte: "So hat Jaromir mich getauft." Stille. Es herrschte absolute Stille. Horizons Worte waren wie ein Blitz eingeschlagen und hinterließen gähnende Leere. Ich schüttelte den Kopf, um wieder für Klarheit zu sorgen, dann drehte ich mich zu den anderen Kindern um. "Geht ins Wohnzimmer und bleibt zusammen!" Es kam Bewegung in die Gruppe und kurze Zeit später ertönte das polternde Fußgetrampel auf der Treppe. Ich schaute zu Marie, die von Terry und Raban umarmt und von Marlon und Horizon ausgefragt wurde. Mit leiser, zitternder Stimme berichtete sie was passiert war. Sie hatte ihr Bett gemacht, Sophies Schrei gehört und sich sofort zu ihrer Freundin umgedreht. Ein komisch angezogener Mann hatte Marlons Tochter gepackt, den Zettel auf deren Bett gelegt und dann war er mit Sophie aus dem Fenster gesprungen. Laute Motorradgeräusche, dann nichts mehr. Es dauerte eine ganze Weile bis Marie sich beruhigt hatte und wir sie runter zu den anderen schicken konnten. Dann war Krisensitzung angesagt. Wir setzten uns alle auf den Boden in Maries und Sophies Zimmer und dachten darüber nach, was gerade passiert war. "Was machen wir jetzt?", fragte Markus irgendwann. "Wir verriegeln die Fenster und schließen immer die Haustür ab, die Kinder dürfen das Haus nicht mehr verlassen und dürfen nur noch zu zweit oder mehr in einem Raum sein", antwortete Leon. "Sie werden uns die Köpfe abreißen, wenn sie keine Freiheit mehr haben. Wir können sie doch nicht einfach einsperren, das lassen sie nicht mit sich machen", warf Blossom ein. "Es geht nicht anders. Ich glaube nicht, dass es nur um Sophie geht. Ich denke, dass alle Kinder in Gefahr sind." Ich schaute zu meinem Mann. Ich könnte förmlich sehen wie es in seinem Kopf ratterte und welche Sorgen er sich um Tim und Stella machte. Vorsichtig strich ich ihm über den Arm, woraufhin er dankbar nach meiner Hand griff und sie leicht drückte. "Horizon und ich fahren hinter den Nebel von Ragnarök. Sophie ist bei Jaromir und da werden wir sie ganz bestimmt nicht lassen", erklärte Marlon entschlossen. "Ihr fahrt nicht allein. Als Eltern handelt ihr zu sehr nach Gefühlen, ihr braucht jemanden, der objektiv sieht, denkt und handelt", widersprach Leon. "Ich fahre mit", meldete ich mich. Liebevoll und besorgt schaute Leon mich an, aber ich nickte ihm nur kaum merklich zu und lächelte leicht, was bei ihm auch ein kleines Lächeln zustande brachte. Er wusste, dass er sich auf mich verlassen konnte und dass mir nichts passieren würde. "Wann fahren wir los?", fragte Horizon. "Nach dem Frühstück. Der Strecke dauert mehrere Tage, auch mit dem Auto und das Ende müssen wir mit Motorrädern fahren, anders geht es nicht." Horizon und ich nickten auf Marlons Antwort hin. "Wir gehen jetzt erstmal nach unten und essen was. Den Kindern müssen wir das ganze ja auch noch irgendwie erklären und ihnen die neuen Regeln einschärfen." Nach Maxis Worten standen wir alle auf und gingen ins Wohnzimmer. Dort hatten sich alle, sogar Tim, um Marie gescharrt und versuchten sie zu beruhigen und von dem Schock abzulenken, indem sie ihr Witze erzählten. Katharina bemerkte uns als Erste. "Was passiert jetzt?", erkundigte sie sich sofort. Leon erklärte ihr die neuen Regeln, die von jetzt an die Sicherheit der Kinder bestimmen würden. "Aber dann können wir ja gar nichts mehr machen außer blöd rumsitzen!", beschwerte sich Tim sofort. "Das ist besser, als wenn ihr auch entführt werdet", erwiderte ich, woraufhin mein Sohn schwieg. Wir gingen alle zusammen in die Küche und setzten uns an den wunderschön gedeckten Frühstückstisch. Während dem Essen erklärte Leon, dass Marlon, Horizon und ich für mehrere Tage wegfahren würden, in der Hoffnung Sophie zu finden und wieder zurückzuholen. Keiner von uns konnte heute viel essen und so räumten Katharina und Jan nach einer halben Stunde das Geschirr in die Spülmaschine und alles andere in den Kühlschrank. Marlon, Horizon und ich packten einige Sachen ein und würden dann vor dem Haus von den anderen verabschiedet. Ich küsste Leon, wuschelte unseren Kindern noch einmal durch die Haare und setzte mich dann ins Auto. Ich wusste nicht, wann ich wieder hier sein würde oder ob ich überhaupt jemals wieder hier sein würde, bei Leon und den anderen. Bei unserem ersten Treffen mit den Silberlichten hatten wir gemerkt, dass bei Ihnen Fußball kein Spiel mehr war, sonst absoluter Ernst. Und daran hatte sich mit Sicherheit nichts geändert. Ich schlug die Autotür zu und Marlon startete den Wagen. Wir entfernten uns vom Haus und dann konnte ich Leon nicht mehr sehen.

Wörter: 1210

Kurze Bemerkung am Rande: Ich habe Tims Besetzung geändert. Er wird jetzt nicht mehr von Quirin Oettl gespielt, sondern von Manuel Steitz. Ich werde das in der Personenbeschreibung und den vorherigen Kapiteln auch korrigieren und das war es auch schon.

Habt euch lieb und bleibt wild!

-Corinna

Die zweite Generation der Wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt