Katharina pov
"Lasst mich zu ihm!" Meine Stimme war eine Mischung aus Verzweiflung und Wut, doch Qari und Galmada ignorierten mich und hielten mich weiterhin fest. Ungläubig musste ich beobachten, wie Vanessa und meine Mutter meinen Vater wegtrugen. Darkside hatte ein peitschenähnliches Ding in der Hand und ich erinnerte mich nur zu gut daran, wie er mich damit bestraft hatte. Er scheuchte Vanessa und Düsentrieb damit und es dauerte nicht lang, da konnte ich meinen Vater nicht mehr sehen. Es war, als ob mit ihm meine Kraft und mein Wille gegangen wären und ich sackte in mich zusammen. Ich landete auf dem kühlen Boden, aber Qari zog mich sofort wieder hoch und schleifte mich in meine Gruft. Er setzte mich auf meinem Sarg ab und ging. Jetzt war ich allein und die ersten Tränen verließen meine Augen. Seit dem "Fest" waren schon mehrere Tage vergangen. Darkside hatte seitdem jeden Tag einen der ehemaligen Wilden Kerle gebissen. Nur einmal hatte Marry beißen dürfen. Es musste schrecklich für Joschka gewesen sein, dass ausgerechnet sie ihn zum Vampir machte, hatte er sie doch einst geliebt. Und heute war mein Vater dran gewesen und ich durfte nicht mal zu ihm. Es war, als ob man mir das Herz ausgerissen hätte, aber hatte ich als Vampir überhaupt noch ein Herz? Oder war es nur ein kalter Stein, der keine Gefühle zuließ? Aber dann würde ich doch nicht weinen, oder? Ich seufzte und versuchte die vielen Fragen aus meinem Kopf zu kriegen. Wieso hatte ich mich auch beißen lassen? Es war mit Sicherheit das dümmste, was ich je getan hatte. Ich atmete tief durch und stand auf. Vorwürfe konnte ich mir auch noch später machen, jetzt musste ich etwas unternehmen. Also stand ich auf, zog mir etwas an (Outfit oben), denn ich war immer noch in Schlafsachen, und flitzte zu den anderen. Mich ständig umsehend klopfte ich die Melodie gegen das Holz und Sekunden später wurde die Tür geöffnet und ich hinein gezogen. Ich stolperte leicht, fing mich aber gerade noch so. "Wieso so hektisch?", fragte ich. "Wer wurde heute gebissen?", entgegnete Lukas ohne auf meine Frage einzugehen. Ich seufzte und ließ mich neben meinen Bruder fallen. "Papa." Eine bedrückende Stille legte sich über den Raum. "Damit sind sie das erste Paar, das verwandelt wurde. Mum ist verwandelt, aber Dad nicht; Blossom ist verwandelt, aber Maxi nicht; Joschka ist verwandelt; Terry ist verwandelt, aber Raban nicht; Marlon ist verwandelt, aber Horizon nicht. Dafür sind sowohl Markus, als auch Düsentrieb Vampire", fasste Stella zusammen. Ich nickte und stand auf. "Habt ihr irgendwo Papier und Stift?" Tim nickte, stand ebenfalls auf und nahm mich mit in einen Nebenraum. "Bald sind alle gebissen. Was hat Darkside vor?" "Ich weiß es nicht Tim. Ich habe keine Ahnung." "Ich bin froh, dass du nicht zu denen gehörst." "Aber, das tue ich doch?" "Von der, nennen wir es 'Körperlichen Verfassung' her schon, aber mit deinem Verstand bist du immer noch ein Mensch. Glaubst du, Jan kann auch wieder so werden?" "Vielleicht. Zettel und Stift?" Tim griff in eine Schublade neben sich, holte beides heraus und drückte es mir in die Hand. Gemeinsam gingen wir wieder zu den anderen. Ich setzte mich neben Lukas und fing an zu schreiben. Ich machte eine Tabelle, auf der stand wer schon verwandelt wurde und wer noch ein Mensch war. Dann zählte ich die Verwandelten. Es waren sieben, also war schon eine Woche vergangen, denn Darkside hatte jeden Tag einen ehemaligen Kerl gebissen. Das erklärte ich auch den anderen. "Sie sind also schon eine Woche hier. Aber das heißt ja, dass wir insgesamt schon über fünf Wochen hier sind. Die Sommerferien sind bald vorbei!", stellte Stella nach kurzem Rechnen fest und ich nickte. "Das ist im Moment aber unser kleinstes Problem", bemerkte Lukas und ich nickte wieder. "Wir können nichts dagegen tun, aber vielleicht können wir herausfinden, was genau Darkside vorhat." "Ja", stimmte ich Sophie zu, "Am besten jeder versucht es bei einem der jüngeren Vampire. Ich kriege das schon noch aus Xun heraus." Mit diesen Worten stand ich auf und die anderen taten es mir gleich. Ich atmete tief durch und erinnerte mich daran, was unsere Eltern immer machten. "Alles ist gut", begann ich und die anderen vervollständigten mit: "Solange du wild bist!" Ich schenkte der Gruppe noch ein kleines Lächeln, dann verließ ich den Raum. Auf dem Weg zu meiner Gruft begegnete ich Xun. "Hey", begrüßte ich ihn grinsend und griff nach seiner Hand. Er zog mich an sich ran und küsste mich leidenschaftlich. "Ich hab dich vermisst. Wollen wir was zusammen machen?" "Ich würde wirklich gerne, aber ich muss meinem Vater helfen." "Ach stimmt, du sollst ja ab jetzt auch beim Beißen helfen." "Woher weißt du das?", fragte Xun verwirrt und ich triumphierte innerlich, denn er war in meine Falle getappt. "Och, ich hab so meine Quellen. Aber die hat leider noch Lücken." Ich strich mit meinem Zeigefinger langsam an seiner Schläfe entlang bis zu seinem Hals. "Könntest du mir helfen?", fragte ich leise und mein Finger strich über seine Brust und wanderte immer weiter nach unten. Als ich kurz vor seinem Hosenbund angekommen war, antwortete er mir endlich. "Es sollen heute noch alle anderen Wilden Kerle gebissen werden. Meinem Vater geht das ganze zu langsam und er will seinen Plan ja noch durchziehen." Ich ließ von ihm ab, drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und flitzte zur Luke, die aufs Dach führte. Ich schaute mich kurz um und kletterte dann nach draußen. Der Himmel war bewölkt, die Sterne kaum sichtbar. Der Mond war nur ein schmaler Strich, morgen würde man ihm wahrscheinlich gar nicht mehr sehen können. Ich lief auf die Brücke und setzte mich an den Rand. Meine Beine ließ ich durch den warmen Sommerwind baumeln und mein Blick schweifte über die Fabrikstadt. Ich seufzte leise und lehnte meine Stirn gegen das kalte Metallgeländer. Plötzlich spürte ich, wie sich jemand neben mich setzte. Sein typischer Geruch stieg mir in die Nase und ohne hinzusehen wusste ich, dass es Tim war. Ungewollt flogen meine Gedanken zum Anfang der Ferien. Tim war ein richtiges Arschloch gewesen und hatte mich regelmäßig auf die Palme gebracht. So viel hatte sich innerhalb der letzten Wochen geändert. Jan war nicht mehr mein liebevoller Freund, sondern ein totaler Idiot und Tim war kein Macho mehr, sondern ein richtig guter Freund, auf den man sich jederzeit verlassen konnte. "Wir müssen Jan auf unsere Seite ziehen." "Ja. Hast du eine Idee wie?" "Du bist die Schattensucherin. Du müsstest ihn doch eigentlich am besten verstehen, oder?" "Vielleicht. Ich könnte ihn mal nach seinem Training fragen. Möglicherweise gefällt es ihm gar nicht mehr so gut." "Hoffentlich. Das wäre das Beste für uns, denn dann könnten wir ihn in unseren Plan miteinbeziehen." "Sobald wir einen Plan haben", fügte ich hinzu und musste schmunzeln. Als Tim mir antwortete hörte ich, dass er auch schmunzelnde. "Da hast du Recht. Aber wir finden schon eine Lösung." "Und wenn sie beinhaltet, dass Jan und ich hierbleiben müssen?" "Das wäre keine Lösung. Ihr gehört nämlich dazu. Auch wenn Jan das noch nicht begriffen hat." "Ich habe mit Xun gesprochen." "Und?" "Die restlichen Wilden Kerle sollen alle heute noch gebissen werden. Darkside hat einen Plan und es dauert ihm zu lange, wenn er jeden Tag nur einen Kerl verwandelt. Haben deine Eltern dir jemals erzählt wie sie damals ihre Freundinnen befreit haben?" "Nein. Ich weiß nur, dass meine Eltern sich gegenseitig erlöst haben. Maxi war damals auch ein Schattensucher." "Ich weiß, aber wir müssen unbedingt mit ihnen sprechen. Nur sie können uns sagen wie das geht." "Und wie willst du das anstellen?" "Wenn ich das wüsste." "Also sind wir genauso weit wie vorher. Und jetzt?" "Jetzt sitzen wir hier und genießen die Ruhe. Vielleicht bringt sie uns ja eine gute Idee." Ich musste grinsen und Tim auch, dann legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und wir schwiegen.
Wörter: 1312
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Die zweite Generation der Wilden Kerle
Fanfic6 Wochen. 6 Wochen Sommerferien, die die ehemaligen Wilden Kerle gemeinsam mit ihren Familien in einem wunderschönen Haus am See verbringen wollen. Alles war perfekt geplant und strukturiert, aber leider läuft das Leben nie nach Plan. Was tun, wenn...