26- Meine Beine, meine Seele und mein ganzes Herz

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Katharina pov

"Neues Spiel, neues Glück", hörte ich Jacayls Stimme, "Und der Verlierer beginnt." (Sorry, aber das musste einfach rein!) Mit diesen Worten warf sie Jan den Ball zu. Er legte ihn sich zurecht und schaute sich kurz um. "Marie, renn ein Stück vor, ich spiel ihn dir rein!", hörte ich seine Stimme in meinem Helm. Dann trat er an und schoss zu Marie, die, wie abgemacht, losgerannt war. "Marie, pass auf! Da kommt Shakin!", sagte ich ins Mikrophon und Marie passte zu Lukas, der jetzt weiter zum gegnerischen Tor rannte. Mein Bruder umspielte Galmada und gab den Ball dann an Tim. Er rannte ins Rohr und ich konnte sehen, dass er von Cilin und Yar verfolgt wurde. Dann entdeckte ich Jan und Jacayl. Sie kamen beide um eines der Rohre herum, warfen sich kurz gegenseitige Blicke zu und flitzten dann los (wie Darkside und Vanessa im Film). Sekundenlang konnte man keinen von ihnen sehen. "Jan, denk an das Gefühl!", sprach ich eindringlich in mein Mikrophon und dann tauchten die beiden wieder auf. Mit großen Augen beobachtete ich, wie Jan noch vor Jacayl den Ball erreichte. Er veränderte die Laufbahn der Kugel und Qari, der auf diese Änderung nicht gefasst war, hechtete vergebens auf die andere Seite des Tors. Der Ball landete im Netz und wir brachen in wildes Jubeln aus. Ich schaute kurz auf die Tribüne und konnte sehen, dass auch unsere Eltern sich freuten. Mein Blick flog weiter durch die Halle und ich konnte sehen, dass Xun jetzt auf der gegenüberliegenden Seite der Halle auf einer Anhöhe über dem Tor stand. Das Jubeln brach ab, jeder schaute gespannt zu dem Vampir. Er hatte den Zipfel eines dunklen Tuches in der Hand. "Wenn ich an diesem Stück Stoff ziehe, wird hier ein Fenster freigelegt. Normalerweise kein Problem, aber draußen wird es schon hell. Draußen geht in diesem Moment die Sonne auf. Punda, Jua, ihr könnt euch entscheiden." Mit eiskalter Miene sah ich ihn an. "Ich heiße Katharina. Und du kennst meine Antwort." Xuns Blick wanderte zu Jan. Jacayl sprach auf ihn ein. "Ihr werdet sterben wenn du jetzt bei denen bleibst. Komm zu mir! Du kannst doch eh nichts mehr an deinem Dasein als Schattensucher ändern!" Doch Jan schüttelte den Kopf. "Das ist mir egal. Aber hier geht es um das Leben meiner Freunde. Ich bin und bleibe ein Wilder Kerl." "Dann sind die Würfel gefallen!", rief Xun und zog an dem Tuch. Reflexartig hechtete ich aus dem Tor und suchte Schatten in einem der Rohre. Jan tat es mir gleich. "Verdammt was machen wir denn jetzt?", hörte ich Lukas' Stimme in meinem Helm. "Keiner von uns ist gut im Tor und die werden jetzt bestimmt viel ernster spielen!", ertönte Sophies Stimme. "Haltet sie einfach vom Tor fern. Wir schaffen das irgendwie", sagte ich beschwichtigend in mein Mikrophon und das Spiel ging weiter. Es schien sehr schwer die Vampire aufzuhalten. Die Wilden Kerle kämpften, das stand außer Frage, aber es schien nicht zu reichen. Plötzlich stieß Jan mich in die Seite. Mit großen Augen musste ich beobachten, wie die Vampire die Wilden Kerle festhielten. Jacayl war die einzige, die niemanden hielt. Und deshalb rannte sie jetzt mit dem Ball auf unser Tor zu. Sie blieb immer im Schatten, aber ich konnte jetzt schon sehen, dass sie auch aus dem Schatten treffen würde. "Sie wird treffen!", entfuhr es Jan fast schon panisch, aber ich legte meine Hand auf seine Schulter und sagte: "Sie wird nicht treffen." "Aber-", begann mein Exfreund. Ich unterbrach ihn. "Du musst dafür sorgen, dass die anderen frei kommen und unsere Eltern erlöst werden, ja?" Er nickte langsam. Das war für mich das Zeichen. Entschlossen zog ich mir den Helm vom Kopf und rannte zum Tor. In dem Moment, in dem ich mich in den Kasten stellte, schoss Jacayl. Ich konnte nichts sehen, aber ich sprang einfach in die Richtung, in der ich den Ball vermutete. Und ich erwischte ihn tatsächlich. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, schoss ich den Ball auf die andere Seite der Halle. Ein schmerzhaftes Brennen breitete sich in meinem Körper aus und zwang mich in die Knie. Ein Blick auf meine Hand verriet mir, dass ich langsam zu Stein wurde. Ich schaute nach vorne und erkannte, dass Tim mich mit vor Schreck geweiteten Augen ansah. Das Mikrophon, das ich aus Versehen beim Ausziehen des Helms mitgerissen hatte, steckte in meinen versteinerten Fingern. Ich bewegte meinen Arm zu meinem Gesicht und sagte leise: "Meine Beine, meine Seele und mein ganzes Herz." Dann wurde alles schwarz.

Teil 2: 757 Wörter

Die zweite Generation der Wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt