Katharina pov
"Aufstehen Prinzesschen!" Ich seufzte als mich das laute Dauerklopfen und die arrogante Stimme von Tim aus dem Schlaf rissen. "Ist ja gut, ich bin schon wach!", schrie ich genervt als das Klopfen immer lauter und nerviger wurde. Ich schmiss meine Bettdecke zur Seite, griff nach Klamotten für heute (Outfit oben) und meiner Kulturtasche, dann schloss ich meine Zimmertür auf und tapste ins Bad. Zum Glück war niemand drin und so konnte ich direkt rein, schloss ab und ging aufs Klo, wo ich dann feststellte, dass meine Tage pünktlich waren. Aus meinem Kulturbeutel holte ich einen Tampon, dann machte ich mich noch etwas frisch, zog mich an und schminkte mich leicht. Nach 20 Minuten verließ ich das kleine Badezimmer, brachte meine Sachen in mein Zimmer und lief dann die Treppe runter. In der Küche saßen bereits die Erwachsenen und Tim und ich setzte mich neben Papa und drückte vorher ihm und meiner Mutter noch einen Kuss auf die Wange. Ich machte mir ein Brötchen mit Marmelade und aß es langsam und genüsslich bis auch die anderen endlich die Treppe runtergepoltert kamen. "Was machen wir heute?", fragte Sophie während sie sich einen Kakao rührte. "Es gibt keinen genauen Plan. Wir dachten, dass wir wieder Kinder und Erwachsene getrennt machen und das für mehrere Tage, damit Ihr euch besser kennenlernt und wir Euch nicht mit unseren alten Geschichten langweilen", antwortete Leon. "Das klingt gut", stimmte Joschka ihm zu und damit war es beschlossen. Nach dem Frühstück füllte ich mir einen Becher mit Wasser, holte von oben Zahnbürste und Zahnpasta und ging zum See. Ich hatte absolut keine Lust mich mit den anderen um einen Platz am Waschbecken zu streiten, also putzte ich draußen meine Zähne. Dem See schadeten meine Spucke und Zahnpasta bestimmt nicht. Im Kopf sang ich ein Lied mit, von dem ich wusste, dass es ziemlich genau drei Minuten ging. Das war praktisch meine Uhr fürs Zähneputzen. Als ich fertig war brachte ich die Sachen ins Haus, nahm meine Tasche und mein Skateboard und fuhr los. Ich konnte nur geteerte Wege fahren, aber davon gab es hier erstaunlich viele. Ich schaute mich um, beobachtete die Blätter und sah sogar zwei kleine Eichhörnchen. Irgendwann drehte ich um und fuhr zurück zum Haus. Tim kam mir entgegen und sah sehr wütend aus. "Wo zum Teufel warst du?" "Ich-" "Wieso ist dein Handy aus?" "Weil-" "Und wieso hast du keine Nachricht hinterlassen? Deine Eltern sind am Durchdrehen und sogar dein Bruder macht sich Sorgen. Wegen dir habe ich die letzten Stunden-" "Willst du Antworten oder nur deine Fragen loswerden?", unterbrach ich ihn genervt. Tatsächlich verstummte mein Gegenüber. "Es tut mir Leid, ich habe nicht dran gedacht eine Nachricht zu schreiben und war mit dem Skateboard unterwegs. Mein Handy ist auf lautlos." Tim nickte und wir gingen rein. Meine Mutter kam mir entgegen, genauso wie mein Vater und mein Bruder. "Mach das nicht nochmal, hörst du?", weinte meine Mutter in meinen Hals. "Mama, ich bin 14 und kann schon ganz gut auf mich selbst aufpassen. Außerdem habt Ihr doch gesagt Kinder und Erwachsene getrennt." Wieso hatte sie denn neuerdings so ein Problem damit, dass ich mal etwas alleine in der Gegend herumfuhr? "Wir hatten aber mit einer Abmeldung gerechnet und eigentlich wollten wir, dass Ihr etwas zusammen macht", erklärte Leon. "Na dann, tschuldigung." "Ihr könntet doch jetzt alle zusammen an den See oder in den Wald gehen", schlug Marlon vor. Und so mussten wir alle, auch Tim, zusammen raus gehen. Wir setzten uns wieder an den Rand des Holzsteges und ließen die Beine im Wasser baumeln. Ich träumte ein wenig vor mich hin, bis ich plötzlich hochgezogen und anschließend ins Wasser geschubste wurde. Panik machte sich in mir breit, denn es gab eine Sache, die ich nicht richtig konnte und das war Schwimmen. Als kleines Kind war ein Jogger so heftig an mir vorbeigerannt, dass ich dadurch ins Wasser gefallen war und danach hatte ich eine tierische Panik vor jeglichen Gewässern entwickelt. Wenn ich nicht stehen konnte oder den Grund nichtmal annähernd erkennen konnte, brannten bei mir die Sicherungen durch. Ich strampelte hilflos mit den Beinen, bis ich plötzlich jemanden meinen Namen rufen hörte. "Kathy!" Es kam vom Steg und hörte sich nach meinem Bruder an. Ich riss meine Augen auf und strampelte mich irgendwie zu einem Pfosten des Stegs. Langsam ging mir die Luft aus und mit letzter Kraft zog ich mich hoch, sodass ich mit meinem Oberkörper auf dem Holz lag. Ich hustete und spuckte ein wenig verschlucktes Wasser aus. Lukas kniete sich neben mich und strich mir beruhigend über die Haare. Irgendwann blieb ich erschöpft und still liegen. Meine Lungen füllten sich wieder mit Sauerstoff, aber mein Kopf dröhnte noch immer. "Jan, holst du bitte unseren Vater?", hörte ich Lukas fragen. Schritte entfernten sich mit hoher Geschwindigkeit und auch Lukas stand auf. "Du Idiot! Sie hätte ertrinken können!", fuhr er einen der anderen an. "Sie hätte doch einfach schwimmen können, wenn sie nicht zu dumm dafür wäre!", entgegnete Tim. Also hatte er mich ins Wasser geschubst. Kacke, was für ein Mistkerl. "Bist du so schwer von Begriff oder tust du nur so? Sie kann nicht schwimmen!" "Was?! Wieso das denn? War sie zu blond dafür oder was?!" Jetzt reichte es mir. Ich sprang auf und wollte Tim gerade anschreien, als mir extrem schwindelig wurde und ich ziemlich unelegant zurück in Richtung Boden fiel. Im letzten Moment wurde ich festgehalten und langsam auf den Boden gelassen. "Was machst du nur für Sachen?", hörte ich die Stimme meines Vaters. "Mein Kopf-", fing ich an, aber mein Vater unterbrach mich. "Ich weiß." Er nahm mich im Brautstil hoch und trug mich auf die Terrasse des Hauses. Ich schloss meine Augen, denn die vielen Eindrücke aus der liegenden Perspektive gefielen meinem Magen ganz und gar nicht. "Was ist passiert?", hörte ich Leons alarmierte Stimme. "Das kannst du mal deinen lieben Herrn Sohn fragen. Er hat Katharina ins Wasser geschubst!" "Und was ist daran ein Problem?" "Katharina hat eine Heidenangst vor Gewässern und hat deswegen niemals Schwimmen gelernt!" "Ich rede mit Tim. Tut mir Leid Markus." "Schon okay, aber alles was mir wichtig ist-" und Leon vervollständigte: "Und was mir etwas bedeutet." Irgendwie passte dieser Satz zu der Art meines Vaters. Er redete oft so. Ich spürte wie eine Decke über mich gelegt wurde und meine Mutter zog mir die nassen Sachen aus und die trockenen an. Dann trug mein Vater mich zur Hollywoodschaukel und legte mich vorsichtig darauf. Das leichte, kaum spürbare Schaukeln beruhigte mich und irgendwann driftete ich ab ins Land der Träume.
Wörter: 1108
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Die zweite Generation der Wilden Kerle
Fanfiction6 Wochen. 6 Wochen Sommerferien, die die ehemaligen Wilden Kerle gemeinsam mit ihren Familien in einem wunderschönen Haus am See verbringen wollen. Alles war perfekt geplant und strukturiert, aber leider läuft das Leben nie nach Plan. Was tun, wenn...