Katharina pov
Was einem anfangs fremd und komisch vorkommt, wird irgendwann zur Gewohnheit. So war es auch bei mir. Hatte ich am Anfang meine Schwierigkeiten mit der Fabrik, dem Essen und den Vampiren, so hatte ich mich mittlerweile daran gewöhnt. Ich wusste nicht genau wie viele Tage ich schon hier war, ich wusste nur, dass es mir jeden Tag besser gefiel. Es kam mir schon wie ein richtiges Zuhause vor und ich war mir sicher, dass ich hier bleiben und hundert Jahre mit Xun verbringen wollte. Dieser riss mich mit seiner unnatürlichen Stimme aus meinen Gedanken. "Guten Morgen." "Guten Morgen. Was machen wir heute?" Ein belustigtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen und steckte mich sofort an. "Wir spielen heute S6 3D." Mit großen Augen schaute ich den Vampir an und sprang dann auf. Die Klamotten, die sich mittlerweile alle zusammengestellt in einem großen Kleiderschrank befanden, waren schnell herausgesucht und ich verschwand im Badezimmer. Meine Morgenroutine fiel heute deutlich knapper aus als sonst, aber ich freute mich einfach total. Ich zog mich um und schminkte mich, dann lief ich zurück in die Gruft, wo Xun noch immer auf mich wartete. Ich verschränkte unsere Hände miteinander und wir gingen zusammen zur großen Halle, wo schon die anderen warteten. Xun erklärte allen die Regeln und wählte die Mannschaften aus. Wir spielten Vampire gegen Menschen, aber weil Jan ja auch ein Vampir war spielte Shakin bei uns mit. Die Blondine versuchte Tim den Kopf zu verdrehen, aber es schien bis jetzt noch nicht richtig funktioniert zu haben. Mit ihren langen Haaren und den hellen Augen wirkte sie wirklich magisch, aber auch manchmal etwas eingebildet. Wie ich von meinem Bruder erfahren hatte war das auch die Bedeutung ihres Namens. "Shakin" hieß übersetzt "eitel". Ich übernahm die Rolle des Torwarts, in der gegnerischen Mannschaft machte das Qari. Als erstes gingen Sophie und Marie aufs Feld, wo sie gegen Yar und Cilin spielten. In der Halle wurde es dunkel, die Lichter an den Toren gingen an und der Ball flog aus der Decke. Unten waren die anderen kräftig am Kurbeln, aber anscheinend brauchten sie noch etwas Übung, denn Marie und Sophie verfehlten beide den Ball. Die Kugel landete bei den beiden kleinen Vampiren und diese starteten sofort einen Angriff. Man merkte, dass die andere Mannschaft viel geübter war. Ihre Bewegungen ließen das Spiel laufen und es gab keinen Ballverlust bei den Vampiren. Die beiden Kleinen flogen gerade auf mich zu und Cilin holte aus und schoss in meine Richtung. Ich versuchte mich an die ganzen Ratschläge meines Vaters zu erinnern, aber dafür blieb jetzt keine Zeit. Ich verließ mich einfach auf meinen Instinkt und der enttäuschte mich nicht. Ich sprang in die richtige Richtung und faustete den Ball weg. Sofort rappelte ich mich wieder auf, bereit für den nächsten Schuss. Danach sah es jetzt allerdings nicht aus, denn Sophie und Marie legten wahre Traumpässe hin und waren jetzt vor dem gegnerischen Tor. Sophie holte aus und schoss, aber nicht aufs Tor. Der Ball flog zu Marie und die haute jetzt mit voller Wucht auf den Fußball. Qari hatte sich von Sophies Manöver ablenken lassen und lag von seinem Hechtsprung noch auf dem Boden, weshalb er keine Chance hatte. Marie traf ins Netz, dass es klatschte. Wir brachen in Jubeln aus und die beiden Mädchen gaben sich ein High-Five. Die Teams wurden gewechselt und jetzt spielten Shakin und Tim aus unserer Mannschaft gegen Jan und Jacayl. Alle gingen auf Position und es lief genauso ab wie beim ersten Mal. Der Ball kam aus der Decke und diesmal waren wir darauf vorbereitet. Tim schnappte sich die Kugel sofort und flog auf Qari zu. Shakin flog auf der anderen Seite der Halle mit und Tim passte zu ihr. Jetzt konnten wir feststellen, dass sie wirklich gut war. Geschickt tunnelte sie Jan und holte sich den Ball sofort wieder. Sie spielte zu Tim, der direkt vor dem Tor war. Er schoss, aber Qari erwischte den Ball mit der Fingerspitze und er landete in der Mitte der Halle, wo Jacayl ihn annahm. Sie und Jan passten sich den Ball so schnell zu, dass ich mich mit den Augen wirklich beeilen musste. Dann holte Jacayl plötzlich aus und haute den Ball in meine Richtung. Ich sprang nach rechts und faustete die Kugel weg, aber plötzlich war Jan da und schoss wieder auf das Tor. Ich sprang auf und rannte hin. Geradeso prallte der Ball an meiner Handinnenfläche ab. Jetzt drohte erstmal keine Gefahr, denn Jan und Jacayl waren beide auf der anderen Seite. Auf einmal sah ich wie Jan sich auflöste. Verwirrt versuchte ich ihn zu finden, aber er war einfach weg. Im nächsten Moment flog er vor mir, bekam den Ball von seiner Freundin und schoss. Ich hatte keine Chance, das sah ich sofort, aber damit wollte ich mich nicht zufrieden geben. Ich sprintete auf die andere Seite des Kastens, vergeblich. Der Ball knallte ins Netz und ich auf den Boden, denn mein Hechtsprung war zu kurz gewesen. Mit meiner Faust haute ich auf den Boden und nahm die Kugel hoch. Als ich aufstand schaute ich direkt in Jans süffisantes Grinsen, das mich regelrecht anekelte. Ich schmiss den Ball in ein Rohr hinter dem Tor und die Teams wechselten wieder. Jetzt spielten Lukas und Stella gegen Galmada und Xun. Sobald er auf seine Position ging, musste ich lächeln. Wie perfekt er da stand und sich die Seile am Gürtel festmachte. Dann wurde es dunkel und ich konzentrierte mich wieder. Die Lichter an den Toren gingen an und der Ball kam aus der Decke. Ich sah wie er bei Xun landete und dieser flog augenblicklich in die Luft. Grinsend vollführte er ein paar Tricks, die mir unweigerlich ein Seufzen entfuhren ließen. Plötzlich ging alles ganz. schnell. Xun passte zu Galmada und diese löste sich in Luft auf. Kurz vor meinem Tor erschien sie wieder und holte aus. Aber dieses Mal würde ich mich nicht so leicht unterkriegen lassen. Ich sprang mit den Füßen voran nach rechts und kickte den Ball aus dem Tor. Kaum, dass ich auf dem Boden gelandet war, stand ich schon wieder auf. Xun näherte sich mir erneut mit der Kugel, aber bei Fußball kannte ich keine Verliebtheit. Ich fixierte den Fußball und den Fuß, der jetzt ausholte und abzog. Ich hatte nur wenige Millisekunden Zeit, um die Flugbahn zu beobachten, dann war ich mir sicher, dass ich nach links springen musste. Ich tat es und behielt Recht. Der Ball flog mir direkt in die Arme und ich ließ ihn nicht los, bis ich aufgestanden war. Ich warf die Kugel etwas hoch und schoss dagegen als sie wieder auf meiner Höhe war. Mit einem weiten Bogen flog das Ding übers Feld und landete bei meinem Bruder. Dieser passte zu Stella und die beiden starteten einen vielversprechenden Angriff. Als nicht nicht mehr viel Platz zwischen den beiden und dem Tor war, holte mein Bruder aus und ich wusste ganz genau,was er vorhatte. Er verwandelte den Ball in seinen Spezialschuss und wie immer traf er. Der Ball klatschte ins Netz und sofort brachen wir in Jubelgeschrei aus. Ich kletterte von der Plattform herunter und rannte zu den anderen. Wir machten einen Kreis und legten unsere Hände aufeinander. "Wer hat es geschafft?", fragte ich grinsend und bekam einstimmig zur Antwort: "Wir haben es geschafft!" Mein Blick fiel auf Shakin, die uns schmunzelnd beobachtete. Ich lächelte ihr zu und sie erwiderte es. Dann sah ich zu Jan und entdeckte ihn knutschend mit Jackie. Auf einmal stand Xun hinter mir und drehte mich zu sich. Ich grinste ihn schelmisch an, beugte mich vor und küsste ihn liebevoll. Er ergriff meine Hand und zog mich hinter sich her. Ich folgte ihm lachend und fragte immer wieder wo wir hinliefen. Irgendwann standen wir in meiner Gruft und schauten auf den Sonnenaufgang. "Ich kann nicht mehr lange warten und ich bitte dich. Werde so wie ich." Ich legte meine Hände um seinen Hals und schaute leicht zu ihm hoch. Xuns helle Augen blitzten und ich wusste, dass jetzt ein Entscheidung fällig war. Ich atmete tief durch und beugte mich dann vor. Meine Lippen legten sich auf seine, meine Augen schlossen sich automatisch. Wir küssten uns bis wir keine Luft mehr hatten, dann lösten wir uns voneinander und schauten uns tief in die Augen. Sein Blick war fragend und ich nickte kaum merklich. Er grinste mich glücklich an, befreite meinen Hals von Haaren und ich spürte seine kühle Hand in meinem Nacken. Er riss den Mund auf, fauchte und beugte sich zu meinem Hals. Dann spürte ich die spitzen Zähne, die in meine Haut eindrangen. Ein Ruck ging durch meinen Körper, ich spürte die fremde Flüssigkeit. Sie durchströmte mich und ich spürte sofort die Veränderung. Kurz schien mein Körper zu brennen, aber dann war es auch schon vorbei und ich genoss das neue Gefühl. Meine Augen, die ich unbewusst geschlossen hatte, öffnete ich jetzt wieder und schaute zu Xun. Er lächelte und ich lächelte zurück. Ein kurzer Kuss, dann nahm er meine Schultern und stellte mich etwas von sich weg. "Du siehst toll aus. Aber noch nicht wie ein richtiger Vampir." Er schnipste und plötzlich trug ich ein schwarzes, körperbetontes Kleid und schwarze Schuhe. An meinem Handgelenk fand sich ein Armband und in meiner Hand hielt ich eine schwarze Tasche (Outfit oben). Fragend schaute ich Xun an. "Da ist Wachs drin. Die spitzen Zähne werden am Anfang etwas unangenehm sein und dir in die Wange schneiden, aber wenn du regelmäßig das Wachs verwendest, wird es schnell besser." Er lehnte seine Stirn an meine Stirn und schaute mich an. "Wie fühlst du dich?", erklang es leise aus seinem Mund. Es lag so viel Gefühl in der klangvollen Stimme, dass ich nicht anders konnte als zu lächeln. "Gut. Es ist ungewohnt, aber gut." "Schön.Wir sollten dich den anderen präsentieren." Er griff nach meiner Hand und wir verließen die Gruft. Gemeinsam rannten wir zurück zu den anderen in der Halle. Xun bedeutete mir vor der Tür stehen zu bleiben. Er ging in die Halle und redete kurz. Genaues konnte ich nicht verstehen, aber dann hörte ich meinen Namen und ging hinein. Alle starrten mich an, die Noch-Menschen waren besonders entdetzt. Ich stellte mich neben Xun und er küsste mich liebevoll. Dann schaute ich in die Runde und entdeckte meinen Bruder. Ich ging zu ihm und sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. "Wieso hast du das getan?" "Es gab für mich keinen Grund mehr darauf zu verzichten. Ich liebe Xun und das will ich auch in den nächsten hundert Jahren tun." "Wenn es dein freier Entschluss ist, muss ich das wohl akzeptieren. Du bleibst trotzdem meine Lieblingsschwester." Ich musste grinsen. "Und du mein Lieblingsbruder." Ich schaute zu den anderen, aber Stella, Marie, Sophie und Tim musterten mich als wäre ich Abschaum. Innerlich seufzend wandte ich mich ab und ging zu Xun. Die kleine Versammlung löste sich auf, jeder ging seinen Weg. Ich würde den Morgen mit Xun in meiner Gruft verbringen.
Wörter: 1824
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Die zweite Generation der Wilden Kerle
Fanfiction6 Wochen. 6 Wochen Sommerferien, die die ehemaligen Wilden Kerle gemeinsam mit ihren Familien in einem wunderschönen Haus am See verbringen wollen. Alles war perfekt geplant und strukturiert, aber leider läuft das Leben nie nach Plan. Was tun, wenn...