Kapitel 4 - tears stream down my face

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Ich lief mit schnellen Schritten durch die Straßen. Ich hatte Tränen in den Augen und langsam wirklich Mühe sie zurück zu halten.

Ich war einfach weg gelaufen. Zu Hause hatte ich sowieso nur Stress, weil ich ja so oder so einfach alles falsch mache.

Jetzt war ich auf dem Weg ins Nichts. Wo das war, wusste ich nicht. Ich wollte nur einfach nicht mehr zu Hause sein.

Ich kam am Park vorbei. Hinter der Großen Wiese war ein kleines Stück Wald. Es schien perfekt...

Also lief ich mit gesenktem Kopf über die Wiese, denn niemand sollte meine Tränen sehen.

Als ich in dem Wald ankam, blieb ich stehen und sah mich um.
Hier waren nichts als Bäume. Und niemand war hier. Ich war alleine. So wie ich es liebte. Alleine. Ohne irgendjemanden der dir sagte was du tun sollst, was du falsch machst, oder wie du bist.

Alleine sein, bedeutet für mich frei sein. Frei von allem. Frei von Sorgen. Frei von Problemen. Frei von Gedanken.

Ich zittere leicht und kann die Tränen nun endgültig nicht mehr zurück halten. Es hat keinen Sinn mehr, es zu probieren.

Die Tränen bahnten sich über mein Gesicht, suchen sich ihren Weg über mein Kinn und fallen auf den Boden. Ich stehe einfach nur da und lass die Tränen über mein Gesicht laufen. Meine Arme hängen neben meinem Körper und ich mache mir nicht die Mühe die Tränen weg zu wischen.

Im Gegenteil. Ich weinte so viel, wie ich noch nie in meinem ganzen Leben geweint habe. Uns ich ließ es einfach zu.

Ich atmete tief ein und hörte für einen Moment auf zu weinen. Ich schloss die Augen und hörte nur dem Singen der Vögel zu. Sie waren frei. Sie konnten immer wegfliegen. Sie konnten auf die Welt hinab sehen und über uns denken, was sie wollten. Und sie konnten es sagen, denn niemand verstand es.



Meine Worte verstand jeder, doch was ich meinte, nur die Wenigsten.



"Fly?" höre ich eine leise Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um und bereute es im gleichen Moment schon wieder, denn vor mir stand Sam. Und meine Augen waren rot geheult.

"Fly, ist alles in Ordnung?" Was für ein schlaues Kind... Ich nickte. "Klar." Meine Stimme klang heiser und kraftlos.

Sam schüttelte den Kopf. "Was ist los Fly?" Ich schluckte. "Nichts" sagte ich und machte Anstalten zu gehen. Doch bevor ich einen Meter weit kam, hielt Sam mich fest.

"Ich hab dich gesehen Fly. Du hast geweint. Hör auf das Abzustreiten. Sag mir lieber was los ist."

"Warum sollte ich das tun?" Ich sah ihn an. Er blickte mir direkt in die Augen.

"Weil ich weiß, dass es dir nicht gut geht."

Ich schluckte. Er wusste das es mit nicht gut ging. Es gab jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder er meinte, mir geht es in diesem Moment nicht gut, klar er hatte mich weinen sehen... Oder... Ich schüttelte in Gedanken den Kopf. Das konnte nicht sein. Oder doch?

Vielleicht bedeutete sein 'dir geht's nicht gut' 'in diesem Moment geht's dir nicht gut' oder er meinte 'ich sehe genau, dass es dir nicht gut geht. Gar nicht gut, in dieser Welt.'

Ich müsste ihn fragen, aber wenn er das erste meinte, müsste ich ihm das Zweite erklären.

Ich blieb einfach stehen und wagte es kaum zu atmen. Sam hielt mich leicht am Arm fest. Er sah mich an, doch ich wich seinem Blick aus..

"Fly?" flüsterte er leise. Ich presse meine Lippen zusammen und versuchte meine Tränen zurück zu halten. 

"Was ist los?" seine Stimme klang fürsorglich. So ruhig und einfühlsam. Ich konnte es ihm unmöglich erzählen und wenn er die Briefe schrieb, dann würde er es wissen. Also lass dich nicht von ihm beirren, dachte ich und schüttelte seinen Arm ab. 

Ich rannte los. Durch den Wald. ich wollte nicht zu Sam. Ich wollte weg gehen und zwar schnell. 

Ich lief weiter durch den Wald und hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass Sam mir dicht auf den Fersen war, doch hätte ich mich umgedreht, wäre ich ihm möglicherweise direkt in die Arme gerannt und das wollte ich nicht riskieren. 

Also rannte ich weiter, meine Kräfte ließen immer weiter nach, doch ich hörte nicht auf zu rennen. Ich verlangsamte nicht mal mein Tempo. 

Doch plötzlich stolperte ich. Meine Beine gaben nach und ich fiel der Länge nach auf den Waldboden. Ich brach in Tränen aus. Weniger wegen den Schmerzen, die sich in meinem Fuß breitmachten, als wegen meinem ganzen Leben. 

Mein ganzes Leben, das so wie so schon am Arsch war. 

Meine Ganzen Gefühle, die niemanden interessierten. 

Meine Tränen, die niemand sah. 

Meine zerbrochenes Herz, dass nur ich fühlte. 

Alles. Alles war vorbei. 

Es hatte keinen Sinn mehr. 

Ich schluchzte laut auf, 

"Fly!" schrie jemand. Es war Sam. Er ließ sich neben mich  auf die Knie fallen und hob meinen Kopf an. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. 

"Fly." flüsterte er jetzt und drücke meinen Kopf gegen seinen Körper. Ich ließ mich einfach in seinen Armen fallen und weinte. 

Er hielt mich fest und strich mir vorsichtig über die Haare. 

Ich lag in seinen Armen und wartete darauf, dass meine Tränen aufhören würden. 

Doch das taten sie lange nicht. 

Ich lag mindestens eine halbe Stunde in Sams Armen und weinte. 

Irgendwann atmete ich tief ein und setzte mich auf. Sam sah mich an. "Was ist los Fly? Ich sehe schon lange, dass es dir nicht gut geht, aber sag mir was mit dir los ist. Bitte."

Ich biss mir auf die Unterlippe und starrte auf den Boden. Sollte ich es ihm erzählen. 

"Fly, bitte." sagte er leise. "Ich.. ich mach mir Sorgen um dich Fly."

Ich atmete ein. Dann fing ich an zu reden. Von allem. Über meine Familie, mein Leben und alles, was keiner sah. 

Doch von den Briefen erzählte ich ihm kein Wort. Vielleicht würde ich es ihm irgendwann erzählen, doch noch nicht jetzt. 

Es tat gut mal jemanden zu haben, der zuhörte. Den es interessierte, was du dachtest, oder wie es dir ging. 

Sam saß die ganze Zeit da. Er sah mich an. Aber er sagte nichts. Nicht ein Wort. Er saß da und hörte zu. 

Am Liebsten wäre ich für immer hier geblieben. Nie wieder nach Hause. Nie wieder die alltäglichen Gesicher. Nie wieder die alten Gefühle. Nie wieder die ganzen Tränen. 

•••

Hier ist ein neues Kapitel für euch :D 

Ich glaube es ist nicht ganz so lang wie die anderen aber ich bin mir nicht ganz sicher ;) 

Die Widmung geht an@1DMusicLover4488 

weil sie einen süßen lieben kommentar geschrieben hat :) <3 Dankeschön :**

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Annyyy xx

Dear Fly...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt