Kapitel 6 - They should never know

796 45 6
                                    

Ich schulg die Augen auf und fand mich in meinem Zimmer wieder. Das erste was mir in den Sinn kam, war Sam. Sein Lächeln. Seine Augen. Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. Doch dann holte mich die Stimme meiner Mutter wieder auf die Erde zurück. 

"Fly! Aufstehen!" rief sie. Ihre Stimme klang genervt. Schon am frühen Morgen genervt, war kein gutes Zeichen. Ehr im Gegenteil. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und krammte in meinem Schrank nach Klamotten. 

Nach einer Weile hatte ich mich für eine helle Jeans und einen pinken Hoddie mit der Aufschrift "London" entschieden. Ich zog mich schnell an und bürstete meine Haare. Ich stand vor dem Spiegel in meinem Zimmer und sah mich an. 

Ich war einfach nicht zufrieden mit mir. Mein Gesicht hatte eine völlig falsche Form und meine Oberschenken fand ich einfach viel zu dick. Meine Haare sahen irgendwie komisch aus, also band ich sie zu einem Pferdeschwanz zusammen, doch auch das brachte nichts. Seuftzend ließ ich meine Haare wieder über meine Schultern fallen. 

In diesem Moment gab mein Handy ein Piepen von sich. Ich wante mich von dem Spiegel ab und ging zum Nachtisch, wo mein Handy lag, denn gestern Abend hatte ich noch lange Sms mit Sam geschrieben. Auch diese Sms war von ihm. 

Guten Morgen <3 :**

Diese zwei Worte machten meine Laune schon viel besser, doch dann fiel mir ein, dass ich noch von zu Hause weg musste. Es klingt jetzt als wäre das so ein riesen Drama, aber ich will ihr einfach nur noch raus. In diesem Haus, mit diesen Leuten fühle ich mich einfach nicht wohl. Ich hatte immer das Gefühl, das ich gar nicht dazu gehören würde.

Mein Handy piepte erneut. Wieder eine Sms von Sam. 

Wow, du bist der einzige Mensch, bei dem ich mich sogar auf SCHULE freue :** :D <3 

Ich musste leise Lachen. "Mit wem schreibst du denn jetzt schon wieder? Du bist doch gerade erst aufgestanden." Plötzlich stand mein Vater vor mir. Von Anklopfen hatte er wohl auch noch nichts gehört.

Ich hielt einfach meinen Mund und sagte nur beim Rausgehen "Guten  Morgen." 

Ich habe mich gerade darüber gewundert wie schnell man plötzlich gute Laune kriegen kann, und jetzt wurde mir klar, dass man genauso schnell schlechte Laune kriegen konnte, denn in diesem Moment war meine  Laune gekippt. 

Ich lief die Treppe runter und setzte mich an den Tisch. Meine Mutter stellte Toastbrot auf den Tisch und beachtete mich gar nicht. "Morgen." murmelte ich leise. "Red lauter." bekam ich nur als grobe Antwort. 

"Sorry, hab keinen Hunger." sagte ich etwas lauter und stand wieder auf. Mir war auf irgendeine Weise schlecht geworden. Ich hielt es einfach nicht aus. Ich wollte nur noch weg. 

Weg von diesen Menschen. Diese Familie, wenn man das Familie nenen kann. 

Raus aus diesem Haus. Weg von allem. 

Es war erst viertel nach sieben und eigentlich viel zu früh um in die Schule zu fahren, aber trotzdem packte ich meine Sachen und verabschiedete mich schnell. Ich fuhr langsam. Sehr langsam. Und trotzdem war es gerade mal halb acht, als ich mein Fahrrad an der Schule abstellte. 

"Hey" sagte jemand hinter mir. Ich drehte mich um und wurde direkt in eine Umarmung von Sam gezogen. "Was machst du denn schon so früh hier?" fragte er mich lächelnt und küsste mich leicht auf den Mund. 

"Ich hatte kein Bock mehr auf zu hause." sagte ich nach einer Weile. Er sah mich an. "Das wird wieder." sagte Sam leise. Ich nickte zarghaft. "Hoffentlich." flüsterte ich. "Und wenn nicht, dann kommst du zu mir. Ich bin immer da!" Ich lächelte. "Danke." flüsterte ich. 

Dear Fly...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt